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Superluminar: Realität vs. Wirklichkeit (Review)

Artist:

Superluminar

Superluminar: Realität vs. Wirklichkeit
Album:

Realität vs. Wirklichkeit

Medium: CD/Download
Stil:

Indie-, Alternative- und Deutsch-Rock mit knackigen Texten und Punk-Appeal

Label: Superluminar Music
Spieldauer: 43:29
Erschienen: 01.08.2023
Website: [Link]

Der erste Eindruck verblüfft.
Warum?
Klare Antwort als Frage formuliert: Wer bitteschön lässt sich im deutschen Alternative-Rock einen so kuriosen Titel wie „Realität vs. Wirklichkeit“ einfallen?
Realität!? Wirklichkeit!? Da ist doch das Eine schon Synonym für das Andere – die können sich doch gar nicht 'kämpferisch' gegenüberstehen, oder?
Aber klar doch: Bei SUPERLUMINAR!

Mit SUPERLUMINAR schlagen zwei alte Musikhasen, die schon lange im Geschäft sind, erstmals als Duo auf, der Eine Multiinstrumentalist und Produzent (Daniel Reinke), der Andere Sänger und Texter (Joe Valdarno). Beide verfolgen die Absicht, als Rock-Duo mit eingängigen, aber auch knackigen und harten Gitarrenmelodien, die gerne ihre Ursprünge auch in der Garage gehabt haben dürfen, sowie mit provokanten deutschen Texten Rock-Songs rauszuhauen, denen ein wenig der Geist der FOO FIGHTERS und von WEEZER sowie in deutschen Landen der lange Zeit hoch gelobten SELIG innewohnt, aber nicht dauerhaft zu verinnerlichen mag, denn musikalisch ist „Realität vs. Wirklichkeit“ noch nicht die Offenbarung.

Zu oft treibt das Schlagzeug seine sich wiederholenden Rhythmen auf der Suche nach einem griffigen Rock-Appeal flott voran, wobei neben vielen Höhen zu oft der echte tiefe 'Wumms' fehlt und die Gitarren-Riffs erschöpfen sich in so einigen in die Länge gezogenen Wiederholungen. Demgegenüber verblüffen aber im deutlich positiveren Sinne die einfallsreichen, eingängigen, aber eben nicht einfältigen, Melodien, welche oft sofort ins Ohr gehen und mitunter zum spontanen Mitwippen während des Hörens führen.
Trotzdem spürt man bei SUPERLUMINAR, dass hier keine Band – wie bei besagten FOO FIGHTERS oder WEEZER oder SELIG – sondern wirklich nur ein multiinistrumentales Duo am Start ist, das sich statt Komplexität mehr druckvolle, melodiöse Stimmigkeit auf die Fahnen geschrieben hat.
Textlich allerdings haben so einige Songs tatsächlich das Zeug zur einen oder anderen Offenbarung.

Das beginnt schon beim Album-Opener mit dem klaren Statement: „Ich will kein Krieger sein“: „Wenn wir nicht kämpfen, dann gibt es kein Blut / Keiner wird verlieren, verlier du nicht den Mut“.
Schade, dass man solche Worte und Taten in den kriegerischen Zeiten der Gegenwart nicht viel, viel öfter vernimmt!

Bei der Frage „Wofür brennst du?“ hört man sogar anfangs ganz kurz ein Motiv, welches man ähnlich schon einmal bei DEEP PURPLE entdeckt hat, heraus und auch die Texte bleiben sich in ihren klaren Aussagen, die man so nur selten in der deutschen Rockmusik hört – ohne dabei ins Beleidigende oder Vulgäre abzurutschen – treu: „Keine Warnung, keine Ahnung / Vollgefressen und gesund / Tage einer wie der andere / Irgendwie lief alles rund“.

Bei dieser textlichen Qualität ist es erfreulich, dass man beim Hören von „Realität vs. Wirklichkeit“ alle Texte im ansprechend gestalteten 16-seitigen Booklet mitlesen kann – und spätestens im Mittelpunkt dieses Booklets, das ein Foto präsentiert, welches einen stark an ESCHERs Treppenmotiv erinnert, warum der Titel so gewählt wurde. Denn auch bei Escher denkt man, in unterschiedliche Richtungen – ob nach oben oder unten – zu gehen und trotzdem am Ende immer wieder ziellos dort zu landen, wo man bereits glaubte, es hinter sich gelassen zu haben. Alle Texte dieses Albums greifen ähnliche Thematiken im übertragenen Sinne ebenfalls auf. Treppauf, treppab – egal mit welchem Ziel, man sollte nicht aufgeben oder sein Ziel aus den Augen verlieren und an „Wir können fliegen“ glauben: „Keiner, der uns jetzt aufhält / Wir bauen unsre eigne Welt“. Ja, auch so kann man die täuschenden Treppen überwinden: „Ich hab's gewagt und bin geflogen / Ohne Netz und doppelten Boden“. Ein Plädoyer für den Mut zur Veränderung.

Genau für diesen Mut und die Unangepasstheit braucht man heutzutage wohl (gerade in Deutschland) echte Überlichtgeschwindigkeit – also tatsächlich besagte SUPERLUMINAR, die bei diesen Texten und einfallsreichen Melodien wirklich darüber nachdenken sollten, ihre Songs breiter zu instrumentieren und komplexer anzulegen. Vielleicht sogar das nächste Album im echten Bandkontext einzuspielen, das würde garantiert auch viele Fans älterer – aber nicht längst vergessener – Zeiten SELIG machen. Also bitte mehr Flut als Ebbe, zumindest wenn es um die Musik hinter den Texten von SUPERLUMINAR geht: „Nichts ist so einfach wie es scheint / Wir sagen entweder und meinen oder / Das Gute braucht das Böse / Aber wofür kann das Böse gut sein?“ („Ebbe und Flut“)

FAZIT: Indie-, Alternative- und Deutsch-Rock mit knackigen Texten und Punk-Appeal. Zwar ist das noch nicht die Überlichtgeschwindigkeit, die sich hinter dem Namen des deutschen Rock-Duos SUPERLUMINAR (Daniel Reinke & Joe Valdarno) verbirgt, aber besonders aus textlicher Hinsicht und den Mut, in ihrer Muttersprache zu singen, sind sie bereits auf dem besten Weg.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1607x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Ich will kein Krieger sein
  • Arsch hoch Baby
  • Ferngespräch
  • Ich breche aus
  • Wofür brennst du?
  • Ebbe und Flut
  • Mehr davon
  • Guter Freund
  • Wir können fliegen
  • Was bleibt (only the good die young)
  • Liebeslieder helfen nicht

Besetzung:

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