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The Heartways: Damaged Goods (Review)

Artist:

The Heartways

The Heartways: Damaged Goods
Album:

Damaged Goods

Medium: LP/Download
Stil:

Indie-Pop, Rock

Label: Motor
Spieldauer: 31:28
Erschienen: 25.08.2023
Website: [Link]

Eine hübsche Wortspielerei hat sich die in Berlin lebende Songwriterin SASKIA HAHN für ihr Solo-Projekt ausgesucht, denn der Projektname THE HEARTWAYS bezieht sich auf die englische Sprachwendung, etwas 'the hard way' - also auf die harte Tour – erledigen zu wollen oder erfahren zu müssen. Da aber nun mal nach ihrer Meinung das Herz das Maß aller Dinge und die treibende Kraft im Leben ist, sagte sie sich, dass man es doch auch mal 'the heart way' - also mit dem Herzen – versuchen könne. Das macht Sinn und wirft auch gleich ein positives Licht auf die Songsammlung, an der SASKIA HAHN zusammen mit Produzent Joscha Baltes und dem DEPECHE MODE-Drummer Christian Eigner (ansonsten aber im wesentlichen alleine) herumbastelte. Dass diese Songauswahl dann klingt wie das Werk einer versierten Veteranin, liegt allerdings nicht daran, dass Tracks wie das gerade mit einem neuen Video aktualisierte „By Your Side“ bereits vor zwei Jahren entstanden, sondern daran, dass SASKIA HAHN tatsächlich eine versierte Veteranin ist.

Noch zu MySpace-Zeiten gründete SASKIA HAHN das Berliner Rock-Trio SWEET MACHINE, das Mitte der Nuller-Jahre für ein gewisses Aufhorchen in der Indie-Szene der Hauptstadt sorgte. Auf einer Party lernte sie dabei PEACHES kennen, die 2007 die drei Musiker bat, sie zunächst bei einem Konzert und dann als feste Backing-Band zu begleiten, was dazu führte, dass SASKIA HAHN erstens zur Gitarristin von PEACHES wurde und zweitens obendrein über diese in die Wüsten-Rock-Szene von Joshua Tree eingeführt wurde, in der sie schließlich mit den Jungs von QUEENS OF THE STONE AGE und EAGLES OF DEATH METAL abhing.

Irgendwann wurde ihr das dann zu viel, sodass sie sich eine Auszeit nahm, wieder nach Berlin ging, sich der bildenden Kunst zuwandte und erst im Pandemie-Zeitraum ohne größeren Druck wieder zur Musik zurückfand. Dieses überlegte Vorgehen erklärt wohl auch das keinen Widerspruch duldende Selbstbewusstsein mit dem die Musikerin hier eine makellose und gnadenlos effektive Power-Pop-Scheibe erschuf, die von der Substanz her auch als Rockscheibe eine gute Figur macht, bzw. Rocksongs enthält, die dank geschickt platzierter Arrangements sogar als Pop-Songs funktionieren. Dabei fackelt sie nicht lange rum: In gut einer halben Stunde ist alles gesagt und getan – und nichts fehlt.

Es ginge zu weit zu behaupten, dass Hahn sich dabei musikalisch direkt an ihren ehemaligen Arbeitgebern und Freunden orientierte, aber die Attitüde, mit der die Auteurin ihre Songs komponierte und arrangierte, macht deutlich, dass sie ihre vielfältigen musikalischen Erfahrungen und Inspirationsquellen mit Gewinn einzusetzen versteht.

Das, was die neue Sammlung musikalisch auszeichnet und zusammenhält, ist Hahns Fähigkeit, das Material zwischen Rock und Pop, zwischen Indie und Mainstream, zwischen druckvoll und sanftmütig, zwischen hart und weich behutsam und effektiv auszubalancieren und dabei ihre Einflüsse und Inspirationsquellen mit eigenen Ideen in einem gelungenen, zeitlosen Mix songwriterisch zusammenzuführen. Die vorab veröffentlichte Lead-Single „Oh My Heart“ etwa hätte CHRISSIE HYNDE von den PRETENDERS auch nicht schöner ausformulieren können. „Moving On“ zitiert den Bluesrock der Seventies, „Better“ kommt mit FLEETWOOD MAC-Flair daher, während „You Know Me“ der Glamrock-Ära Tribut zollt.

Das alles ohne übertriebene emulative Absichten, denn SASKIA HAHN weiß genau, welche musikalischen Mäntelchen für ihre brillanten Songs eben am besten passen. Und wie erkannte schon WOODY GUTHRIE richtig: Sorge Dich nicht darum, besonders originell sein zu wollen, denn ein guter Song ist sowieso ein guter Song.

FAZIT: „Damaged Goods" heißt das Album von THE HEARTWAYS deswegen, weil wir schließlich alle irgendeine Art von Schaden haben und in diesem Sinne auch nicht perfekt sein können. SASKIA HAHN beweist hierbei ein Gespür für allegorische Wortspielereien, mittels derer sie ihre Anliegen auch ohne endlose Worttiraden an den Hörer herantragen kann und dabei stets auch zu universellen Wahrheiten findet: „When the damage is done, it's time to move on", singt sie etwa im Opener „Moving On" und legt damit das Leitmotiv des Albums liberal aus: Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weiterlaufen. In diesem Sinne ist „Damaged Goods" sogar ein lebensnahes Empowerment-Album – ganz ohne erhobenen Zeigefinger - geworden.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1966x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Moving On
  • By Your Side
  • Better
  • Maybe
  • Each Time
  • Oh My Heart
  • You Know Me
  • Deep End
  • These Days

Besetzung:

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