Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Al Andaluz Project: The Songs Of Iman Kandoussi (Review)

Artist:

Al Andaluz Project

Al Andaluz Project: The Songs Of Iman Kandoussi
Album:

The Songs Of Iman Kandoussi

Medium: CD/Download
Stil:

Arabo-Andalusiche Musik, Weltmusik

Label: Galileo Music
Spieldauer: 77:37
Erschienen: 06.12.2024
Website: [Link]

Gibt es eigentlich eine friedliche Koexistenz zwischen monotheistischen Religionen?
Im Falle des AL ANDALUZ PROJECT darf man dies gerne bejahen, denn mit „The Songs Of Iman Kandoussi“ unternimmt dieses Projekt den Versuch, die Musik der jüdisch-sephardischen sowie christlichen und arabo-andalusischen Kulturen gleichberechtigt und ohne irgendwelchen intoleranten Hass im Hintergrund auf einer Ebene erklingen und wirken zu lassen.
Egal, woran man hierbei als Hörer auch glauben mag, das AL ANDALUZ PROJECT wirkt vereinend statt spaltend.
Wozu doch Musik so in der Lage ist!? Es kommt nur auf das Gute im Menschen wie in der Kunst/Kultur an. Da können die Götter noch so sehr im religiösen Überbau wüten und wettern, wenn ihre musizierenden Jünger einfach mehr auf deren Musik statt deren Anbetereien wertlegen.


Natürlich muss man bei dieser klingenden Annäherung als erstes weltmusikalisch offen sein, auf arabische Klangwelten stehen und seine rosarote Musik-Brille absetzen, wenn die in erster Linie von der Radio-Pop-Kultur oder schweren Rock-Rhythmen geprägt sein sollte. Sonst wird das nichts mit den Sängerinnen und traditionellen Instrumente (Ud, Saz, Drehleier, Rabab, Nyckelharpa, Lafta u.v.m.) sowie jede Menge Percussions spielenden Musikern. Und wer im ersten Moment damit nichts anzufangen weiß, der nehme einfach das sehr informativ gestaltete 20-seitige Booklet zu Hand und lese den umfangreichen Begleittext dazu, der sogar, neben anderen Sprachen, auch auf Deutsch abgedruckt ist und mit dem einleitenden Satz: „Spricht man von der Musikkultur der arabischen Welt im Allgemeinen bzw. des Maghreb im Besonderen (Anmerkung: Maghreb meint die Gebiete des heutigen Marokkos, Algeriens und Tunesiens), ist die besondere Vielfalt der arabischen Musik besonders hervorzuheben“, beginnt sowie mit dem Einfluss der andalusischen Kultur fortsetzt.


Natürlich ist das für viele von uns ungewohnt.
Doch juckt das unsere Ohren?
Nein! Auf keinen Fall!
Denn die Musik wird sicher, wenn man beispielsweise eine LOREENA McKENNITT oder YOUSSOU N'DOUR mag, bzw. ein Freund des 'Real World Records'-Label von PETER GABTIEL ist, gefallen oder gar begeistern.
Und selbst wenn wir nicht auf den ersten Anhieb verstehen, was hier weltmusikalisch passiert, so reicht am Ende ein Blick in das Booklet und die vielfältigen Informationen zu „The Songs Of Iman Kandoussi“ vollkommen, wobei wir beispielsweise erfahren, dass „erst im 20. Jahrhundert die arabische Musik in westliche Notenschrift“ übertragen und so der westlichen Welt näher gebracht werden konnte: „Als Mitte des 20. Jahrhunderts die 'Harga' entdeckt wurden, bei denen es sich um poetisch-musikalische Kompositionen handelt, die in einem arabischen, romanischen oder hebräischen Dialekt verfasst wurden, war das der Beweis dafür, dass die Gesellschaft von Al-Andalus mehrsprachig war.“


Genau diese mehrsprachige Musik macht sich nun die marokkanische Sängerin IMAN KANDOUSSI zueigen, die mit klassischen arabischen Liedern genauso wie mit Pop-Musik aufgewachsen ist und bereits im Alter von 10 Jahren begann, sich dem arabisch-andalusischen und orientalischen Liedgut zu verschreiben, wobei sie stark vom Stil und den Formen her von einer mythischen Sängerin wie OUM KALTHOUM geprägt ist und ihre Lieder in den alten Sprachen verschiedener Zivilisationen vorträgt. Und dass diese 'seltsamen, für deutsche Ohren völlig ungewohnten Sprachen', wenn ihnen IMAN KANDOUSSI ihre Stimme verleiht, richtig gut klingen, darf man nun auf „The Songs Of Iman Kandoussi“ fast 80 Minuten lang nachvollziehen, wobei eben neben dem Gesang viele – im Grunde sehr modern gespielte, aber eben ausschließlich traditionelle Instrumente zum Einsatz kommen, von denen für unsere Ohren besonders die Flöten, Geigen und Percussion am gewohntesten klingen, womit wir auch beim AL ANDALUZ PROJECT wären, welches durch das Zusammentreffen der Band ESTAMPIE, bei der IMAN KANDOUSSI singt, mit den spanischen und marokkanischen Musikern von AMAN AMAN und L'HAM DE FOC, die im November 2005 in München ein Konzert gaben, entstand.


So einfach vereinen sich eben Kulturen und deren Musik jenseits religiöser Zwänge bei einem Konzert. Denn bereits ein Jahr später traten die Bands vereint mit Musikern aus Deutschland, Spanien und Marokko als das AL ANDALUZ PROJECT auf und veröffentlichten vier Alben: 2008 „Deus et Diabolus“; 2020 „Al-Maraya“; 2012 das Live-Album „Abuab Al Andalus“; 2013 „Splam“.
Genau aus diesen Alben stammt auch die Songauswahl für „The Songs Of Iman Kandoussi“.

Und dann gibt es noch einen weiteren Aspekt, welcher an der abwechslungsreichen (vom Gesang her gewöhnungsbedürftigen) CD begeistert: der ausgezeichnete, echt hervorragende Klang, der dieses weltmusikalische Erlebnis zu einer besonders spannenden Zeitreise durch die jüdisch-sephardischen sowie christlichen und arabo-andalusischen Welten werden lässt!


FAZIT: Das AL ANDALUZ PROJECT um die Sängerin IMAN KANDOUSSI gründete sich 2005 nach dem Konzertbesuch der Musiker von ESTAMPIE bei einem Konzert der spanischen Band AMAN AMAN im Rahmen der jüdischen Kulturtage in München. Hierbei verfolgten sie das Ziel, als gemeinsam musizierendes Projekt die Musik der jüdisch-sephardischen, christlichen und arabo-andalusischen Kulturen, wie zu Zeiten des maurisch regierten Spanien in friedlicher und sich gegenseitig befruchtender Koexistenz aufleben zu lassen. Bis 2013 entstanden so vier Alben, aus denen nunmehr die wichtigsten Stücke auf „The Songs Of Iman Kandoussi“ in bestem Klang vereint und mit einem sehr informativen 20-seitigem Booklet, in dem man die Geschichte hinter dieser Musik auch in deutscher Sprache nachlesen kann, versehen wurde.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 224x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Segunda Twichia Nuba Garibat El Hussein - Insiraf Btahyi Garibat El Hussein
  • Chamsse Lachia (nuba kudam al-maya)
  • Des oge mais quer' eu trobar - Yo me levantaria - Insiraf Btahyi Garibat El Hussein
  • Nawba Raml Maya, Ritmo Btayhi (Arabo-Andalusí)
  • Arracha Lfatan (nuba garnati)
  • Mina Nawa (Maalouf Tunecino)
  • Intro Instrumental Samai Higaz
  • Afdihi Dabian Ibtassam (Moaxaja Arabe, Maqam Hijaz Kar)
  • Amors mard / Arafto Lhawa Mod Arafto Hawak (Trovador anónimo / Rabiaa Al Adawia)
  • Hijaz
  • Segunda Twichia Istihlal - Insiraf Btayhi Istihlal: Gaybatuk
  • Al-Garnati - El Bulbul
  • Quen a omagen da Virgen
  • Un castel / Improvisation Iman (Tradicional Occitan)
  • Dezilde a mi amor
  • Amoulati (Tradicional de Tetuán)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!