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Interview mit Valborg (18.06.2015)

Valborg

Mit "Romantik" haben die Bonner vielleicht ihr bislang stärkstes und massentauglichstes (im Verhältnis gesehen, wohlgemerkt) Album veröffentlicht - und das nicht einmal unter dem Banner Zeitgeister. Über diese Unerhörtheit und mehr unterhielten wir uns mit Christian Kolf.

Die offensichtliche erste Frage: Warum erschien die neue Platte nicht bei Zeitgeister?

Stefan von Nebelung hat mir empfohlen, mich mal bei Temple Of Torturous zu melden, damals noch wegen GRUENEWALD. Dann kam ziemlich schnell heraus, dass sie Interesse an Valborg hatten. Das war ungefahr ein, zwei Jahre, bevor wir mit "Romantik" anfingen. Wir haben ein sehr gutes Angebot bekommen, das wir unmöglich ausschlagen konnten, und sind äußerst zufrieden mit der Zusammenarbeit! Das Tolle ist, dass wir außerdem noch viele von unseren Labelmates kennen. Dadurch entsteht so eine Spezial-Stimmung. Man macht jahrelang Musik, lernt die und die Leute kennen, und nachher ist man mit ihnen auf einem Label. Das hat was von früher. Vielleicht war es bei Peaceville damals auch so.

Sag mal, ob "Romantik" ein Konzept zu Grunde liegt.

Die Texte hängen nicht zusammen. Zwei Lieder sind von Lovecraft inspiriert, andere Lieder von Cordwainer Smith. Ich würde sagen, wir konnten uns textlich diesmal etwas mehr entfalten, die Musik hat es möglich gemacht. Der Titel und das Artwork fassen alles zusammen. Die Dunkelheit, die Liebe, das unendliche Grauen.

Irgendwann haben wir uns dazu entschieden, dass Album "Romantik" zu nennen. Es hat einfach Sinn ergeben. Wir lassen uns sehr von unseren Gefühlen leiten und denken nicht so viel nach. In dem Song "Blitz aus Sodom" wird nur eine Textzeile gesungen. Vorher hatten wir viel mehr Text, viel mehr Gesang, aber es hat sich falsch angefühlt. Dann haben wir alles rausgeschmissen und auf einmal, wird fast nichts mehr gesagt, und alle sind zu Tränen gerührt.

Ist der "Vampyr" ein traditioneller Blutsauger?

Bis auf den Titel hat der Text nichts damit zu tun. Es geht um die Rache an ekelhaften Menschen und die große Einsamkeit im Kosmos. Ein zu langes Leben, nicht loslassen zu können.

"Blitz aus Sodom" - was Biblisches? Wie entscheidet ihr, ob Deutsch oder Englisch?

Wir wollen keine Geschichte erzählen, sondern den Hörer dazu anregen seine eigene Geschichte zu erfinden. Mittlerweile hat sich Deutsch durchgesetzt. Wir haben englische Texte ausprobiert und beim Singen dann ganz schnell gemerkt, dass das einfach nicht das Richtige ist. Früher war es umgekehrt.

Die "Comtesse" ist dann eine tragische Muse, nehme ich an?

Sie ist eine wunderschöne nach außen hin liebenswerte Frau - geliebt von einem Mann, der nach und nach die ganze unschöne Wahrheit erfahren muss.

… und der "Sulphur Vitriol Angel" genauso, quasi als Fortsetzung?

Interessant, dass Du das so interpretierst. Genau das mögen wir am liebsten. Soheyl Nassary, der das Video zu dem Song erstellt hat, hatte ebenfalls sein ganz eigenes Bild von dem Song. Ich wurde ein wenig von Lovecraft beeinflusst. Nicht von einer konkreten Geschichte, sondern von dem Gedanken, dass der Tod keine Erlösung bringt und alles nur noch schlimmer wird.

Was muss man sich unter "Kryptische Arroganz" vorstellen?

"Kryptische Arroganz" stammt aus H.P. Lovecrafts Geschichte „Der Fall Charles Dexter Ward“. Er beschreibt damit den Ausdruck auf dem Gesicht Wards zur Zeit als dieser bereits vom Geist seines längst verstorbenen Ahnen übernommen ist. „Kryptisch“ bedeutet hier, dass man den Ursprung seiner Arroganz nicht versteht beziehungsweise dahinter mehr als bloße menschliche Überheblichkeit vermutet.

"The Haunted Womb": Die Kollegen AZAVATAR hatten neulich ein ähnliches Bild?

"The Haunted Womb“ ist H.P. Lovecrafts Geschichte "The Dunwich Horror“ gewidmet. Der Arbeitstitel des Songs war "The Haunted Womb Of Lavinia Whateley".

Wie geht es weiter bei VALBORG?

Im September gehen wir in Rumänien auf Tour, es werden fünf Termine, und wir freuen uns sehr. Wir arbeiten an neuem Material. So wie es momentan ausschaut, wird wieder einiges anders sein. Wir stehen noch ganz am Anfang, aber es fühlt sich schon jetzt sehr gut an.
Ansonsten werden ich mit OWL im Juli oder August eine 3-Song-EP veröffentlichen um die Wartezeit auf das nächste Album zu verkürzen, an welchem zur Zeit gearbeitet wird. Wir machen alle noch sehr viel Musik, wobei davon nur ein kleiner Teil veröffentlicht wird. Die kreative Flamme brennt immer noch.

Andreas Schiffmann (Info)
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