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Paul Bernewitz: Someday (Review)
Artist: | Paul Bernewitz |
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Album: | Someday |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz |
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Label: | Unit Records | |
Spieldauer: | 62:42 | |
Erschienen: | 28.11.2022 | |
Website: | [Link] |
Ein fünfundzwanzigjähriger deutscher Pianist, der Mitglied im Thomanerchor war und Gedichte schreibt, nimmt sich das „Great American Songbook“ vor. Das kann doch nur in die Hose gehen, könnte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Paul Bernewitz hat für „Someday“ ein fähiges Ensemble um sich geschart und geriert sich nicht als allein regierender Herr im Haus. Gerade seinen beiden Saxophonisten gibt er gerne Raum für Interpretationen. Sein Klavierspiel ist präzise und gefühlvoll, auch wenn er die Stücke zerpflückt oder durch Wiederholungen kantige Zäsuren setzt. In „Take Seven (Take Five“) zertrümmert er die Musik nicht brachial, sondern sorgt für zeitgemäße Erweiterungen.
Zu den beiden Filmmusiken „Alfie“ (Michael Caine!) und Mancinis/Mercers Oscar-Gewinner „Days Of Wine And Roses“ singt Regina Heiß mit klarer, heller Stimme. „Alfie“ wird das das poppige Film-Musical-Feeling der Version von Cilla Black entzogen, hier wird der Song spröder, akademischer und experimenteller gespielt. „Days Of Wine And Roses“ wird rhythmisch kantiger präsentiert, ohne den Schmelz des orchestralen Titelsongs. Doch die Grundlagen gehen nicht verloren, der melancholische und nachdenkliche Tenor bleibt erhalten, wenn über Themen und Motive musikalisch sinniert wird. Das sind feinfühlige Interpretationen und Improvisationen für die sich die Musiker Zeit lassen. Während „Alfie“ „nur“ knapp sechs Minuten lang ist, streckt sich „Days of Wine And Roses“ mit unterhaltsamen zehneinhalb Minuten aufs Dreifache des ursprünglichen Theme-Songs.
Bei den instrumentalen Stücken lässt sich die Kombo ebenfalls Zeit für Erkundungen. Bleibt dabei geschmeidig, scheut sich auch nicht vor ungestümen Passagen („Lady Bird“). Wobei Flair und Agilität nicht verloren gehen. Klanglich ist das Album offen und warm, von überbetonter Brillanz keine Spur. Ergibt ein stimmiges Werk, das ganz eigene Facetten aus bekannten Standards entwickelt.
FAZIT: PAUL BERNEWITZ und seine Mitspieler nehmen sich interpretatorisch frei Stücke des „Great American Songbooks“ vor. Wobei „Alfie“ das Titellied eines englischen Films ist. Aber nach, teilweise fast gleichzeitig mit, Cilla Black wurde der Song von Dionne Warwick, Connie Francis, Sarah Vaughan, Barbra Streisand, Tony Bennett und zahlreichen anderen adaptiert, weshalb es als amerikanischer Standard durchgeht. Die Band setzt eigene Akzente, nimmt den Plüsch aus den Tracks und ist tempomäßig variabel. Heraus kommt kein Werk für die Kellerbar, sondern für eine gepflegte Jazz-Soiree.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Take Seven (Take Five)
- I Hear A Rhapsody
- Alfie
- Someday My Prince Will Come
- It Ain't Necessarily So
- Lady Bird
- Cherokee
- Days Of Wine And Roses
- Bass - Amelie-Marie Richarz
- Gesang - Regina Heiß
- Keys - Paul Bernewitz
- Schlagzeug - Jonas Sorgenfrei
- Sonstige - Paul Scheugenpflug (sopran-, altsaxophon), Michael Reiß (tenorssaxophon)
- Someday (2022) - 11/15 Punkten
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