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Interview mit MARS MUSHROOMS (27.05.2023)

MARS MUSHROOMS

WENN DIE MUSIKALISCHEN PILZE VOM MARS IHRE HYPNOTISCHE WIRKUNG HINTERLASSEN

 

Thoralf (musikreviews.de): Hallo Christoph, hallo Michi, es ist jetzt wohl gut ein halbes Jahr her, dass wir Kontakt hatten. Damals ging es um den Erlebnisbericht einer Besucherin eures 2022er Jamkraut-Festivals. Als bei mir vor knapp zwei Wochen dann euer Newsletter in die Inbox flatterte, war ich schon etwas überrascht und dachte mir, dass es Zeit wäre mal ein neues, leicht improvisiertes Format mit Euch zu testen - ein durch Email-Verkehr entstehendes Gruppeninterview.

Lasst uns loslegen und erzählt bitte mal, was gerade los ist bei den mars mushrooms. Irgendwas muss passiert sein, oder?

Christoph (mars mushrooms): Es ist inder Tat was passiert. Vor ziemlich genau 25 Jahren, nämlich im Mai 1998, haben sich die mars mushrooms als Band gegründet. Gemäß künstlerischer Freiheit sehen wir also das komplette Jahr 2023 als unseren 25. Geburtstag an. Und um das anständig zu feiern, haben wir uns einfach extrem viel vorgenommen:

  • Gigs, Gigs, Gigs

  • Jamkraut 2 – also die Wiederholung unseres eigenen Festivals

  • Tolle Festival-Gigs

  • Ein neues Album aufnehmen

  • Und ein bereits aufgenommenes Album endlich veröffentlichen

Michi, meine Reihenfolge passt so natürlich nicht ganz, kannst Du bitte erklären, was wir am 20. April diesen Jahres (also vor gut zwei Wochen) veröffentlicht haben und was das Besondere daran ist?

 

 

Michi (mars mushrooms): Gerne. Am 20. April haben wir „Deep beneath the Woods“, ein sieben-stündiges Werk – verteilt auf drei Volumes – veröffentlicht. Dahinter verbirgt sich das erste gemeinsame Live Album mit unseren Freunden von Pelagic Zone. Unser Gemeinschaftsprojekt nennt sich Marslagic Shroomzone und mit dem sind wir auch beim Playing in the Band Summer Special 2021 aufgetreten – tief in den Wäldern Sachsens sozusagen. Das ist jedes Mal ein Riesen-Spaß und wenn unsere Bands gemeinsam auf der Bühne stehen und vor allem viel improvisieren, kommt oft viel Schönes dabei raus. Eigenlob stinkt zwar, aber die Musik an diesem Wochenende war wirklich magisch und uns war eigentlich schon währenddessen klar, dass das veröffentlicht werden muss. Hat jetzt zwei Jahre gedauert, aber gut Ding will Weile haben.

Christoph, haben wir einen Anspieltipp?

Christoph (mars mushrooms): Ich würde sagen, wer Marslagic Shroomzone verstehen will, sollte sich vielleicht Track 2 auf Volume 1 anhören. Der Track heißt „Treasures (PZ), Void (PZ) > Jam (MLSZ) > Elegy (MM)“. Hinter diesem tollen Titel verbirgt sich folgendes: Unsere Freunde von Pelagic Zone beginnen und spielen nahtlos ihre beiden Songs Treasures und Void, leiten direkt über in einen Jam in den wir mars mushrooms einsteigen und eine Zeit lang gemeinsam improvisieren und den wir mars mushrooms irgendwann alleine in unseren Song Elegy überleiten. Der übrigens auch noch einen Jam hat. Das Stück (naja, wenn man es als solches bezeichnen darf) ist ca. 37 Minuten lang.

Thoralf (musikeviews.de): Das ist also perfektes Radio-Format. Ich verstehe. „Deep beneath the Woods“ ist also auf einem Open Air Festival entstanden. Würdet Ihr Euch als Festival-Band beschreiben?

Christoph (mars mushrooms): Das kann man so oder so betrachten. Aus meiner Perspektive sind wir eine absolute Festival-Band und können insbesondere in den Abendstunden mit einer entsprechenden Licht-Show ein Festival-Publikum zum Abheben bringen. Klar, wenn die Musik selbst nicht ganz so sehr im Vordergrund steht und es mehr um Party geht, dann muss ein Festival vielleicht auf andere Bands setzen. In 2023 sind wir aber auch mit dem Psychedelic-Rock, dem Finkenbach und dem Burg Herzberg von drei besonderen Festivals gebucht worden, auf die wir auch perfekt passen. Auf dem Finki wird es unser zweiter Besuch sein und auf dem Herzberg ist es der erste nach gefühlt 24 erfolglosen Bewerbungen der Vorjahre.

Und da wir uns selbst eben doch ganz und gar als Festival-Band ansehen, haben wir seit 2022 mit „Jamkraut“ unser eigenes Festival…

Michi (mars mushrooms): …wobei, da würde ich gern reingrätschen, weil Jamkraut kein Festival im klassischen Sinne ist. Ja, wir spielen gerne auf Open Airs und fühlen uns da definitiv sehr wohl. Trotzdem gibt es einen Faktor, der für uns sehr wichtig ist und das ist die Spielzeit. Je länger, desto besser, desto entspannter sind wir und desto mehr können wir unsere Jams atmen lassen. Diese Freiheit nehmen wir uns bei Jamkraut, indem wir bewusst wenige Bands aufs Lineup setzen, lange Sets einplanen und das ganze Wochenende eher als einen epischen Gig ansehen - im Gegensatz zu vielen kurzen Slots. Dabei stehen wir dann auch selbst am Wochenende fünf Stunden auf der Bühne.

Diese Philosophie des sich Zeitlassens und des freien Improvisierens versuchen wir übrigens auf das ganze Festival-Konzept zu übertragen. Das fängt beim entspannten Aufbau mit vielen Freunden und der gesamten Dorfgemeinschaft an und hört bei den kleinen und großen Kunstinstallationen unserer Freundin Sophie auf. Jeder bekommt dabei die Freiheit und die Zeit, die er/sie braucht. Ganz zu schweigen von der wunderschönen, riesigen Holzbühne, die unser Gastgeber Hans komplett von Hand gebaut hat. Die wurde letztes Jahr quasi 10 Minuten vor Eintreffen der ersten Besucher fertig. Und das ist auch gut so. Naja, Christoph wünscht sich doch ein bisschen, dass Hans dieses Jahr wenige Minuten früher fertig wird. Aber mal ehrlich, Stress und Einschränkungen haben wir alle im Alltag genügend. Jamkraut soll das genaue Gegenteil sein. Und deshalb bekommt man bei uns auch mittags noch Frühstück.

Thoralf (musikreviews.de): Okay, verstanden: Entspannung als Band-Philosophie. Lässt sich das auch auf die Bands übertragen, die ihr für Jamkraut bucht? Müssen die auch entspannt sein?

Christoph (mars mushrooms): Naja, Entspannung ist ja deswegen auch Philosophie, damit sich die Bands darauf konzentrieren können, Musik zu machen. Um alles andere, inklusive der Entspannung, kümmern wir uns dann. Allerdings ist es schon richtig, dass wir darauf achten, dass die Musik zu unserem Gesamtkonzept passt.

Mit Pelagic Zone (Jamband-Act am Freitag) holen wir ja gute Freunde auf das Festival von denen wir wissen, dass sie reinpassen.

Marslagic Shroomzone spielen am Samstag und bestehen zu 100% aus mars mushrooms und Pelagic Zone, also eine weitere Jamband und ergo auch keine große Aufregung nötig.

Mit Midge’s Pocket (Americana, Blues, Rock) und Johnny & The Yooahoos (Bluegrass) aus Mühldorf haben wir zwei weitere Acts buchen können, die perfekt zu unserem kleinen Jamband-Festival passen.

Ja, und sowohl DJ Rote Rakete (Aftershowparty am Samstag), als auch die Kleinste Blaskapelle der Welt, die sich am Samstag um das Kinderprogramm für die ganz Kleinen kümmern werden, haben wir bei vergangenen Auftritten schon persönlich kennengelernt und in Aktion erlebt. Das wird schon insgesamt eine ganz runde Sache.

Vielleicht sollten wir noch dazu sagen: Jamkraut findet am 23. und 24. Juni 2023 in Adelmannsdorf bei Wolframs-Eschenbach statt. Alle Infos dazu gibt es auf https://www.jamkraut.de.

Thoralf (musikreviews.de): So – zurück aus der Werbepause – noch eine abschließende Frage. Michi oder Christoph, was macht eure Musik aus? Liegt vielleicht in der Musik selbst der Schlüssel dafür, dass ihr nach 25 Jahren immer noch Musik macht?

Michi (mars mushrooms): Gute Frage! Ich glaube, da ist tatsächlich was dran. Unsere Musik lebt von Spontaneität und der Freude am Improvisieren. Das hat zur Folge, dass kein Konzert dem anderen gleicht und jeder Song immer wieder neu interpretiert wird. So kann eigentlich keine Langeweile aufkommen und wir müssen (dürfen) uns immer wieder auf Unerwartetes einstellen.

Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Ich glaube, der eigentliche Grund, warum wir auch nach 25 Jahren immer noch zusammen Musik machen, ist der, dass wir Freunde sind.

Thoralf (musikreviews.de): Jetzt aber wirklich meine letzte Frage. Wann gibt es mal wieder ein neues Studio-Album von Euch?

Michi (mars mushrooms): Naja, ein richtiges Studio-Album im klassischen Sinn haben wir ja schon lange nicht mehr gemacht. Obwohl wir in letzter Zeit immer häufiger drüber reden. Vielleicht ist das für 2024 dran. Aber 2023 arbeiten wir erstmal an einem weiteren Live-Album, das wir anschließend im Studio weiterdenken. Dafür gibt es bestimmt Fachbegriffe. Ich würde es einfach ein Live-Studio-Album nennen. Aufnahmen werden auf Jamkraut, auf dem Burg Herzberg-Festival und im November nochmal im MUZ-Club entstehen. Anschließend werden wir die besten Takes einiger neuer Songs mit ins Studio nehmen und nochmal richtig kreativ weiter bearbeiten. Auf welchem Medium das dann erscheint, wird sich zeigen. Ich tippe mal auf eine weitere Vinyl! Aber bis dahin wird bestimmt noch ein bisschen Zeit vergehen.

Thoralf (musikreviews.de): Bin schon gespannt! Herzlichen Dank Euch und sicherlich bis bald. Vielleicht beim Jamkraut-Festival.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info)
Alle Reviews dieser Band:
  • Mars Mushrooms - "MILK" (2021)