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Psychotic Waltz: Bleeding (Re-Issue 2024) (Review)
Artist: | Psychotic Waltz |
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Album: | Bleeding (Re-Issue 2024) |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Metal |
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Label: | Inside Out / Sony | |
Spieldauer: | 130:24 | |
Erschienen: | 31.05.2024 | |
Website: | [Link] |
Mitte der 1990er ziehen sich Risse durchs Gefüge von PSYCHOTIC WALTZ, wie bereits Bassist/Mitbegründer Ward Evans' Ausstieg zeigt. Für ihr zweites Album "Into the Everflow" (1992) wurde die Band insbesondere in Europa auf Händen getragen, doch der 1994er Nachfolger "Mosquito" blieb mit durchwachsenem Sound und kompakteren Songs hinter den Erwartungen der Prog-Hardliner zurück, ohne dass ein Mainstream-Publikum den Köder geschluckt hätte. Für ihren Schwanengesang, ehe sie sich vorübergehend auflösen wird, schöpft die Gruppe allerdings noch einmal aus den Vollen, ohne zum Stil ihrer ersten beiden LPs zurückzukehren.
Falls man eklatante Mängel am Vorgänger moniert hat, löst "Bleeding" (1996) sämtliche Versprechen ein, die er schuldig geblieben ist. Das Material führt die schlichteren Strukturen von "Mosquito" weiter, mit Death-Metal-Soundguru steht den Musiker, die das Album selbst produzieren, ein mehr als fähiger Tontechniker zur Seite (keine Waltz-Scheibe klingt besser als diese), und auf der kompositorischen Ebene jagt nicht nur ein Highlight das nächste - faktisch sind alle elf Tracks mehr oder weniger schwergewichtige Hit-Anwärter. Der damals noch unbekannte Travis Smith (später Opeth, Death und viele, viele mehr) reicht eines der wenigen Artworks der frühen Photoshop-Ära ein, die nicht danach aussehen und in der Rückschau hervorragend gealtert sind.
"Bleeding" groovt höllisch - nicht zuletzt dank des neuen Bassisten Phil Cuttino, der etwa mit dem Slap-Riff des rasanten Openers 'Faded' begeistert oder sich just dadurch hervortut, dass er in 'Northern Lights' (einer Hommage an Amsterdam beziehungsweise Marihuana, dessen Legalität in den Niederlanden damals noch einzigartig war) bestimmte Töne eben nicht spielt.
Dann ist "Bleeding" auch ein Album der Kontraste, denn wohingegen die Gruppe früher möglichst viel in einen Song packte, setzt sie nun einzelne Schwerpunkte, sodass kraftvolle (Doom-)Nummern wie das finster schleppende Titelstück (macht vorstellbar, wie Black Sabbath seinerzeit in einem Paralleluniversum hätten klingen können) oder 'Skeleton' (Ohrwurm-Gesangshook!) neben ruhigen oder geradezu fragilen Momenten stehen - höre speziell 'My Grave' mit akustischer Gitarre und Querflöte, eine weitere Jethro-Tull-Hommage von Frontmann Buddy Lackey, und das offensichtlich tragische Liebeslied 'Need'.
Die remasterte Neuauflage (viel besser machen konnte Patrick W. Engel nicht, die Platte klingt schlicht perfekt, gerade im Bass-Bereich) bietet mit den Demos der Albumsongs spannende Einblicke in den Entstehungsprozess von "Bleeding". Bei den zusätzlichen Live-Tracks handelt es sich nicht um bereits veröffentlichte Aufnahmen der jeweiligen Songs, es sind andere als jene auf den beiden raren Compilations "Live and Archives" (1998) und "Dark Milennium" (1999).
FAZIT: Das vierte und letzte Psychotic-Waltz-Studioalbum vor der vorläufigen Auflösung der Band kommt der Perfektion insofern nahe, als das Songwriting so weit entschlackt wurde, das wirklich jeder Ton an der Stelle gespielt wird, wo er hingehört, und keiner zu viel oder zu wenig. "Bleeding" markiert die Vollendung der Herangehensweise, die das Quintett auf "Mosquito" hatte, zeichnet sich durch Eingängigkeit aus, ohne die traumhafte Atmosphäre aufzugeben, die ein Markenzeichen der Gruppe war/ist, und geht auch auf der inhaltlichen Ebene unter die Haut ('Morbid'). Buddy Lackey schreibt kurze wie assoziationsreiche Lyrics und performt sie mit fließender Melodik, es gibt einige der irrsten Solos zu hören, die den Gitarristen je von der Hand gegangen sind, und die vertraute Härte ('Sleep') steht einem verstärkten Hang zu psychedelischem Rock ('Freedom?') samt funky Grooves ('Northern Lights') gegenüber. Besser sollte die Band auch nach ihrer Reunion nicht mehr werden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- 01] 01 - Faded
- 02] 02 - Locust
- 03] 03 - Morbid
- 04] 04 - Bleeding
- 05] 05 - Need
- 06] 06 - Drift
- 07] 07 - Northern Lights
- 08] 08 - Sleep
- 09] 09 - My Grave
- 10] 10 - Skeleton
- 11] 11 - Freedom
- 01] 01 - Drift (Demo 1995)
- 02] 02 - Locust (Demo 1995)
- 03] 03 - Need (Demo 1995)
- 04] 04 - Christ Figure (Demo 1995)
- 05] 05 - Sleep (Demo 1995)
- 06] 06 - Faded (Demo 1995)
- 07] 07 - My Grave (Demo 1995)
- 08] 08 - Fly (Demo 1995)
- 09] 09 - Northern Lights (Demo 1995)
- 10] 10 - Bleeding (Demo 1995)
- 11] 11 - Skeleton (Demo 1995)
- 12] 12 - Morbid (Demo 1995)
- 13] 13 - A Psychotic Waltz (Live at Katwijk 1991)
- 14] 14 - Strange (Live at Katwijk 1991)
- 15] 15 - Diary Of A Madman (Live at Katwijk 1991)
- 16] 16 - I Am The Walrus (Live at Karlsruhe 1995)
- Bass - Phil Cuttino
- Gesang - Buddy Lackey
- Gitarre - Brian McAlpin, Dan Rock, Steve Cox
- Keys - Buddy Lackey
- Schlagzeug - Norm Leggio
- Sonstige - Buddy Lackey (Querflöte)
- A Social Grace (1990) - 14/15 Punkten
- Into the Everflow (1992) - 15/15 Punkten
- The God-Shaped Void (2020) - 12/15 Punkten
- A Social Grace (Re-issue 2024) (2024)
- Bleeding (Re-Issue 2024) (2024)
- Into The Everflow (Re-issue 2024) (2024)
- Mosquito (Re-issue 2024) (2024)
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