Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

The Troops of Doom: A Mass to the Grotesque (Review)

Artist:

The Troops of Doom

The Troops of Doom: A Mass to the Grotesque
Album:

A Mass to the Grotesque

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Death/Thrash Metal

Label: Alma Mater Records
Spieldauer: 49:14
Erschienen: 31.05.2024
Website: [Link]

Jairo Guedz, seines Zeichens Bassist und Lead-Gitarrist auf dem SEPULTURA-Debüt „Morbid Visions“, ist dem Death/Thrash Metal seiner Heimat Brasilien insofern treu geblieben, als er sich mit den Cavalera-Brüdern Max und Igor auch nach seinem Ausstieg bei oben genannter Band immer wieder die Bühnen geteilt und bei den 2020 aus der Taufe gehobenen THE TROOPS OF DOOM alten Vorlieben am Saiteninstrument gefrönt hat. Wie anders denn als Verneigung vor der frühen brasilianischen Extrem-Metal-Szene sollte deren Zweitwerk „A Mass to the Grotesque“ bei der Personalie schon klingen, zumal die Namensgebung von einem Songtitel der „Morbid Visions“-LP inspiriert wurde?

THE TROOPS OF DOOM stellen aber beileibe keine plumpen Copycats einer brasilianischen Death/Thrash-Legende dar, die, am Rande bemerkt, keines seiner Ursprungsmitglieder mehr in ihren Reihen weiß. Man merkt den vier Südamerikanern vielmehr an allen Ecken und Enden an, dass sie erfahrene alte Hasen sind, die ihre Instrumente beherrschen, als Band wie eine geschlossene Einheit dastehen und so manchen modernen Newcomer an die Wand spielen. Weil das Material in die goldenen Zeiten extremer Musik zurückversetzt und konsequent old school tönt, ohne indes altbacken zu klingen, könnte man glatt vergessen, dass THE TROOPS OF DOOM selbst noch relativ neu im Metal-Sektor unterwegs sind.

In Anbetracht der musikalischen Ausrichtung herrscht also grundsätzlich der klassische Dreschflegel von Jairo Guedz' altem Betätigungsfeld vor. Soll heißen: Geradliniger Edel-Thrash, der ein Best of an derben, moshtauglichen Sägeriffs und obligatorische Quietsche-Soli einsetzt, während das Ganze von einem oftmals treibenden Beat nach vorne gepeitscht wird.


Sobald allerdings der Death-Metal-Anteil hörbar zunimmt, die Griffbrettfraktion in nordamerikanische Gefilde abtaucht und der Härtegrad entsprechend erhöht wird, kommen einem die Polen von VADER in den Sinn, nicht zuletzt wegen der rauen, weniger guttural artikulierten Vocals von Alex Kafer. Schweden-Freaks mögen sich überdies dezent an DESULTORY erinnert fühlen, wenn das Liedgut wie im Sechsminüter „The Dawn of Mephisto“ von melodischen Einlagen durchsetzt wird. Überhaupt mag das Gebotene zwar traditionell daherkommen, nichtsdestotrotz sind die Brasilianer kompositorisch um Abwechslung bemüht, womit sie manchmal weniger an die Anfangstage des gewählten Stils, sondern mehr an die neunziger Jahre gemahnen, als man die rohe Brutalität zu Songwriting-orientierter Musik formte.

Kein Song auf dieser Platte liefert dabei deutlicher ein Bekenntnis zu dem stilistischen Hybrid aus Death und Thrash Metal ab als „The Imposter King“. Zwischen rasenden Drums und einem mörderischen Doppelaxtangriff wird man beim Hören im besten Sinne zerrieben. Während Alexandre Oliveira sich hier also zu zünftigen Abfahrten hinreißen lässt, werden am Griffbrett angeschwärzte Death-Metal-Orgien gefeiert. In diesen Punkten steht der Quasi-Titeltrack „The Grotesque“ der Nummer in Nichts nach.

Unterm Strich können THE TROOPS OF DOOM auf Albumlänge das hohe Level halten, lediglich die acht Minuten eines „Psalm 7:8 – God of Bizarre“ erwecken falsche Erwartungen, da das Format nach einer etwas anderen Struktur verlangt, die den Hörer bis zum Schluss bei der Stange hält. Das ist hier leider nicht der Fall, da der Song durch einen ausgedehnten, durchaus stimmigen Instrumentalpart am Anfang lediglich in die Länge gezogen wird, anstatt auf einem Knall zu enden. Schade.


FAZIT: Thrash Metal-LPs gibt es wie Sand am Meer. Böse Zungen behaupten, dass die Musik zuweilen etwas seelenlos tönen und die Spielfreude vermissen lassen würde. Das kann man den vier Brasilianern von THE TROOPS OF DOOM indessen nicht unterstellen. Das Material rödelt wie eine Eins und ist in Sachen Präzision und Durchschlagskraft den neueren VADER-Alben durchaus ebenbürtig. Zugleich tritt man mit „A Mass to the Grotesque“ in souveräner Weise das Erbe alter SEPULTURA an. Wer also keine Lust hat, die „Morbid Visions“ zu entmotten, sollte der Einfachheit halber hier einmal beide Ohren riskieren. Ansonsten eignet sich die coole Langrille auch hervorragend als Bekehrungsalbum für Thrash-Metal-Muffel.

Tim Rahrbach (Info) (Review 1109x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Solve Et Coagula – Introduction (1:19)
  • Chapels of the Unholy (3:22)
  • Dawn of Mephisto (6:12)
  • Denied Divinity (3:53)
  • The Impostor King (4:14)
  • Faithless Requiem (4:05)
  • Psalm 7:8 – God of Bizarre (8:09)
  • Terror Inheritance (3:16)
  • The Grotesque (5:35)
  • Blood upon the Throne (3:33)
  • Venomous Creed (5:36)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!