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Peter Doherty: Felt Better Alive (Review)

Artist:

Peter Doherty

Peter Doherty: Felt Better Alive
Album:

Felt Better Alive

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Brit-Pop, Singer/Songwriter, Streicher-Pop, Gitarren-Folk, Chanson, Bläser-Swing

Label: The Orchard/Strap Originals
Spieldauer: 28:58
Erschienen: 16.05.2025
Website: [Link]

"Ich habe so lange gebraucht, um mit den Drogen aufzuhören, weil ich lange gebraucht habe, um mich ohne sie gut zu fühlen, verstehst du? Es ist ein seltsamer Ausdruck, dieses ‚Felt Better Alive‘ - denn wie fühlt es sich an, tot zu sein? Aber auf eine seltsame Art und Weise denke ich, dass ich weiß, wie es sich anfühlt, tot zu sein."

Es überrascht nicht, dass dieses aktuelle Zitat von einem Ex-Junkie stammt. Und zwar nicht von irgendeinem Ex-Junkie, sondern von dem während seiner exzessiven Rauschgiftkarriere wohl prominentesten Beinahe-Toten der Popwelt. Von Pete Doherty, der sich jetzt, als Zeichen der Reifung, PETER DOHERTY nennt.


"And the apples will grow/
And into barrels will roll/
Soon to become liquid gold/
And the Calvados will flow,"

Wie schön, dass der mittlerweile 46-jährige, lange skandalumwitterte Sänger und Songwriter der Libertines und der Babyshambles jetzt nur noch den Calvados besingt und dem leckeren Obstbrand aus der Normandie frönt statt, wie einst, den harten Drogen. Schön auch, dass der Musiker offenkundig viel gesünder lebt als früher, dort drüben in Frankreich, mit Ehefrau Katia und Töchterchen. Man sieht es den sympathischen Moppelchen-Dandy-Fotos an, die zum neuen Soloalbum von PETER DOHERTY gereicht werden. 

Mit diesem "Felt Better Alive" beschert uns der über viele Jahre notorisch bedröhnte, dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungene Brit-Rocker ein starkes Statement in eigener Sache. "Hängt es vielleicht damit zusammen, dass man nicht mehr in einem opiumhaltigen Zustand ist?", lautet die rhetorische Frage von PETER DOHERTY. Es ist ein Lebens- und ein Ausrufezeichen eines Mannes, den viele Fans schon aufgegeben hatten, als Videos auftauchten, in denen er sich Heroin spritzte.


Die elf kurzen Songs, vom genüsslichen Opener "Calvados" über das tolle Titelstück bis zu "Empty Room", summieren sich zu einem wunderbar entspannten Werk, dem man die Erleichterung über ein zurückgewonnenes Leben anhören kann. Ähnlich wie bei "The Fantasy Life Of Poetry & Crime", das PETER DOHERTY 2022 zusammen mit dem Franzosen Frédéric Lo veröffentlichte, ist hier kaum krachiger, schnoddriger Rock im Stil von The Libertines oder auch früherer Solo-Alben zu hören.


Sondern ein lässiger, charmanter Mix aus melodieseligem Britpop im Stil von The Coral, Paul Weller oder Shack, Beatles-Referenzen, Singer-Songwriter-Musik, Gitarren-Folk, Chanson und Bläser-Swing. Ein glücklicher, gesetzter, mittelalter Mann singt und spielt ein paar Lieder auf einem Dorffest in der Provinz, sei die nun in Südengland oder Nordfrankreich - so hört sich das bisweilen an. "Daddy's trying to write you a lullaby so sweet/ and if that lullaby is a hit/Dad can buy you loads of cool shit…”, so Doherty in "Pot Of Gold", einer zärtlichen Ode an seine zweijährige Tochter Billie-May.


Und nicht nur hier geht dem Hörer das Herz auf. Was das starke Libertines-Comebackalbum "All Quiet On The Western Esplanade" (Platz 1 im UK) voriges Jahr schon erahnen ließ, nämlich dass es diesem so begnadeten wie erratischen Songwriter wieder gut geht und er sein Geld lieber für den eigenen Nachwuchs ausgibt als für Heroin - hier besingt er es ausdrücklich.

Die erfolgreiche Rückkehr der Libertines, die 20 Jahre davor einen neuen Britpop-Boom befeuert hatten, freut PETER DOHERTY immer noch: "Das Album kam sehr gut an, sowohl kommerziell als auch bei der Kritik, und was noch wichtiger ist, es waren neue Songs, die wir unbedingt live spielen wollten.“


Die Tournee 2024 in Großbritannien mit dem schon immer vernünftigeren Kollegen Carl Barât als zweitem Frontmann war dann auch ein voller Erfolg, die Stimmung im Libertines-Lager dementsprechend ausgelassen. Was DOHERTY zum Glück nicht hinderte, sich 2023 während der Schwangerschaft seiner Frau diesem Solowerk, seinem fünften, zuzuwenden. 

"Es sind nicht unbedingt fröhliche Lieder, aber sie haben etwas Erhebendes an sich, selbst wenn sie von etwas Melancholischem handeln", so der Songwriter. PETER DOHERTY fügt hinzu: "Ein paar davon hätte ich auch zu Carl gebracht - was ist damit? -, aber sie schienen einfach nicht das Richtige für das Libertines-Album zu sein." Das großartige "The Day The Baron Died‘" ist allerdings tatsächlich die Originalversion von "The Baron's Claw" auf der jüngsten Band-Platte, das Stück wurde laut Label aus rechtlichen Gründen umbenannt.



FAZIT: Mit dem Produzenten und Musiker Mike Moore, der bereits Baxter Dury produzierte und für Liam Gallagher Gitarre spielte, nahm PETER DOHERTY ein feines, behagliches Pop-Album auf, dem man nur einen Vorwurf machen kann - dass es mit knapp 29 Minuten Länge arg kurz geraten ist. "Short, but it feels like the right length", sagt der Wahl-Franzose. Dann freuen wir uns eben auf einen Nachschlag.

Werner Herpell (Info) (Review 96x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Calvados
  • Pot Of Gold
  • The Day The Baron Died
  • Stade Océan
  • Out Of Tune Ballon
  • Felt Better Alive
  • Ed Belly
  • Poca Mahoney's
  • Fingee
  • Pre'tre De La Mer
  • Empty Room

Besetzung:

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