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Interview mit XIII (19.09.2012)
Es war schon eine kleine Überraschung, als der diese Zeilen schreibende Tastentraktator nach spontaner Recherche herausfand, dass es von den Isländern XIII im Jahr 2010 ein Lebenszeichen in Form von „Black Box“ gab. Da lag es nahe, dem gitarrespielenden, singenden Bandkopf Hallur Ingólfsson ein paar Fragen über den Stand der Dinge zu stellen. Sachlich und reserviert, aber fast immer informativ, nahm er sich unseren Fragen an.
Góðan daginn Hallur! Zuerst möchte ich mich bei Euch noch einmal herzlich für die Zusendung Eurer aktuellen Scheibe „Black Box“ bedanken. Nun ist diese Doppel-CD ja eine Art „Best Of“-Album, aber eben nicht nur, denn es finden sich auch ein paar neue Songs darauf. Weswegen habt ihr die alten Nummern (jeweils ein paar Tracks der ersten drei Alben, die kompletten Alben hingegen kann man sich mittels im Digibook gelisteter Downloadcodes kostenlos herunterladen – Anm. d. Red.) noch einmal auf Tonträger gepackt? Ich meine nämlich, dass „Salt“, „Serpentyne“ und „Magnifico Nova“ eigentlich noch ganz gut erhältlich sind – zumindest hier.
Kurz nachdem wir 2009 wieder zusammen gespielt hatten, stellten wir fest, dass eine Menge Leute unsere Musik mochten, doch hier in Island waren die alten Alben überhaupt nicht mehr erhältlich, und das schon sehr lang. Also haben wir uns dafür entschieden, die Alben zu remastern und zusammen mit neuem Material zu veröffentlichen, sodass die Fans die Alben, die Bandgeschichte und neue Songs als Gesamtpaket bekommen. Und diejenigen, die bereits die frühen Alben von uns besitzen, bekommen auf diese Weise eine „aktualisierte“ Version der existierenden Songs sowie neue Stücke.
Wurden die alten Nummern denn lediglich remastered, oder habt ihr hier und da noch etwas geschraubt und mit Overdubs gearbeitet?
Nur remastered, sonst nichts.
Im Jahr 2003 hätte ja ein Album namens „Wintersun“ erscheinen sollen, doch es fand aus verschiedenen Gründen (die man auf der Homepage der Band nachlesen kann – Anm. d. Red.) nie den Weg in die Ladenregale. Was kannst Du uns darüber erzählen.
Um es kurz zu machen: Nachdem sich das Album immer wieder verschoben hat, zuletzt bis Anfang 2005, haben wir, obwohl das Album sogar gepresst wurde, beschlossen, es nicht zu veröffentlichen.
Aus welcher Schaffensperiode sind die neuen „Black Box“-Songs eigentlich. Sind das eventuell sogar Songs dieses nie veröffentlichten Werkes? Oder habt ihr die „Wintersun“-Nummern komplett in die Tonne gehauen?
Die neuen Songs auf „Black Box“ sind tatsächlich einige „Wintersun“-Songs, die wir mit dem aktuellen Band-Lineup neu aufgenommen haben. Die anderen Stücke haben wir allerdings nicht verworfen, und wir haben uns auch noch nicht entschieden, was wir mit ihnen tun werden. Anstatt die Songs so zu veröffentlichen, wie sie auf „Wintersun“ zu finden sind, dachten wir uns, es sei sinnvoller, sie neu aufzunehmen, um den Leuten einen Eindruck zu vermitteln, wie die Band heute klingt.
XIII haben nun ja ganz schön lange pausiert, und das war auch nicht die erste Pause. Was kannst Du uns zu diesen Pausen und Splits erzählen? Und was hat Euch dazu gebracht, 2009 wieder gemeinsame Sache zu machen?
Was soll man schon groß dazu sagen? Nach der Enttäuschung über Nichtveröffentlichung von „Wintersun“ habe ich die Lust an XIII verloren und die Brocken hingeworfen. Es war zu anstrengend, hat zu lang gedauert, und letztendlich hat es mich aufgefressen. Ich hatte eine Menge anderer musikalischer Geschichten laufen, die funktionierten, und so habe ich meine Energien lieber darin investiert. Nun, zum 2009er Bandjubiläum haben wir uns alle wieder versammelt, und die Jungs haben großes Interesse daran bekundet, XIII wieder auferstehen zu lassen – der Rest dürfte klar sein.
Du sprachst es ja gerade an. Du bist – und warst – neben XIII auf zahlreichen anderen Baustellen tätig. Kannst Du den Lesern einen kleinen Einblick geben?
Ich schreibe eine Menge Musik für Filme und Theaterstücke. Das ist im Grunde mein Hauptberuf, aber genau so schreibe und schauspielere ich in Theaterstücken und Filmen. Was ich tue, ist sehr vielfältig und vielseitig (nachzuschlagen <a href=“http://www.13.is/“ target=“_blank“>hier</a> - Anm. d. Verf.)...
Du hast mit Halldóra Malín allerdings auch ein gemeinsames Projekt namens DISASTER SONGS aus dem Boden gestampft. Was erwartet uns hier?
Wir haben 2009 ein Album aufgenommen. Eines, auf das ich sehr stolz bin und das wir auf ein paar Gigs auch präsentiert haben. Dies war tatsächlich eher ein Projekt und nicht der Start einer weiteren Bandkarriere. Meine Intention ist es, auch andere Projekte anzupacken, andere Konzepte zu entwerfen, da ich es für sinnlos halte, mich selbst zu wiederholen. DISASTER SONGS wurde aus meiner Sicht so gut wie erwünscht, und damit war diese Aufgabe für mich erledigt. Sollte unerwarteterweise wieder größeres Interesse an dem Album aufflammen, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Halldóra und ich uns wieder zusammen tun und auch live auftreten, aber momentan ist da nichts geplant.
Aber kommen wir wieder zurück zur Hauptband. Plant ihr, „Black Box“ auch außerhalb Islands zu veröffentlichen?
Nein, wir haben diesbezüglich nichts in die Wege geleitet.
In den letzten paar Jahren wurde die Musik Deiner Landsmänner und -frauen außerhalb Eurer Heimat immer populärer. Auf einmal waren da nicht nur SIGUR RÓS und BJÖRK, sondern auch SÓLSTAFIR, KONTINUUM, VINYL und viele, viele mehr. Denkst Du, dass das Internet diesbezüglich eine entscheidende Rolle gespielt hat?
Das Internet hat die Welt um einiges kleiner werden lassen, und es ist viel einfacher geworden, zu finden, wofür Du Dich interessierst. Klar ist es hilfreich, wenn man auf einer kleinen Insel irgendwo da draußen im Atlantischen Ozean lebt.
Welche anderen Bands aus Island, die es bislang noch nicht über den Inselrand hinaus geschafft haben, könntest Du uns eventuell empfehlen?
Ich bin so gar kein Experte unserer nationalen Musikszene. Ich habe stets Musik jenseits des Mainstream gemacht und habe mich auch eher darauf konzentriert.
Als ich XIII wegen des Albums via Facebook kontaktierte, erzählte mir Euer Drummer Birgir, dass Du nicht bei Facebook angemeldet seist. Bist du allgemein nicht so internet-affin? Ist es eher ein notwendiges Übel?
Ich weiß jetzt nicht so recht, ob ich die Frage ganz verstehe. Meine Entscheidung, nicht bei Facebook angemeldet zu sein, hat eher zeitliche Gründe, und in meiner verfügbaren Zeit konzentriere ich mich auf das, was mir wirklich wichtig ist: Musik. Es wäre aber sozialer Selbstmord, als Band nicht dort angemeldet zu sein, und es ist ein tolles Promotion-Tool, aber dennoch bin ich da recht starrköpfig. Wenn ich jemanden kontaktieren möchte, rufe ich ihn an oder schreibe eine E-Mail.
Wenn man das eher metallischere „Salt“ mit dem späteren Stoff auf „Magnifico Nova“, das für mich so einige bowie-eske Töe beinhaltet, vergleicht, bestehen durchaus einige Unterschiede hinsichtlich Stil, Komposition, Arrangements und dergleichen. Da wir ja alle erwachsener und älter werden: Wie hat sich Dein Musikgeschmack von Jugendzeiten bis hin zum Jetzt entwickelt?
Ich glaube, das ist einfach eine natürliche Entwicklung. Wenn ich etwas fertiggestellt habe, womit ich zufrieden bin, war es das für mich. Dann geht es einfach weiter. Was auch immer mich zu einem bestimmten Zeitpunkt interessiert, ist sozusagen der nächste Berg, den ich erklimme. Um zu wachsen, musst Du Dich selbst herausfordern. Forschen. Terrains betreten, die Dir bislang fremd waren. Neue Dinge ausprobieren. Du musst eine Idee haben, in die Du Dich verliebst. Eine Vision. Und die musst Du verwirklichen. Demnach bestand für jedes Album eine bestimmte Vision, ansonsten wären diese nie entstanden.
Die neuen „Black Box“-Songs sind immer noch sehr thirteenish, aber viele tönen auch deutlich „trockener“. Es ist nur noch sehr wenig dieses verhallten, langsamen, schwimmend-treibenden Sounds vorhanden. War das Absicht oder kam das auch eher von selbst?
Das ist auch ein Teil der natürlichen Entwicklung, von der ich gerade redete. Nachdem ich ein technisch komplexes Album wie „Magnifico Nova“ fertiggestellt hatte, war es für mich an der Zeit, zurück zu den Wurzeln zurückzukehren. Und momentan hänge ich sehr an dieser Zeit. Keine Overdubs, nur eine Band, die interessante Musik spielt.
Könntest Du uns eine kleine Zusammenfassung der ersten drei Alben geben, beispielsweise, wovon sie thematisch handeln? Selbiges wäre auch bezüglich der neuen Songs interessant...
Ich bin der Meinung, dass die Alben schlichtweg für sich sprechen. Es wäre nicht fair mir selbst gegenüber, diese rückblickend zu bewerten.
Wie es scheint, ist das XIII-Lineup mittlerweile stabil. Wie kamst Du eigentlich mit den anderen Bandmitgliedern zusammen?
Wir sind über all die Jahre immer in Kontakt gewesen und sind außerhalb der Band sehr gute Freunde.
Da die Veröffentlichung von „Black Box“ nun ja auch schon zwei Jahre zurückliegt – zum Zeitpunkt dieses Interviews haben wir 2012 –, wäre es doch interessant zu erfahren, ob es bereits ein paar Songs für ein neues Album gibt. Ist das so?
Nein, zumindest nicht momentan. XIII sind seit eineinhalb Jahren wieder inaktiv, und wir haben auch noch nicht weiter darüber geredet, wieder etwas zu machen. Birgir und ich haben allerdings eine neue Band, zusammen mit Ossur, einem Musiker, der einst ebenfalls mal bei XIII spielte, und wir sind mit der Arbeit an unserem ersten Album mit dieser Truppe fast fertig. Ebenso bin ich mit einem weiteren Konzeptalbum fast am Ende angelangt. Das sind so die Dinge, die momentan in meinem Kopf herumschwirren.
Nun ist Island ja recht weitab vom Schuss, und für die Außenstehenden sind natürlich die Geysire eine faszinierende Sache – aber was macht Island ansonsten so speziell? Würdest du den Leuten empfehlen, dort mal Urlaub zu machen.
Die Leute sollten definitiv einmal ihren Urlaub in Island verbringen...
Alles klar, Mr. Ingólfsson. Momentan habe ich erst mal keine Fragen mehr. Takk kærlega og Þangað til næst! Die letzten Worte gehören Dir.
Ich muss sagen, dass ich höchst dankbar dafür bin, dass sich die Leute noch immer an XIII erinnern und die Musik auch heute noch zu schätzen wissen. Alleine das ist schon die Mühen und den Aufwand wert.