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Interview mit Circadian Pulse (28.04.2013)

Circadian Pulse

Wir unterhielten uns mit Bassist Simon und bekamen neben dem Erwartbaren (Australiens Metal-Szene saugt) auch Eindrücke aus dem Songwriting-Prozess zur ersten EP seiner Prog-Band geliefert.

Wie wurdet ihr musikalisch sozialisiert, und was hat euch dazu bewogen, eure Instrumente in die Hand zu nehmen?

Jeder von uns kam irgendwann mit Metal in Kontakt und begeisterte sich ab diesem oder jenem Punkt für maßgebliche Bands wie DREAM THEATER, auf die wir uns wohl bis heute alle Mann am ehesten einigen können. Was das Musizieren selbst angeht, waren es wohl die Virtuosen auf den jeweiligen Instrumenten, die uns einen Ansporn gaben, und das ist auch bis heute so geblieben: Wir versuchen stets, uns beim Spielen weiter zu puschen.

Wie seid ihr ausgerechnet an Lasse Lammert fürs Mastering geraten?

Dean Wells von den Shredville Studios in Melbourne hat die EP abgemischt und ihn empfohlen, da er häufiger mit ihm arbeitet.

Was gab euch im Kollektiv den Anreiz, diesen erzklassischen Prog Metal zu spielen?

Na ja, wir lieben diesen Stil privat und sind vor allem darauf aus, der stiefmütterlich behandelten australischen Szene zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. Wie du richtig mit deiner Frage andeutest, gibt es tatsächlich zwei Deutungsarten für den Begriff Progressive Metal, eben einmal als Genre, das durch Combos wie SYMPHONY X und FATES WARNING geprägt wurde, und darüber hinaus im Sinne von fortschrittlich gedachtem Heavy Metal, der demnach anders als die etablierte Form klingt und den Stil gewissermaßen weiterführt.
Das Genre erhielt seinen Namen deshalb, weil es einst der zweiten Definition gerecht wurde und Elemente des alten Progressive Rock hinzufügte. Mittlerweile sind diese Bestandteile natürlich obligatorisch und selbst zu Stilmerkmalen geworden, etwa der klangliche Eklektizismus, Konzeptalben, technisch forderndes Spiel und ungewöhnliche Songstrukturen. Innerhalb dieses Rahmens verorten wir CIRCADIAN PULSE, was es uns ermöglicht, kreative, schrankenlose Musik zu machen, wobei wir uns der Tatsache bewusst sind, dass wir im gleichen Maß dem Genre Prog Metal verhaftet sind und das Rad nicht völlig neu erfinden können. Als generisch wollen wir uns andererseits trotzdem nicht bezeichnen lassen, denn wir schrecken bei aller Stiltreue nicht vor Experimenten zurück, und letztlich ist es auch gleich, wie man das Kind nennt, solange die Musik im Ergebnis interessant bleibt und als schlicht gut empfunden wird.
Folglich gibt es genügend gute Gründe dafür, bereits betretene Pfade weiterzuverfolgen. "Failed By A System ist im Grunde genommen ein recht geradliniger Metal-Song mit vernachlässigbaren Prog-Parts, aber das war eine bewusste Entscheidung für uns. Letztlich geht es auch in erster Linie um das, was man ausdrücken möchte, und dazu sind alle Mittel recht.

Gutes Stichwort: "Failed By A System" spricht von einer Person, die um Hilfe bittet und keine erfährt; erläutert den Inhalt bitte genauer.

Der Song beruht zwar auf einer persönlichen Erfahrung, drückt aber auch allgemein aus, wie unbeweglich Gesellschaften als Systeme sind. Hilfe leisten wir einander auf mechanische Weise und unter Gesichtspunkten der Effizienz, was völlig unpersönlich abläuft. Dementsprechend sind viele Maßnahmen zum Scheitern verurteilt, weil sie nicht das Individuum an sich betreffen, das fürderhin durchs Raster fällt.

"Hourglass" hingegen spricht Umweltfragen an - ein großes Thema für Australier generell?

Unser Sänger Adrian Sofia meinte neulich, der Song handle nicht von ölologischen Problemen, sondern die Unwägbarkeiten des Alltags an sich, wobei er sich auf Dinge konzentriert, die in der Jugend weniger auffallen als mit dem Alter.

War "No Return" ursprüglich als so langes Stück geplant?

Ja, wir wollten wenigstens ein Stück auf diese epische Schiene legen, und ich finde, die Länge ist gerechtfertigt. Der Song strotzt vor Abwechslung und wurde penibel arrangiert, um den Lyrics gerecht zu werden und gleichzeitig auch die instrumentalen Passagen nicht zu kurz kommen zu lassen.

"Sea Of Sand" evoziert Bilder von der Wüste, aber worin besteht die Verbindung zum darauf folgenden "Without Love"?

Das Stück geht aufs Konto unseres Keyboarders Dave Holley, und "Without Love" wurde von Adrian geschrieben, also haben beide Tracks nichts miteinander zu tun.

Welchen Problemen steht ihr als Band von Down Under gegenüber?

Zunächst einmal ist die Szene für Progressive Metal hier unten sehr überschaubar, obwohl unsere Heimatstadt Melbourne knapp über vier Millionen Einwohner hat. Im Vergleich dazu ist der Kontinent dünn besiedelt, also lässt sich kaum von einer richtigen Infrastruktur des Musikmarkts sprechen. Weltweit betrachtet stehen wir ebenfalls mehr oder weniger isoliert da, obwohl ein Vorstoß gerade in die USA und nach Europa sehr wichtig wäre.

Welche Ambitionen hegt ihr dessen ungeachtet für die Zukunft?

Mehr live zu spielen und die Werbetrommel weiter zu rühren.

Andreas Schiffmann (Info)
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