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The Moth: Frost (Review)

Artist:

The Moth

The Moth: Frost
Album:

Frost

Medium: LP+CD/Download
Stil:

Rock, Punk, Doom Metal

Label: Exile On Mainstream Records
Spieldauer: LP + CD jeweils 44:20
Erschienen: 22.09.2023
Website: [Link]

Als sich das Hamburger Trio THE MOTH im Jahr 2015 gründete, um wie eine Motte besonders dem Heavy-Sound und knackigen Rhythmen lichtgleich entgegenzuflattern, da war eigentlich kaum absehbar, dass die Band schon kurze Zeit später weltweit von sich reden macht und mit ihren Konzerten rund um die Erde reist, dabei Tokio genauso wenig auslässt wie Vancouver oder Oslo. Besonders beliebt sind sie auch als Gäste bei einer Vielzahl von Festivals. Und das alles mit gerade mal drei Alben im Gepäck. Diesem folgt nun ein viertes, das eigentlich viel eher erscheinen sollte – doch was dann kam, ist allseits bekannt: Eine Pandemie, die alle Hoffnungen auf weitere Konzert-Aktivitäten killte und eine Vielzahl von Bands zurückwarf – auch THE MOTH.

Nun aber ist es so weit für Album Nummer 4: „Frost“.
Ein Album, dem sicher hohe Erwartungen entgegengebracht wurden, das diese Erwartungen aber nur ansatzweise erfüllt, da in ihm mitunter zu viel Wut mitklingt, so als würden THE MOTH ihrem Anspruch, den sie in einer Review verpasst bekamen und der ihnen treffend zusagte, noch mehr gerecht werden wollen, der da hieß: 'Popmusik, gespielt mit einem Bulldozer'. Den Bulldozer hört man fast durchgängig, die Popmusik aber tritt viel stärker in den Hintergrund. Vielleicht wirkt das bei Konzerten noch besser, auf der LP „Frost“ aber hinterlässt es dann doch so einige recht lautstarke, aber zu eintönige Momente.

Viel Trauer und Frust klingt auf dem Album mit – Schicksalsschläge, die vertont werden und Wut, die sich in der Musik kanalisiert. Bereits das erste Stück „Me, Myself & Enemy“ wird so zum krachigen Programm des gesamten Albums, während raustimmig der Sänger zu den einfachen, sich oft wiederholenden Gitarren-Riffs die Texte ins Mikro rotzt, so als wäre die Zeit des Punk nie wirklich seinem unfreiwilligen Ende entgegegengesteuert. Dazu gibt’s die gehörige Doom-Metal-Prise und dumpfer Garagen-Sound, um alles ordentlich finster und noch etwas bedrückender erscheinen zu lassen und schon sind THE MOTH mit ihrem „Frost“igen Album dort, wo sie wohl hinwollen.

Frost“ verbreitet so den Eindruck, der sich hinter dem dritten Song der LP-A-Seite mit dem Titel „Battlefield“ verbirgt. Es ist ein Kampffeld der musikalischen Aggressionen, die sich bei dem aktuellen THE MOTH-Album eine riffgeladene und mit finsterem Ausgang tönende Schlacht liefern und dabei auf besagte Bulldozer-Mentalität setzen, die zum Glück im letzten Song noch zum glücklichen Ausgang führt.

Ob sie damit wirklich viele mitnehmen können, ist die große Frage. Den Kritiker jedenfalls überzeugen da eher die von diesem Stil ein wenig abweichenden Nummern, die sich nicht zu sehr in frust-*Frost*igen Wiederholungen der kompletten LP-A-Seite erschöpfen, sondern sich stärker wie in der mit dumpfen Bässen eröffnenden LP-B-Seite ergießen. „In The City“ mit seiner 'Big Brother Is Watching You'-Botschaft zum Beispiel liebäugelt mit eingängigeren Rhythmen und gar Melodien (Ist da nach einer Minute sogar eine gar nicht mal schlechte Hookline zu entdecken?), die sich nicht so kratzend in die Gehörgänge fräsen, auch wenn die finstere Riffgrundierung weiterhin aufrechterhalten bleibt, während das mit knapp 7 Minuten längste Stück „Silent“ einerseits den Versuch unternimmt, der Stimmung des Titelnamens ansatzweise gerecht zu werden und sogar in psychedelischen Sphären entfleucht, die einen vorsichtigen BOWIE-'Heroes'- oder gar JOY DIVISION-Touch verbreiten. Hier sind die Motten wieder auf dem richtigen Weg und flattern sich nicht im ewigen Rundflug um eine elektrische Birne in den Tod.

Und dann noch etwas zum vinylen Sound der LP, der – eine wirklich feine Entscheidung – noch die CD des Albums mit beiliegt. Die einen nennen es vielleicht rauen und rohen Klang, der eben zur rauen, rohen, wuchtigen Musik passt – die anderen, zu denen wiederum dieser Kritiker hinzuzuzählen ist, nennen es dann doch eher einen zu dumpfen und etwas verwaschen klingenden Sound, der das Hörerlebnis an einer guten Anlage schmälert.

Licht und Schatten liegen bei „Frost“ von THE MOTH sehr nah beieinander – und da das Licht für eine Motte ja oft zur tödlichen Bedrohung wird, ist das natürlich verständlich. Nur diese Hamburger Band sollte doch mehr auf die Lichtblicke der LP-B-Seite als auf die ziemlich einseitigen Riffgewitter samt roh-grummelndem Gesang der A-Seite setzen – und genau dort ansetzen, wo das Album mit dem Highlight „Silent“ sein versöhnliches Ende findet.

FAZIT: THE MOTH lassen den Hörer ihres neuen Albums unter ihrer Bandcamp-Seite wissen, dass „Frost“ in nur 24 Stunden aufgenommen und gemixt wurde. Das verleiht der LP mit ihrem Rock-Punk-Doom-Metal-Psyche-Gemisch im Garagen-Sound durchaus einen natürlichen, aber auch nicht wirklich ausgeklügelten Charme – was man leider viel zu oft in der Dreiviertelstunde voller finsterer Rock-Eruptionen mit Doom- und Punk-Einlagen hört, die sich in schweren Gitarren-Riffs und mitunter heiser anmutendem Gesang entladen. „Frost“ ist einfach zu *Frostig* und etwas kalt ausgefallen, selbst wenn die LP-B-Seite (Übrigens liegt der LP in vorbildlicher Weise auch eine CD des Albums bei!) wärmer wird und zu erfreulichen Auftau-Effekten in Richtung Psyche und mehr melodischer Abwechslung führt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1537x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (21:04):
  • Me, Myself & Enemy (2:49)
  • Birmingham (3:37)
  • Battlefield (2:53)
  • Bruised (2:44)
  • Cathedral (4:20)
  • Hundreds (4:41)
  • Seite B (23:16):
  • Frost (6:53)
  • In The City (4:05)
  • Dust (5:37)
  • Silent (6:41)

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