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Solstice (UK-Prog-Band): Live: Return To Cropredy (Review)

Artist:

Solstice (UK-Prog-Band)

Solstice (UK-Prog-Band): Live: Return To Cropredy
Album:

Live: Return To Cropredy

Medium: CD+Blu-ray
Stil:

Progressive Folk Rock

Label: Progrock Com Essentials/Just For Kicks
Spieldauer: BluRay – 210:21 / CD – 64:40
Erschienen: 29.11.2024
Website: [Link]

Wenn der PORCUPINE TREE-Kopf Steven Wilson über eine Band spricht, die ihn seit seiner Kindheit maßgeblich geprägt hat, dann werden die progressiven Musikgeister natürlich sofort freigesetzt. Wenn dieser Mr. Wilson dann auch noch aktiv mit der Band, welche den meisten sicherlich bis dato noch gar kein Begriff ist, zusammenarbeitet, steigt die Neugier darauf ähnlich wie auf ein Sonnenwenden-Fest.
Wie man auf diesen Vergleich kommt?
Ganz einfach, denn diese progressive britische Band, welche ansatzlos Elemente aus dem Progressive Rock, Modern Folk, Funk, Psyche, Jazz und Blues miteinander verbindet, trägt genau den sonnenwendischen Namen SOLSTICE (leider nicht als einzige – aber wohl erste – Band im Rahmen des Rock-Universums) und verbreitet ein ähnliches Feuer wie jenes, das man aus Ehren dieses Ereignisses entzündet. Und noch dazu sind alle beteiligten Musiker auf der Bühne wie auch auf der diesem BluRay-CD-Doppeldecker beigefügten Dokumentation megasympathisch.

Damit wären wir dann bei „Live: Return To Cropredy“, einem Live-Mitschnitt vom Cropredy Festival von Fairport Convention im Jahr 2023, wo sie vor etwa 20.000 Zuschauern auftraten.
Auf den ersten Blick erscheint das nicht gleich als etwas Besonderes oder Außergewöhnliches. Ist es aber: denn SOLSTICE, die 1980 vom Gitarristen Andy Glass und dem damaligen Violinisten Marc Elton (der wegen eines Tinnitus seine Musikerlaufbahn beenden musste) gegründet wurden, stehen erstmals nach 25 Jahren nach ihrem letzten Auftritt dort wieder auf der Bühne! Ein Vierteljahrhundert...


...doch sie klingen – besonders nach ihrer Reformierung im Jahr 2007 – so frisch, wild und rhythmisch wie eh und je, was heißt, dass besonders der Geige und der Gitarre neben dem fetten Prog-Gewittern ausgiebige Solo-Einlagen entlockt werden, denen man im Rahmen des kompletten Konzertmitschnitts auf der BluRay nicht nur zu gern zuhört, sondern (bei der großartigen Bildqualität und Kameraführung) auch zusieht, selbst wenn die Hauptsängerin Jess Holland, der seit 2020 hinzugekommene SOLSTICE-Jungspund, noch einige Reserven hat!

Regelrecht sensationell dagegen ist die SOLSTICE-Geigerin Jenny Newman, die dem gesamten Band-Sound eine dermaßen spannende, durchaus auch keltische, Klangfarbe hinzufügt und viele der Songs maßgeblich dominiert, wobei sie tatsächlich nur die besten Erinnerungen an so große Jazz-Rock- und Prog-Geiger wie EDDIE JOBSON und DAVID CROSS sowie RAY SHULMAN (von GENTLE GIANT) oder Bands wie THE FLOCK und KANSAS weckt.


Der pure Wahnsinn, diese Frau und Teufelsgeigerin, die SOLSTICE mit ihrem Geigenbogen einen ganz besonderen Stempel aufdrückt (und übrigens auch in der Dokumentation umfangreich zu Wort kommt).

Ein besonders bewegender Moment ist dann mit „Morning Light“ erreicht. Hier betritt nämlich der JETHRO TULL-Schlagzeuger CLIVE BUNKER die Bühne und nimmt ersatzweise für PETER HEMSLEY kurzfristig hinterm Schlagzeug platz. Zwar klingt der Song nicht nach JETHRO TULL, dafür aber nach den großartigen BIG BIG TRAIN mit einer PINK FLOYD-Gitarrenbrise.


„Bulbul Tarang“ wiederum verweist noch deutlicher auf PINK FLOYD der früheren Jahre auf. Und genau diese herrliche Tendenz setzt sich in „A New Day“ fort. Allerdings mit folkloristisch angehauchtem, weiblich-männlichem Duett-Gesang, sodass wir es hier wieder mit besagter Folk-Prog-Kombination – akustisch beginnend und knackig elektrifiziert endend – zu tuen bekommen, in der die Instrumente die floydianische Aura, der Gesang aber Folk-Atmosphäre verbreiten. Ein ruhig eröffnendes und sich zu einer gigantischen Hymne steigerndes Stück Musik, das den Hörer mitreißt und sofort hängen bleibt, bis dann abschließend „Sacred Sun“ zum ganz großen, sich explosiv erhebenden Finale ansetzt. Wahrhaft ein Konzert der Extraklasse, das eben nicht nur durch seine Musik, sondern auch die Aufnahmequalität in Bild und Ton besticht.


Doch nicht nur das knapp 80-minütige Konzert gibt es auf der BluRay zu entdecken, sondern auch eine großartige, ebensolange Dokumentation „New Light: Shaun Blake Documentary - The Solstice Story 1980 – 2024“, die von den Erinnerungen aller Musiker, aber auch sehr namhafter Gäste, wie Steven Wilson (PORCUPINE TREE), Gregory Spawton (BIG BIG TRAIN), Clive Bunker (JETHRO TULL) und vielen mehr lebt.
Leider enthält diese fast 80 Minuten lange Doku keine Untertitel, sodass man unbedingt der englischen Sprache mächtig sein sollte – ansonsten darf man trotzdem die vielen Bilder, historischen Film- und Konzert-Ausschnitte genießen. Noch dazu sprechen alle Beteiligten mit so viel Hochachtung sowie jeder Menge Sympathie und artikulieren sehr deutlich, dass selbst das 'Nur-Schauen', auch aufgrund der sehr guten Bildqualität und Schnitttechnik, große Freude bereitet.


Im Extra-Interview mit Steven Wilson erfahren wir zudem, wie er als Jugendlicher auf diesen britischen Prog-Ausnahmeakt aufmerksam wurde: nämlich als Vorband von MARILLION – wodurch auch Wilson mit SOLSTICE in Berührung kam und sofort nach deren Auftritt total angefixt war. Diese Begeisterung hält bis heute bei ihm – ähnlich wie beim BIG BIG TRAIN-Gitarristen Greg Spawton, der als zweiter Interview-Partner auf der BluRay agiert – unverändert wie unerschütterlich an, denn immerhin vollbringen die 1980 gegründeten SOLSTICE auch nach ihrer Neuaufstellung im Jahr 2007 das große Kunststück, den typischen Folk der Marke FAIRPORT CONVENTION in Kombination mit dem Progressive Rock der ganz großen Helden von G wie GENESIS über P wie PINK FLOYD bis Y wie YES miteinander zu vereinen, wofür diese feine Veröffentlichung in Bild und Ton der aussagekräftige Beweis ist.


FAZIT: Irish Folk trifft auf Progressive Rock sowie eine gigantische Geigerin und gebärt dabei in der Sonnenwende ein neues Musik-Kind namens SOLSTICE. Mit „Live: Return To Cropredy“, einer digi-verpackten Kombination aus BluRay und CD, erleben wir diese britische Prog-Folk-Rock-Band im ganz großen Stil sowie sehr gutem Bild und Ton beim Cropredy Festival von Fairport Convention im Jahr 2023, wo sie vor etwa 20.000 Zuschauern ihr Bestes geben. Dazu gibt’s eine umfangreiche Dokumentation und Interviews, bei denen sich auch ein Steven Wilson als großer Fan der Band outet, die sich 1980 gründete und die er als Vorband von den ganz frühen MARILLION erlebte. Auch wenn es längere Zeit ruhig um SOLSTICE war, so reformierten sie sich unter Federführung ihres begnadeten Gitarristen Andy Glass im Jahr 2007 und offenbaren bei diesem Konzert, während dem sie nach 25 Jahren endlich wieder auf der Cropredy-Bühne zurückkehren durften, ihre ganz große Live-Meisterschaft. Da kann man Mr. Wilson in all seiner Begeisterung nur zu gut verstehen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 513x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • CD: (64:40):
  • Shout
  • Guardian
  • Mount Ephraim
  • Morning Light
  • Firefly
  • Bulbul Tarang
  • A New Day
  • Sacred Run
  • BluRay = Konzert / Doku / Interviews = ():
  • Concert Film (78:16)
  • New Light: Shaun Blake Documentary - The Solstice Story 1980 – 2024 (78:41)
  • Interview mit Steven Wilson (30:09)
  • Interview mit Gregory Spawton (23:16)

Besetzung:

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