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Israel Nash: Ozarker (Review)
Artist: | Israel Nash |
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Album: | Ozarker |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Folk, Pop |
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Label: | Loose Records | |
Spieldauer: | 45:31 | |
Erschienen: | 20.10.2023 | |
Website: | [Link] |
Ein für einen amerikanischen Songwriter ziemlich schwierige Aufgabe hat sich ISRAEL NASH für sein neues Studio-Album ausgesucht. Denn es geht dieses Mal um Nashs Herkunft und seine Wurzeln als Sohn der Ozark Mountains im Staate Missouri sowie um sein Verhältnis zur Familie und die Frage, wo das „Zuhause“ zu finden ist. So weit so gut. Aber damit sind wir bei schon der schwierigen Aufgabe, denn als klassischer US-Troubadour, der zudem schon lange in Dripping Springs, Texas, seine Basis aufgeschlagen hat, ist NASH natürlich auch geprägt von der ur-amerikanischen Sehnsucht, die Weite suchen zu wollen bzw. zu müssen und als rastlos Suchender ständig von dem Drang gepackt zu werden, immer in Bewegung zu bleiben.
Deutlich wird dieses schon alleine durch die Songtitel: Mit Songs wie „Ozarker“, „Going Back“ oder „Shadowlands“ bezieht sich der Musiker mehr oder minder direkt auf seine Roots und seine Geschichte, während andererseits Songs wie „Can't Stop“, „Lost In America“ oder „Travel On“ das Thema der Wanderlust in verschiedener Form behandelt. Geschickter Songwriter, der er nun mal ist, löst Nash diese sich widerstrebenden Fliehkräfte auf, indem er seine oft als Charakterstudien ausgeführten Ozark-Stories gar nicht alleine aus der eigenen Perspektive schildert, sondern sich beispielsweise von seiner Mutter Geschichten aus der Familie und der Welt der Ozarkers erzählen ließ, welche er dann in seinen Songs verdichtete und über sein Storytelling auf ein universelles Level hievte. Letztlich erschuf er so sogar ein ziemlich umfassendes Porträt des amerikanischen Heartlands um die Ozarks – und zwar mit Bezug zu Zeit und Raum gleichermaßen.
„Can't Stop“ bringt Nashs Credo auf den Punkt, dass der Weg nach vorne der einzig mögliche auf der Suche nach Selbsterkenntnis und Erfüllung ist. „Can't Stop Spinning Those Wheels“, singt er und demonstriert so seine Rastlosigkeit. „Der Titeltrack „Ozarker“ ist hingegen ein Porträt seiner Urgroßeltern im ländlichen Missouri, das er in dem einfühlsamen Making-Of-Video, „Ozarker (Beyond The Song) auf poetische Weise in Form eines Hörbuches nacherzählt.
„Going Back“ erzählt die Geschichte der Bankräuberbande Newton Gang, die bereits in den 30er-Jahren ihr Unwesen begann, aber in den 80er Jahren nochmals als Rentnergang tätig wurde.
„Lost In America“ schildert die Geschichte eines Vietnam-Veteranen, der seinen Halt verloren hat, während „Shadowland“ die wirtschaftlichen und sozialen Probleme anspricht, die heutzutage insbesondere die ländlichen Kleinstädte im amerikanischen Herzland plagen (und wohl auch in die Arme Trumps treiben).
„Travel On“ schließlich ist eine Erinnerung daran, dass das ganze Leben eine Reise ist, die man – auch im Angesicht von Hindernissen - unverzagt beschreiten sollte und dabei im besten Fall wie eine „Roman Candle“ (Goldregen) die Nacht erleuchtet.
Dabei gelingt es NASH, die Ozarkers sogar auf vergleichsweise unromantische Weise als einen Schlag von Menschen darzustellen, der sich mit einer gewissen Zähigkeit und großem Zusammenhalt gegen die Unbilden des Lebens stemmt und somit seine Bodenständigkeit demonstriert. Kurzum: „Ozarker“ ist – auch inhaltlich - eine weiteres Puzzle-Stück im ständig expandierenden Cosmic-American-Music--Storyteller-Universum des ISRAEL NASH.
Leistete ISRAEL NASH sich mit dem Vorgängerwerk „Topaz“ noch weitestgehend den Luxus in Eigenunion zu musizieren, so spielte er das neue Material von vornherein mit seiner 'All Star Band' schon alleine deshalb ein, um dem raumgreifenden, epischen Ansatz des Heartland-Rock-Sounds glaubhaft Vorschub leisten zu können. Nashs Identität als Songwriter entwickelt sich jedenfalls bei diesem Projekt nicht alleine über die musikalische Ebene, sondern über das übergeordnete Ozarker-Konzept. So lange dabei reihenweise hymnische Killer-Songs wie „Can't Stop“, „Roman Candle“ oder „Midnight Hour“ herauskommen, dürfte sich daran aber wohl kaum jemand stören.
FAZIT: Musikalisch ist das neue Album von ISRAEL NASH ganz einfach zu verstehen, denn er selbst räumt ein, dass es sich dabei um eine musikalische Hommage an die großen Heroen des American-Heartland-Sounds handelt, die Nash selbst als Idole verehrt. TOM PETTY und BOB SEGER standen dabei ebenso Pate, wie erkennbar auch BRUCE SPRINGSTEEN oder JOHN MELLENCAMP. Besonders schwer fiel es ihm offensichtlich nicht, diese Inspirationsquellen anzuzapfen, ohne sich in bloßen Emulationen zu ergehen, denn wie die genannten Vorbilder hat auch ISRAEL NASH ein geschicktes Händchen, wenn es darum geht, das eigene Material mit großer Geste, Opulenz und hymnischer Wucht effektiv musikalisch anzureichen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- I Can't Stop
- Roman Candle
- Ozarker
- Pieces
- Going Back
- Firedance
- Lost In America
- Midnight Hour
- Travel On
- Shadowland
- Bass - Seth Kauffman
- Gesang - Israel Nash
- Gitarre - Curtis Roush, Israel Nash
- Keys - Sam Powell
- Schlagzeug - Patrick Hallahan
- Sonstige - Eric Swanson (Pedal Steel)
Interviews:
-
keine Interviews