Eine Band, die unter dem Namen DOOMSPATZE an den Start geht, hat nicht bloß die Lacher auf ihrer Seite, sondern weckt auch Neugier: Kölscher Doom – das klingt selbst für einen grummeligen Westfalen nach längerem Überlegen irgendwie naheliegend. Doch was trifft auf dieses (einmalige) Experiment nun eher zu – "Et hätt noch emmer joot jejange" (der 3. Artikel des Rheinischen Grundgesetzes), oder doch die lokale Lebensweisheit "wat nix is, dat is nix"?

Das Trio, das am Abend des 03. Februar 2018 die Bühne des Artheater in der Do(o)mstadt besteigt, und dem während des Auftritts einige Musikerfreunde assistieren, zeigt sich zu zwei Dritteln karnevalesk behütet, sonst jedoch bodenständig wie frohgemut. Im Handumdrehen rollt es einen bluesigen Teppich aus, und macht es sich auf selbigem gemütlich, wobei eher psychedelische als doomige Klangfarben aufleuchten. Der lässige Groove macht Laune, wird vom Gastgitarristen noch verstärkt, und lockt nach einigen Minuten sogar seine hochwürdevolle Eminenz herbei, die vom Publikum freudig begrüßt wird. Der Pfaffe lässt sich nicht lange bitten und rezitiert zwischen ausufernden Stoner-Vibes Auszüge aus dem kommunistischen Manifest – oder wie es hier heißt: Et Manifeß vum Marxens Karl un dem Engels Frieder, in et Kölsche üvverdrage – und scheint dabei von Botschaft, Musik sowie aus den Reihen des Publikums heraufwallenden Freudenbekundungen so ergriffen, dass es ihn in der Tat niederlegt, und er zur Entspannung die hübsch bestrumpften Waden in die Höhe reckt.
Beim letzten Song des kurzweiligen Sets liefert CATAPULCO-Sänger Matze eine erste Kostprobe seines Könnens mit einer eigenwilligen Interpretation der Beatles-Nummer „Tomorrow Never Knows“ – und die hat sich gewaschen: "Das klingt fast so, als ob Eric Wagner (Trouble) ein Lied von BAP singt", kommentiert eine Dame im Publikum begeistert, während mich Stimmfarbe und Ausdruckskraft eher an Nick van Delft (Zodiac) erinnert. Äußerlich hingegen könnte es sich um einen Neffen von Messiah Marcolin handeln – also irgendwie doch Doom vom Feinsten?! Selbigen lässt die Band jedenfalls nach eigenem Bekunden „en Kölle“ – ein weiterer Gig ist nicht angedacht. Wieso, weshalb, waroom – die Spatzen pfeifen es nicht von den Dächern…

CATAPULCO spielen heute ebenfalls ihr erstes Konzert, lassen sich von den doomigen Vögeln jedoch hoffentlich nicht mit diesem Erster-Gig-gleich-letzter-Gig-Firlefanz anstecken. Zweifelsohne fühlt sich das Sextett im bluesigen Hard / Psychedelic Rock pudelwohl und legt ein Debut auf die Bühnenbretter, das sich sehen und vor allem hören lassen kann. Ob es an der Aufregung liegt, dass Matthias "Matze" Voigt zwischendurch den Entertainer gibt? Bei grundsympathischer Ausstrahlung hat er das kaum nötig, denn seine Gesangsdarbietung bleibt selbst beim Deep-Purple-Cover "Highway Star" bemerkenswert souverän – und an diesem Song, vor allem Ian Gillans Vorlage haben sich bereits einige verhoben… heute Abend wird der Klassiker allerdings so begeistert abgefeiert wie im Grunde jeder andere Song, wobei es die Jungs sichtlich freut, dass der Refrain der Eigenkomposition „Bird Of Prey Supreme“, einer wunderbar entspannten Nummer, ab der zweiten Hälfte des Songs vom Publikum übernommen wird. Nennt man wohl Liebe auf den ersten… Ihr wisst schon. Zwei Sängerinnen untermalen das ebenfalls fröhlich ausufernde "With A Little Help From My Friends" mit wohligem Timbre, bevor noch eine hurtige Zugabe zum Besten gegeben wird, und das Bühnen-Debut von CATAPULCO auch schon wieder Geschichte ist - eine, die nach Fortsetzungen ruft, wohlbemerkt.

FAZIT: Seit den leider nach einer einzigen grandiosen EP verblichenen Muddy Mistress aus Solingen und dem Heimgang von Zodiac liegt die Hoffnung in Sachen Blues / Hard Rock aus NRW nun auf den Schultern von CATAPULCO, und die auf Bandcamp veröffentlichte EP untermauert diesen starken ersten Eindruck. Bleibt noch die Frage offen, warum die DOOMSPATZE dumm schwatze – anstatt weiterzumachen. Dat war doch nich nix! (Sage ich mal so als Sauerländer.)