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Jane: Beautiful Lady (Review)
Artist: | Jane |
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Album: | Beautiful Lady |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Melodic-, Classic-Rock |
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Label: | Sireena Records/Broken Silence | |
Spieldauer: | 46:17 | |
Erschienen: | 27.10.2023 | |
Website: | [Link] |
Fangen wir mit einer persönlichen Notiz an: Ich mag die frühen Alben der „Krautrocklegende“ (Pressetext) JANE, diesen betulichen Hardrock mit progressivrockigen Einsprengseln und den bedeutungsschwangeren Texten. „Day time is not my time, I couldn't see the night, Night time is the right time, Cause my eyes are blind“ ist fast auf einer Höhe mit dem lyrischen NOVALIS Erguss „Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken“. Multipliziert mit dem in die Jahre gekommenem Nostalgiefaktor ergibt das einen wonnevollenn Zeitlupentanz in der größten Disco Schwurbelhausens.
Bereits um 1980 herum waren diese beseelten „Don’t dream it, be It“-Zeiten vorbei. Die ehemalige Krautrock-Elite war abgetaucht, mehr oder weniger erfolgreich bei der Neuen Deutschen Welle gelandet oder versuchte sich in Pop. Weder GROBSCHNITT, WALLENSTEIN noch TRIUMVIRAT hielten das lange durch, da konnten auch TOTO nicht helfen. Auch jenseits des großen Wassers erlitt der Progressive Rock Schiffbruch. Erfolgreich die Pop-Schaluppe entern gelang nur wenigen wie GENESIS, Manfred Mann (der sich damit bereits auskannte) oder YES (mit „Owner Of the Lonely Heart“ solide in den Charts). Die nicht ganz erfolglosen SUPERTRAMP, BARCLAY JAMES HARVEST oder das ALAN PARSONS PROJECT gehörten ja eh nie richtig in die geweihte Progressive-Upperclass.
1986, nach zwei gefloppten Alben, Besetzungs- und Labelwechseln waren JANE selbst für den Abgesang auf die NDW zu spät. Und war die 1975er „Lady“ schon kein Highlight der Band, unterbot die nachgeborene „Beautiful Lady“ die Vorgängerin noch.
Von den Anfängen sind weiterhin Peter Panka und Werner Nadolny dabei. Ergänzt um die Newcomer Klaus Henatsch (Tasten, Gesang) und Kai Reuter (Gitarren) begab man sich mit einem Kopfsprung in den Melodic Rock-Morast, der in den 80ern fröhliche Urstände feierte. Dass die Soundanforderungen und -vorlieben seinerzeit andere waren: Geschenkt. Hier blubbert halt der Synthie-Bass schmatzend, und die Tasteninstrumente besitzen jenen künstlichen Touch, der gerne „quietschig“ genannt wird.
Die Musik passt dazu. Biederer glatter Rock, der sich an junge und junggebliebene Adults richtet, mit Schunkelrefrains und belanglosen Texten an der Schmerzgrenze zum Schlagerschmalz („I Need You“, Beautiful Lady“), nimmt viel Raum ein. „In My Life“ ist eine plombenziehende Ballade mit fettem synthetischem Bass und typischen 80er-Jahre Saxophon-Sounds (ebenfalls synthetisch, aber ganz ordentlich umgesetzt).
Mit „Hold Your Line“ (inklusive gruseligen Refrains, der Richtung TOTO schielt) und dem nachdenklichen „Silence“ wird zumindest sacht an frühere, bessere Zeiten angeknüpft. Abgesehen vom zeitgemäßen Klanggewand sind die beiden Tracks von rührender Beflissenheit. Leider wird danach der Rock wieder ziemlich platt („Just So In Love“, immerhin mit feinem Orgelsolo) und im kalorienreichen Candyland pudergezuckert. „Never Let You Go“ besitzt wie so vieles auf „Beautiful Lady“ heftige Poesiealbum-Lyrik.
„Imagination“ zitiert John Lennons „Imagine“ akzeptabel, macht aber genau dadurch die qualitativen Unterschiede im Songwriting überdeutlich. Trotzdem einer der drei besseren Songs des Albums. Der abschließende Bonustrack zeigt den Titeltrack live präsentiert etwas sozialverträglicher, die Aufnahme bietet klangtechnisch aber nur mäßige Bootleg-Qualität. Freundlich ausgedrückt.
FAZIT: Für Komplettisten ist das Reissue des ‘86er JANE-Albums eine nette Offerte. Musikalisch ist das Ganze eine Schmerzensangelegenheit. Interessant allerdings die Frage, ob man sich tatsächlich in den 80ern, die so viel unterschiedliche wagemutige, hyperkommerzielle und beknackte Musik hervorbrachten, von bräsigem Melodic-Rock in aktuellem Soundgewand Erfolgsaussichten versprach. Oder ob es, trauriger noch, eine Herzenssache war. Beides in der Rückschau kaum zu glauben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- I Need You
- Beautiful Lady
- In My Life
- Hold Your Line
- Silence
- Never Let You Go
- Just So In Love
- Imagination
- Bonustrack:
- Beautiful Lady (live)
- Bass - Werner Nadolny
- Gesang - Peter Panka, Klaus Henatsch, Jane James, Anca Graterol, Andrea Schwarz, Kalle Bösel, Petra Steffens
- Gitarre - Kai Reuter
- Keys - Werner Nadolny, Klaus Henatsch
- Schlagzeug - Peter Panka
- Traces (2010) - 5/15 Punkten
- Live in Concert 2010 (2010)
- Kuxan Suum (2011) - 7/15 Punkten
- Beautiful Lady (2023) - 6/15 Punkten
- Live '88 (2024)
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keine Interviews