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Friedberg: Hardcore Workout Queen (Review)

Artist:

Friedberg

Friedberg: Hardcore Workout Queen
Album:

Hardcore Workout Queen

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop, New Wave, Krautrock

Label: Clouds Hill
Spieldauer: 39:34
Erschienen: 08.11.2024
Website: [Link]

Was lange währt, wird endlich gut! Dieser Spruch passt einfach am besten zum nun endlich vorliegenden Debütalbum des Londoner Quartetts FRIEDBERG, denn das Ensemble um die österreichische Frontfrau ANNA F (die im richtigen Leben Anna Wappel heißt) ist schon seit geraumer Zeit aktiv. So waren FRIEDBERG hauptsächlich als Live-Act auf Festivalbühnen oder als Support für Bands wie HOT CHIP oder ANNENMAYKANTEREIT unterwegs, veröffentlichten aber ab 2019 auch einzelne Single-Titel und die EP „Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah“. Dass es dann bis jetzt dauerte, dass das Debüt-Album „Hardcore Workout Queen“ in den Regalen steht (denn es wird dankenswerterweise auch physisch veröffentlicht), hat verschiedene Gründe: Zum einen musste mit dem Hamburger Label Clouds Hill zunächst ein verlässlicher Vertriebspartner gefunden werden und dann räumt ANNA F auch ein, dass sie eben nicht die schnellste ist, wenn es darum geht, als Songwriterin, Musikerin und nicht zuletzt Bandleaderin kreative Entscheidungen treffen zu können. Das verzögerte den Produktions- und Aufnahmeprozess entsprechend - einfach weil so von jedem Song zig Versionen entstehen mussten bis ANNA F mit einer davon endgültig zufrieden war. Dass so mancher dieser Tracks dann auf Demos basierte, die sie alleine im Heimstudio zusammen bastelte, verrät viel über über den mühsamen kreativen Prozess. Und nebenher arbeitet ANNA F ja auch noch als Model und Schauspielerin.


Als Solo-Künstlerin hatte ANNA WAPPEL unter ihrem Künstlernamen ANNA F 2009 und 2014 zwei sehr erfolgreiche Studio-Alben (und 2010 eine Live-Scheibe) veröffentlicht, die teils in Österreich in die Charts gelangten und auch Gold-Status erreichten. Nachdem ANNA F als musikalische Weltenbummlerin schon in Berlin, Los Angeles und New York ihre Zelte aufgeschlagen hatte, entschloss sie sich schließlich, ihren Lebensmittelpunkt nach London zu verlegen, wo sie dann 2018 das Bandprojekt FRIEDBERG ins Leben rief, welches sie nach ihrem in der Steiermark gelegenen Heimatort benannte.

Und worum geht es musikalisch?
Nun – in ihrer langjährigen Laufbahn als Solo-Künstlerin hatte ANNA F sich stets an ihren Inspirationsquellen orientiert und Elemente aus der klassischen Rockmusik zusammen mit ihren Produzenten in einer Art Indie-Pop-Setting zu einer eigenständigen Melange verquickt, obwohl sie zeitweise auf einem Major-Label beheimatet war. Der Sound des Albums „Hardcore Workout Queen“ basiert nunmehr grundsätzlich auf den Erfahrungen, die sie zusammen mit ihren Mitstreiterinnen – Gitarristin Emily Linden, Bassistin Cheryl Pinero und Drummerin Laura Williams – bei ihren Live-Konzerten gesammelt hat; wobei sie Wert darauf legt, festzuhalten, dass die Studio-Produktion von vornherein weniger Rock-orientiert sein sollte, als die teilweise recht druckvollen und lebhaften Shows der Band.


Dafür kommen New Wave-, Krautrock-, Elektronika- sowie Club-Elemente und ein wenig Psychedelia hinzu. Und dann gibt's da ja noch die Kuhglocken: ANNA F betätigt sich auf der Bühne nicht alleine als Sängerin, sondern auch als Perkussionistin – und verwendet dabei vor allen Dingen ihre geliebten Kuhglocken als Alleinstellungsmerkmal. „Kuhglocken bedeuten mir einfach alles“, sagt ANNA F – und natürlich kommen diese demzufolge auch auf „Hardcore Workout Queen“ zum Einsatz (wenngleich nicht so prägend wie auf der Bühne).

Das Album wird von zwei längeren Tracks umrahmt – dem Opener „100 Times“ und dem Closer „Pull Me Off The Passing Lane“ – die mit einer gewissen Unerbittlichkeit, wenig Akkorden, geradlinigen Strukturen und kaum erkennbaren Melodien an der 6-Minuten-Grenze kratzen und Passagen enthalten, die während der Aufnahmen improvisiert wurden. Das verleiht der Sache einen entsprechenden Drive, der dem Ansinnen der Band, unter anderem moderne Tanzmusik jenseits der EDM-Szene anzustreben, Vortrieb leistet. Auf der anderen Seite gibt es Tracks wie das poppige „The Greatest“ oder das wavige „So Dope“, die im 3-Minuten-Song-Format daherkommen oder „Hello“, der klingt, als sei er direkt aus einer Krautrock-Session heraus entstanden. Eines wird durch diesen Ansatz deutlich: Eine Rock-Scheibe ist „Hardcore Workout Queen“ ebensowenig geworden wie eine pure Pop-Scheibe – und das sollte sie ja auch nicht werden.


Als klassische Songwriterin sieht sich ANNA F bei all dem nicht. So sagt sie, dass sie Musik und (auf Gedichten basierende) Texte separat schreibt und ihre Songs nicht als von Musik unterlegte Geschichten konzipiert, sondern auf einer rhythmischen Basis Denkanstöße bieten möchte. Oft entstehen die Stücke aus Jam-Sessions etwa mit Produzent Oli Baystow heraus. Das bedeutet aber nicht, dass die Songs und insbesondere die Texte im luftleeren Raum entstehen. Ihre Inspirationen findet die Songwriterin im quirligen Umfeld ihrer Londoner „Warehouse-Community“, wo ein Maler jeden Morgen sein Fenster öffnet und zum Kaffee einlädt, sie ihre Mitmenschen dann beobachtet und/oder belauscht und daraus kleine Szenarien spinnt, die sie in ihren Texten in einen kontextuellen Zusammenhang stellt. So ist der Titeltrack „Hardcore Workout Queen“ beispielsweise zugleich das Porträt einer am Fenster vorbeilaufenden Frau auf dem Weg ins Fitnessstudio wie zugleich auch eine spöttische Abrechnung mit dem Selbstoptimierungswahn unserer Tage.


Dass ihre Texte dabei manchmal gewisse assoziative, surreale Wendungen nehmen, liegt daran, dass sich ANNA F auch von den Filmen eines Luis Bunuel oder Yorgos Lanthimos inspiriert sieht. Dabei entstehen dann zum Beispiel Tracks wie „Hello“, in dem ANNA F – wie sie sagt – in den Kopf einer anderen Person eindringt, um ihre eigenen Gedanken auf Urlaub schicken zu können. Dass so etwas auf der musikalischen Seite eine gewisse Unerbittlichkeit mit einer starken Betonung der rhythmischen Trance-Aspekte auslöst, ist mit diesem Hintergrund verständlich. In dem Sinne sind auch FRIEDBERGS kunterbunte Videos als surrealistisch geprägte Fingerübungen zu sehen.


FAZIT: „Hardcore Workout Queen“ ist nicht das Album geworden, welches diejenigen erwartet hätten, die FRIEDBERG von den hyperaktiv rockenden Live-Shows kennen. Ein Grund dafür ist, dass ANNA F als ihre „eigene größte Kritikerin“ so lange an den Songs herumfeilte, bis am Ende ein eigenständiges, spezifisches Sounddesign entstand, das ganz der motorischen Qualität der Kompositionen unterworfen wurde, sodass sogar etwas in der Art einer Alternative-Dance/Wave-Scheibe dabei herauskam.

Ullrich Maurer (Info) (Review 772x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • 100 Times
  • The Greatest
  • Venice
  • Hardcore Workout Queen
  • So Dope
  • I Sometimes Do (But Mostly Might)
  • My Best Friend
  • Better Than We Are
  • Hello
  • Pull Me Off The Parking Lane

Besetzung:

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