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Interview mit Pink Cream 69 (13.05.2007)
Die turbulenten und unruhigen Zeiten im Hause PINK CREAM 69 sind schon seit einigen Jahren vorbei, stattdessen ist bei den melodischen Hardrockern längst eine selbstbewusste Routine eingekehrt - aber eine der verlässlichen und lebendigen Art. Woran das liegt erklärt Schlagzeuger Kosta Zafiriou.
Hallo Kosta, soweit ich das überblicken kann, wurde "In10sity" überall positiv aufgenommen. Seid ihr mit den Reaktionen auf das Album zufrieden?
Absolut! Die Kritiken sind wirklich sehr gut, mit denen können wir sehr gut leben!
Für mich ist "In10sity" ein mittlerweile typisches PC 69-Album geworden, auf dem sich ein Ohrwurm an den nächsten reiht. Man könnte meinen, in etwa ab der "Electrified" habt ihr Eure heutige Linie gefunden, während ihr vorher, gerade nach dem Ausstieg von Andi Deris, noch etwas auf der Suche wart. Wie siehst Du das?
Da hast du Recht. "Change" war sehr vom damaligen Musiktrend geprägt und definitiv kein PINK CREAM 69. Und "Food For Thought" war ein sehr experimentelles Album mit vielen verschiedenen Einflüssen und Richtungen. Obwohl ich das Album im Gegensatz zu "Change" persönlich sehr mag, hat es unsere Fans eher irritiert, weil keine definierte Marschroute zu erkennen war. Danach haben wir das Livealbum gemacht und sind dann mit "Electrified" in einer leicht veränderten Form und mit David am Gesang „back to the roots“ gegangen.
Für mich steht das neue Album von der positiven Ausstrahlung her in etwa auf einer Linie mit der "Sonic Dynamite". Wo würdest Du die Scheibe einordnen bzw. beschreiben?
Ich weiss nicht, ich denke das kann ein außenstehender Hörer besser beurteilen als wir. Im direkten Vergleich zu "Thunderdome" finde ich sehr positiv, dass die Jungs deutlich Riff-orientiertere Songs geschrieben haben. Zusätzlich kommt hinzu, dass wir mit Uwe zum ersten Mal einen zweiten Gitarristen in der Band haben, was auch die Produktion deutlich in Richtung Gitarrenlastigkeit verändert hat.
Auf der Promo-CD ist der Song "My Darkest Hour" als "European Bonus Track" ausgewiesen. Wo ist der Song genau enthalten? Sind Bonussongs nicht eigentlich ein Privileg der Japaner?
Der Song ist auf der Europäischen Pressung enthalten. Die Japanische Pressung enthält einen anderen Song, der dafür in Europa nicht mit drauf ist: „Slave To What I Crave“. Eigentlich hast du Recht, Bonustracks waren immer eine japanische Domäne. Seit kurzer Zeit sind die europäischen Labels dazu übergegangen, auch einen exklusiven Song auf ihre Version zu packen. Das ist reines Business. Wir haben versucht unsere Labels davon zu überzeugen, ohne Bonustracks zu arbeiten und jeder Version alle Songs mitzugeben, sie sagten jedoch, dass sie für ihre Märkte etwas Exklusives brauchen, sie sind somit auch nur in der Zwickmühle der Marktgepflogenheiten.
Zu euren Anfangstagen wart ihr eine ziemlich große Nummer in Japan. Wie sieht es dort diesbezüglich heutzutage aus?
Wir verkaufen dort nach wie vor recht ordentlich, hatten die letzten Jahre aber wie ausnahmslos jede Band auch Einbußen zu verkraften. Copying kills music!
Seit 2003 seid ihr ja zu fünft, aber Uwe Reitenauer ist jetzt erstmalig auf einem Album zu hören. Ist er mittlerweile voll ins Bandgefüge involviert und auch am Songwriting beteiligt?
Ja, Uwe ist seit diesem Album vollwertiges Mitglied der Band. Er hat noch keine vollen Songs geschrieben, aber schon einige Riffs und Ideen zum Album beigetragen.
Wie wirkt er sich auf euren Gesamtsound aus?
Uwes Zugehörigkeit zur Band hat sich deutlich in der Produktion niedergeschlagen. Wir hatten im Studio immer die Möglichkeit der 2. Gitarre im Hinterkopf und haben deswegen deutlich weniger Keyboards als in der Vergangenheit zum Einsatz gebracht.
Ursprünglich ist Uwe als Live-Unterstützung für Alfred Koffler dazugekommen, der seit ein paar Jahren an der sogenannten Musikerkrankheit leidet. Wie geht es Koffl heute? Inwieweit schränkt ihn die Krankheit heute noch ein?
Im Prinzip ist diesbezüglich alles wie gehabt, weder besser noch schlechter. Uwe und Koffl ergänzen sich im Spiel hervorragend und verstehen sich auch menschlich super. Koffl hat sich mit der Situation arrangiert und sein Spiel komplett umgestellt, aber eines ist leider sicher: Ohne einen 2. Gitarristen gäbe es diese Band nicht mehr!
Vom farbenfrohen Cover her geht ihr zurück in die Vergangenheit, erinnert dieses doch ziemlich an das Debüt. Welche Idee steckt dahinter? Hat das Cover der gleiche Künstler wie damals entworfen?
Bei uns stehen zwei runde Zahlen an: 10. Studioalbum im 20. Jahr des Bestehens der Band, da fanden wir es angebracht, auch visuell den Kreis zu schließen und an das erste Cover anzulehnen. Es hat jedoch nichts mit dem ursprünglichen Künstler zu tun. Wir haben eine Fotosession mit einem befreundeten Fotografen, den beiden Models und einem Bodypaint-Airbrushkünstler arrangiert und viel ausprobiert, bis es zum Cover kam. Leider denken viele Leute, dass dies am Rechner entstanden ist, wie es wohl die Meisten heutzutage machen würden. Wir bevorzugen nach wie vor das Echte...
Auf einhellige Meinungen stößt das Artwork ja nicht, im Internet haben es manche sogar als ziemlich übel oder besonders hässlich bezeichnet...
Das habe ich zwar so noch nicht gelesen, ist aber durchaus nachvollziehbar – jede Art der künstlerischen Entfaltung ist immer Geschmackssache!
Ihr habt kürzlich wieder die Plattenfirma gewechselt. Wieso hielt die Verbindung mit SPV nur über ein Album?
Weil wir inzwischen genug geschäftliche Erfahrung haben, uns alle Optionen offen zu halten.
Ihr seid jetzt bei Frontiers Records gelandet. Wie kam es dazu und warum habt ihr Euch für dieses Label entschieden?
Wir haben Serafino, den Boss von Frontiers, schon 2005 auf einem Festival in England getroffen. Dennis, der sehr viele Produktionen für Frontiers macht, hatte uns vorgestellt. Im Laufe des Gesprächs sagte uns Serafino, dass er sehr auf PC69 steht und dass er gerne mit uns sprechen würde, wenn wir die Möglichkeit haben, das nächste Album zu vergeben. Was wir dann auch getan haben...
Ich denke, Frontiers passen sehr gut zu uns, weil sie als eines der sehr wenigen Labels auf melodischen Hardrock ausgerichtet sind und nicht so sehr auf den härteren Metal. Sie sind mit guter Arbeit stark gewachsen in den letzten Jahren und haben sich eine hervorragende Infrastruktur speziell für unsere Musikrichtung aufgebaut.
Ist zu Eurem Bandjubiläum sonst noch etwas besonderes geplant? Eine DVD wäre doch mal was feines...
Ja, diese Anregung wurde uns schon das eine oder andere Mal gegeben! Wir werden am 20.7. auf einem großen Karlsruher Open Air Festival spielen. „Das Fest“ ist das größte Umsonst-Open Air Deutschlands. Wir spielen Freitag Abend zur besten Zeit und werden ca. 40-50.000 Leute vor der Bühne haben. Die Location und Atmosphäre auf dem Festival ist traumhaft, als Karlsruher Band wird das für uns ein ganz besonderes Ereignis! Hierzu prüfen wir gerade die Möglichkeiten, eine DVD aufzunehmen. Zusätzlich möchten wir aber auf jeden Fall eine Show in einem Club aufnehmen, da diese Atmosphäre durch kein Open Air zu ersetzen ist.
Oder eine Jubiläumsshow, vielleicht mit einem Gastsänger...?
Ich wüsste nicht, wen du meinst....;-)
Ist klar...;-) Wie kann man sich Euer heutiges Verhältnis zu Andi Deris oder auch zu HELLOWEEN vorstellen? Nach bösem Blut in der Vergangenheit, kommt es ja zumindest bei Dir durch Deine Tätigkeit bei Bottom Row Promotion (der Managementfirma von HELLOWEEN und PINK CREAM 69) zwangsläufig zum Kontakt. Wie sieht es diesbezüglich bei den anderen Pinkies aus?
Andi und ich hatten uns ca. zwei Jahre, bevor wir wieder zusammengearbeitet haben, bei einem Festival ausgesprochen, seitdem ist unser Verhältnis wunderbar. Wir waren nach dem Split sauer aufeinander, aber wie es so schön heißt: Die Zeit heilt alle Wunden....
Auch ohne diese Zusammenarbeit: Ich habe schon vor sieben, acht Jahren, also ca. fünf Jahre nach dem Split, in Interviews gesagt, dass es mal wieder gut ein sollte mit dem Stress. Andi ist glücklich mit HELLOWEEN, wir sind glücklich mit David, also sollten doch eigentlich alle zufrieden sein. Auch mit Dennis und Alfred hat sich das Verhältnis normalisiert, es gibt absolut keine Probleme mehr.
Wäre eine gemeinsame Tour mit HELLOWEEN vorstellbar?
Emotional gibt es keine Berührungsängste. Ich hätte da eher meine Zweifel, ob wir den richtigen Sound für die HELLOWEEN-Fans machen. Ich kenne das Publikum beider Bands sehr genau, da gibt es recht große Unterschiede.
Überraschenderweise geht ihr dieses Jahr ja nicht wie schon diverse Male mit AXXIS, sondern mit FREEDOM CALL auf Tour...
Weil wir nicht immer mit AXXIS unterwegs sein können – auch wenn es gut funktioniert und allen Spaß macht...
Daniel von FREEDOM CALL kenne ich vom Smalltalk schon seit einigen Jahren, den Rest habe ich letztes Jahr bei einem Konzert im Vorprogramm von HELLOWEEN kennengelernt, ich denke, das wird recht locker mit den Jungs!
Wie sieht euer diesjähriges Liveprogramm aus? Ist neben der "Präsentation" des neuen Albums auch wegen des Jubiläums was besonderes geplant?
Wir haben schon angefangen, zu proben, sind aber noch nicht soweit, über Setlisten nachzudenken.
Momentan experimentieren wir mit der Umsetzung der neuen Songs, alles weitere entscheiden wir relativ kurzfristig.
Wieso geht ihr erst so spät (im Oktober) nach Veröffentlichung des Albums auf Tournee?
Weil unsere Tourpläne darauf ausgerichtet waren, direkt nach Veröffentlichung mit einer anderen Band unterwegs zu sein, diese es jedoch vorgezogen hat, nachträglich mit unrealistischen Forderungen um die Ecke zu biegen.
Ich hätte dies auch als Zeichen vermutet, dass eure anderen Aktivitäten mittlerweile teilweise Vorrang haben. Neben Deinem Managerjob wird z.B. auch Dennis Ward als Produzent immer erfolgreicher, was ihn zeitlich wohl ziemlich einschränken dürfte.
Nein, in diesem konkreten Fall hatte das nichts damit zu tun. Grundsätzlich aber hast du recht: Es ist nicht leicht, alle Aktivitäten unter einen Hut zu bringen!
Bei David steht dann ja auch demnächst ein Soloalbum an. Kannst Du sagen, in welche Richtung das gehen wird und wie es sich in etwa von PC 69 unterscheiden wird? Ist der Rest der Band daran irgendwie beteiligt?
Ich finde das Album etwas offener als den PC 69-Stil, im groben aber ähnlich. David hat ein paar wirkliche Hammersongs geschrieben und aufgenommen. Dennis hat teilweise aufgenommen und gemixt, Uwe hat ein paar Gitarren beigesteuert.
Ihr seid ja damals über einen Nachwuchswettbewerb des Metal Hammer bekannt geworden. Was hältst Du da von den heutigen Casting-Shows, die jetzt schon seit längerem die TV- und Musikwelt "bereichern"?
Nicht viel. Auch wenn es ein Sprungbrett in die kurzfristige Popularität ist, wird es später umso schwerer, eine ernsthafte Karriere aufzubauen. Auch im geschäftlichen Umfeld finde ich einige Umstände zumindest fragwürdig.
Ich glaube, Deine Firma Bottom Row managt auch "Elli", die vor ein paar Jahren bei den "Superstars" gewonnen hat, oder?
Nein, wir managen Elli nicht. Ich habe Elli und ihre damalige Band 2001 bei einem Nachwuchsfestival entdeckt und für unsere Verlagsedition mit der BMG unter Vertrag genommen. Elli wird seit geraumer Zeit (...seit sie aus den DSDS Verträgen raus ist...) von Thomas M. Stein gemanagt und kommt bald mit einem sehr starken Album auf den Markt.
Ich habe vor kurzem in meinem persönlichen Umfeld überrascht festgestellt, dass euch viele Fans der nachgerückten Generation (also vom Alter in etwa bis 25), deren Geschmack ihr eigentlich durchaus trefft, Euch gar nicht kennen. Hast Du da eine Erklärung für, und wo siehst Du in etwa eure größte Zielgruppe?
Ich denke, der Hauptgrund ist, dass der Metal seit einigen Jahren deutlich populärer als der Hardrock ist. Wir haben uns mit dieser Situation arrangiert, haben uns parallel zur Band andere Tätigkeitsfelder gesucht und waren dadurch nicht in der Position, jedes kleine Festzelt spielen zu müssen, um ein paar Euro in die Gruppenkasse zu spülen. Im Umkehrschluss ist dies aber mit dem Luxus verbunden, dass wir mit der Band seit einer ganzen Weile nur noch Dinge machen, die uns auch Spaß bringen – mit einer der Hauptgründe, warum es uns nach so vielen Jahren in fast unveränderter Form noch gibt!
Auf Konzerten und übers Internet haben wir Kontakt zu vielen jungen Leuten, die gerade erst PC 69 für sich entdeckt haben, dies ist jedoch ein kleinerer Anteil. Ich denke, die meisten Leute, die auf uns stehen, sind ganz einfach Rockfans, hauptsächlich zwischen 25 und 45.
Kann dies auch daran liegen, dass ihr als Band nicht gerade überpräsent seid? Zwischen euren Alben lagen zuletzt jedes Mal drei Jahre...
Wie gesagt, wir nehmen uns den Luxus...
Außer Koffl (zumindest fällt mir bei ihm gerade nichts ein) seit ihr alle immer mal wieder bei anderen Bands oder Projekten als Musiker aufgetaucht. Steht diesbezüglich bei Dir oder den anderen demnächst etwas an?
Mit Sicherheit, allerdings kann ich nichts allzu Konkretes sagen. Dennis hat mir kürzlich erzählt, dass er gerne wieder ein PLACE VENDOME-Album machen würde, er aber erst noch Zeit fürs Songwriting finden muss.
David ist ständig unterwegs, hat verschiedene Coverbands am Start, singt CDs ein, gibt Unterricht....eben ein Sänger durch und durch.
Meine Schlagzeugaktivitäten werden sicherlich etwas in den Hintergrund treten, da ich mit dem Management unserer Bands sehr ausgelastet bin – dennoch werde ich sicherlich mal wieder musikalisch fremdgehen.
Mangelnde Arbeit war halt noch nie das Problem im Hause Pink Cream 69, und so hat man als Fan wenigstens genügend Ausweichmöglichkeiten, wenn es bei der Stammformation mal wieder etwas länger dauert.
Lars Schuckar
(Info)