Partner
Services
Statistiken
Wir
The Linda Lindas: No Obligation (Review)
Artist: | The Linda Lindas |
|
Album: | No Obligation |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Hardrock, Indie, Alternative, Girlie-Power |
|
Label: | Epitaph | |
Spieldauer: | 35:50 | |
Erschienen: | 11.10.2024 | |
Website: | [Link] |
Oha, hier kommt eine feine retro-punk-pop-rockige Band, ein wild gewordener, jugendwahnsinniger und bestens drauflosspielender Vierer aus Los Angeles, bei dem wir als gut erprobt gendergerechte Deutsche nie das *innen am Ende der Musikerbenennungen vergessen dürfen. Denn THE LINDA LINDAS bestehen ausschließlich aus vier Musikerinnen, was in gewisser Weise schon ihr Bandinnenname andeutet, von denen allerdings keininne Linda heißt, was wiederum für den hintergründigen Humorin der vier Los Angelesinnen (Ja, ihr lieben woken Deutschen, da habt ihr den Salat und die Salatin!) spricht oder einfach nur – genauso wie die Musikin hinter den vier singenden und mit zwei Gitarrinnen sowie einem Bassin und einem Schlagzeugin ausgestatteten Damen – für deren Einfallsreichtumin und den Hangin, sich nicht permanent ernst nehmen zu müssen, aber trotzdem geile, völlig geschlechtsunabhängige Musikin zu machen, spricht!
„No Obligation“ macht jedenfalls alleninnen, die auf gute, immer mal wieder angepunkinnente Rockmusikin steht, völlig geschlechtsunabhängig große Freudin! So, nun aber doch besser normal weiter im Textin...
Mit „No Obligation“ legen THE LINDA LINDAS, welche übrigens mit dem provokanten Song „Racist, Sexist Boy“ vor drei Jahren noch als Little-Girlies-Band bereits breite Aufmerksamkeit in Amerika erlangten, ihr zweites Album vor und beweisen, dass sie selbst in so jungen Jahren eine wirkliche Bereicherung auf dem breit gefächerten Markt der guten Rockmusik sind.
Aus ihrem zweiten Album haben die vier Rockerinnen sich einen neuen hitverdächtigen Song ausgewählt: die Single „All In My Head“, welche zugleich mit einem realitätsverändernden, psychedelischen Musikvideo einhergeht – und wozu Lucia de la Garza feststellt: „Der Song hat die meisten Indie-Vibes, die wir bisher hatten, weil er auf einer akustischen Gitarre geschrieben wurde. Die Aufnahme hat wirklich Spaß gemacht. Ich habe 'All In My Head' aus der Perspektive einer Buchfigur geschrieben, was uns irgendwie aus unserer Komfortzone herausgebracht hat. Es fühlte sich wie eine Pause von der Realität an, über die wir normalerweise nicht schreiben.“
Übrigens heißt das Buch „My Year Of Rest And Relaxiation“, geschrieben von Ottessa Moshfegh und worin es darum geht, verrät der Titel natürlich völlig, der in deutscher Übersetzung auch als „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ auf dem Buchmarkt erhältlich ist. Ein Roman über eine Frau im 'Winterschlaf', die sich so ihrer aufgeregten, hektischen Scheinwelt zu entziehen versucht.
Demgegenüber steht der Titeltrack und Album-Opener „No Obligation“, der mir viel Druck und unbändiger, jeder Männer-Kapelle Konkurrenz machenden Kraft den Hörer in das Album einführt, dann aber im weiteren Verlauf der insgesamt knapp 36 Album-Minuten mit beständigen Stilwechseln verblüfft, die wohl gewählt sind und nie daneben liegen.
So klingt „Lose Yourself“ beispielsweise nach der frühen SUZIE QUATRO und „Too Many Things“ nach Melodic-Pop mit ein paar rockigen Einschüben und einem völlig einfallslosen Refrain. Und so geht es dann munter die insgesamt 12 recht kurz gehaltenen Songs (der kürzeste 1:53 min und der längste 3:45 min) weiter. Auch hieran hapert das Album, denn nicht immer gilt – gerade in der Rockmusik – der Leitsatz „In der Kürze liegt die Würze!“ als kluger Ansatz. Und auch der Sound ist manchmal zu eintönig, selbst wenn es mitunter richtig gute und überraschende Stereo-Effekte darin zu entdecken gibt, genauso wie einen in Spanisch gesungenen Song namens „Yo Me Estreso“ (Ich bin gestresst).
„Cartographer“ wildert dann im Punk herum, setzt aber gleichermaßen auf „ShaLaLa“-Gesänge, woran genauso „Don't Think“ anknüpft, diesmal allerdings auf „UhuHuHu“-Singsang setzt. Na ja, hier lächelt einen noch immer ein wenig übertriebener kindlicher Rockerinnen-Übermut entgegen, wobei auch der Text mit ein paar Fremdschäm-Plattitüden aufwartet, über die wir hier besser den Schleier des Schweigens ausbreiten.
Und dann kommt auch noch bei „Excuse Me“ ernsthaft nervender Schreigesang mit dazu, das man am Ende auch die Aussage: „Save all your gender essentialism crap“, einfach nicht mehr ernst nehmen kann.
Dass auch das Albumfinale mit „Stop“ genau im besten CLASH-Stil das andeutet, was einen danach erwartet – nämlich die Stille und das Nichtsmehr, verbunden mit der Überlegung, ob man sich dieses mitunter feine, aber auch etwas unreife Album nicht gleich noch einmal anhören sollte – wobei insgesamt doch ein gutes Gefühl zurückbleibt.
Zudem hinterlässt auch das CD-Digipak und der 12 Seiten umfassende Einleger mit allen Texten und mehreren Fotos der Musikerinnen einen guten Eindruck. Nur lassen einen – ehrlich gesagt – die Texte ziemlich kalt und versprühen einen frechen Feminismus, der allerdings mehr jugendliche Unbedarftheit als das Verständnis für Frauen, die eine andere Einstellung zur Genderfrage haben, offenbart.
FAZIT: Sie werden immer reifer, diese als junge Mädchenband begonnenen THE LINDA LINDAS, die nun als rockige Frauen zwischen Punk und Pop auf „No Obligation“ ordentlich im oft männerdominierten harten Rock ihre weibliche Indie-Rock-Punk-Duftnote setzen, die echten Eindruck hinterlässt und gegen jegliche Macho-Großkotzerei anstinkt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- No Obligation
- All In My Head
- Lose Yourself
- Too Many Things
- Once Upon A Time
- Yo Me Estro
- Cartographers
- Don't Think
- Resolution/Revolution
- Nothing Would Change
- Excuse Me
- Stop
- Bass - Eloise Wong
- Gesang - Bela Salazar, Eloise Wong, Lucia de la Garza, Mila de la Garza
- Gitarre - Bela Salazar, Lucia de la Garza
- Schlagzeug - Mila de la Garza
- No Obligation (2024) - 10/15 Punkten
-
keine Interviews