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John: A Life Diagrammatic (Review)
Artist: | John |
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Album: | A Life Diagrammatic |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Alternative- und Post-Rock, Hardcore, Punk |
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Label: | Brace Yourself Records/Pets Care Records | |
Spieldauer: | 36:05 | |
Erschienen: | 22.09.2023 | |
Website: | [Link] |
Eigentlich ist es ein bescheuerte Idee, dass ein Duo von zwei dem Hardcore und Alternative- wie verspielt psychedelischem Post-Rock huldigenden Jungs, welche beide den gleichen Vornamen JOHN tragen, ihre Band genauso zu benennen. Die beiden Londoner geben doch nicht nur mit diesem Allerweltsnamen Rätsel auf, sondern auch mit dem LP-Cover von „A Life Diagrammatic“. Dazu gibt’s das Scheibchen auch noch auf farbigem Vinyl, selbst wenn die Musik darauf nicht wirklich farbig ist, sondern straight voller metallischer, punkiger und alternativ- sowie postrockiger Schlagseiten, die noch dazu mit einem Haufen Sprachsamples stellenweise verunsichern und in einem das eine um das andere Mal die Frage aufwerfen: „Was soll denn das nun wieder?“
Das Vinyl jedenfalls ist in zartem Grau gehalten – ganz ähnlich darf auch die Musik von JOHN beschrieben werden, die einerseits viele Retro-Erinnerungen wachruft und andererseits ein sich der Moderne oder eingängigen Rhythmen verweigerndes Gespür mit sich bringt, das genau dafür sorgt, dass „A Life Diagrammatic“ ideal für diese Zeit der Irrungen und Wirrungen geschaffen ist, in der wir ständig über Optimierung nachdenken, aber uns andererseits irgendwie in die Vergangenheit zurücksehnen, und so nach und nach suboptimal unser eigenes Dasein aus der ruhigen Bahn gerät, während einem die Stimme bei „Côte D'Adur“ fast wütend angrunzt und solche Sätze wie: „As the feet mould to metal / Bones cracked“, entgegenschleudert.
Hier kommen bzw. sind JOHN ins/im Spiel, die nicht nur mit ihrem LP-Cover, das einem bei diesem Motiv eines zerstörten technischen Gerätes, das garantiert schon einige Jahre auf dem ehemals funktionstüchtigen Buckel hat, ernsthaft Rätsel aufgibt, verwundern, sondern auch mit ihren metaphorischen wie geheimnisvollen Texten (alle auf dem beigelegten LP-Einleger zu finden) und deren im Uhrzeigersinn verlaufenden Gestaltung ein eigenartiges Gefühl hinterlassen: „The wrong head, the wrong face / Shape of the verbs, they don't conjugate“ („Trauma Mosaic“).
JOHNs Musik dazu ertönt mitunter ähnlich brachial wie die textliche Grundlage es erfordert.
Dann wieder driften die Sounds ab, werden ruhiger und erhalten eine psychedelische oder atmosphärische Wendung, um trotzdem ganz schnell wieder auf den rock-metallischen Boden der weniger angenehmen Tatsachen aufzuschlagen: „Until it becomes a ruin / No longer bright with fluids / Is this really how our journey ends?“ („Service Stationed“)
Manchmal fragt man sich allerdings, wie es JOHN gelingen konnte, für ihr Album gleich zwei sehr namhafte Künstler gewinnen zu können, die ihnen für einzelne Songs ihr (Sprech-)Stimmen leihen: BARRY ADAMSON („Riddley Scott Walker“) von MAGAZIN und THE BAD SEEDS sowie Schauspieler SIMON PEGG mit 'Mailbox-Stimme' („Media Res“).
Und währenddessen knarzt, scheppert, grummelt und hämmert es an allen Ecken und Enden, wobei leider zu stark an Höhen gespart und dafür mehr auf die dumpfen und 'molligen' Töne gesetzt wird, die einen mitunter, ganz dem Songtitel „Trauma Mosaic“ entsprechend, in ein wahres Post-Rock-Trauma versetzen.
So zerrt „A Life Diagrammatic“ von Mr. Newman & Healey, die beide den Vornamen JOHN tragen, mitunter gehörig an den Nervensträngen des Hörers, der sich gerne auf eine ordentliche Portion Post Hardcore gefasst machen darf, der sich aber genauso dem Shoegaze wie gespenstischen Klängen, die einen bewusst in die Tiefe und den Abgrund ziehen wollen, öffnet und immer wieder seltsam verspielt im 'Psycho'-Flair, bestens nachzuhören auf „Riddley Scott Walker“ mit der Unterstützung von BARRY ADAMSON, daherkommen, um dann ähnlich rätselhaft und geheimnisvoll mit „The Common Cold“ und den Zeilen: „It's comical… / The common cold, the common cold“, auszuklingen.
FAZIT: Wenn die zwei JOHNs (Newman & Healey) aus London zu einem werden, dann nennen sie sich als dem alternativen Post-Hardcore voller psychedelischer Momente huldigendes Duo gleich JOHN und ballern brachial, aber auch verspielt und rätselhaft in „A Life Diagrammatic“ drauflos, ohne dabei großartig Gefangene aus anderen Genre-Abteilungen zu machen. Tatkräftig werden sie dabei sogar von namhaften anderen Musikern und sogar dem Schauspieler SIMON PEGG unterstützt, der all sein Können und Zombie-Erfahrung auch auf dieser mitunter gruselig erscheinenden LP per 'Mailbox-Nachricht' hinterlassen darf. So grau wie das Vinyl, auf welches „A Life Diagrammatic“ gepresst wurde – aber auch so aufgeschlossen und knarzig, wie es Bass, Gitarre, Schlagzeug und Stimmen, denen der große Weltschmerz anzuhören ist, nicht besser hätten hinbekommen können, selbst wenn der Sound mehr auf dumpf statt klar gebürstet wurde.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (16:26):
- At Peacehaven (4:12)
- Media Res (1:14)
- Côte D'Adur (4:38)
- A Submersible (2:55)
- A Whole House (3:27)
- Seite B (19:39):
- Service Stationed (3:48)
- Construction Side / Summer_22 (3:12)
- Trauma Mosaic (5:49)
- Riddley Scott Walker (3:31)
- The Common Cold (3:19)
- A Life Diagrammatic (2023) - 10/15 Punkten
- A Life Diagrammatic – die zweite (2023) - 10/15 Punkten
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