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Amos Lee: Honeysuckle Switches - The Songs Of Lucinda Williams (Review)
Artist: | Amos Lee |
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Album: | Honeysuckle Switches - The Songs Of Lucinda Williams |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Folk, Americana, Pop, Country-Rock, Singer-Songwriter |
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Label: | Thirty Tigers/Membran | |
Spieldauer: | 42:13 | |
Erschienen: | 24.11.2023 | |
Website: | [Link] |
Dass AMOS LEE, der 46-jährige Singer-Songwriter aus Philadelphia, mit seiner Heldenverehrung ziemlich weit gehen kann, gestand er kürzlich dem deutschen "Rolling Stone" (Dezember). "Immerhin habe ich mich mal von einer Frau getrennt, weil sie Tom Petty nicht ausstehen konnte", sagte er dort, und es klang durchaus ernstgemeint. Vermutlich würde der Sänger und Gitarrist für Lucinda Williams ebenfalls zu drastischen Mitteln im Privatleben greifen. Denn auch seine Hingabe an diese Kollegin ist schier grenzenlos, wie die neue Platte "Honeysuckle Switches - The Songs Of Lucinda Williams" beweist.
In einem Dutzend Coverversionen von Songs der Countryrock-Ikone aus Louisiana verbeugt sich AMOS LEE vor einem Oeuvre, das in den vergangenen Jahrzehnten immer größere Wertschätzung bei Kritikern (bis hin zu Grammy-Ehren) und Fans erlangt hat. Williams' jüngstes Album "Stories From A Rock N Roll Heart" von Ende Juni ist noch in guter Erinnerung, da bezaubert der als Ryan Anthony Massaro geborene Lee mit einem Tribute-Werk aus tiefstem Herzen. Zwar weicht Lee auf "Honeysuckle Switches" nicht allzu weit vom vorgegebenen Weg ab und konzentriert sich auf die Balladen der Grande Dame des Americana-Genres. Doch sein emotionaler, gospelsouliger Folk-Gesang und die erdigen Arrangements machen aus diesen Interpretationen etwas Schönes.
Lucinda Williams hatte AMOS LEE schon früh geprägt, als er ihre Songs vom Durchbruch-Album "Car Wheels On A Gravel Road" (1998) beim Radiosender WXPN hörte. "Ich war ja mit R'n'B und HipHop aufgewachsen und begann mich gerade erst für Americana zu interessieren", erinnert er sich. "So richtig in ihre Songs verliebt" habe er sich dann vor rund zehn Jahren bei einer gemeinsamen Tournee. "Die Art und Weise, wie Lucinda sich auf der Bühne gab, führte mich dann erst tiefer in ihre Songs hinein." Überhaupt sei die charismatische Kollegin "die aufrichtigste und netteste Person. Als jemand, der nicht immer leicht zugänglich war, öffnete ihre Verletzlichkeit mein Herz."
Es spricht also viel Respekt, Dankbarkeit und Zuneigung aus den Worten von AMOS LEE - und auch aus seinen Songfassungen auf "Honeysuckle Switches". Ob "Compassion", "Greenville", "Sweet Old World" oder das Tribute-Highlight "West" - stets schafft er es zusammen mit seiner hochkompetenten, munter die Instrumente wechselnden Band, den Hörer mit der eigenen Begeisterung für das Fremdmaterial anzustecken (und vielleicht auch zu einer neuen Beschäftigung mit den wunderbaren Originalen einzuladen). Mit "Bus To Baton Rouge" vom Williams-Meisterwerk "Essence" (2001) endet ein aufrichtiger musikalischer Kniefall.
Gar nicht so einfach, sich nach diesem Dienst am Altar der Country- und Folkrock-Göttin wieder den eigenen Liedern zuzuwenden. Er wolle sich gar nicht mit Lucinda Williams messen, sagte AMOS LEE bescheiden dem "Rolling Stone". "Aber dass ich nochmal tief in ihre Songs eingestiegen bin, hilft vielleicht auch mir als Songwriter." Mit "Honeysuckle Switches" wollte er Williams zudem dafür danken, "dass sie ihn immer wieder durch die schwierigsten Momente des Lebens geführt hat", wie Lees Label Thirty Tigers berichtet. "Sie hat diese Beharrlichkeit und diesen Willen in ihrer Sichtweise, sie umarmt die Traurigkeit, wird aber nie von ihr eingehüllt", sagt der US-Musiker selbst.
FAZIT: In der Bilanz des Musikjahres 2023 stehen wieder einige sehr unterschiedlich angelegte Tribute-Alben: "The Endless Coloured Ways - The Songs Of Nick Drake" zeichnete sich duch ein breites, oft auch risikofreudiges Spektrum an überwiegend britischen Nachkömmlingen des 1974 gestorbenen englischen Folk-Sängers aus; "Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert" beeindruckte mit dem liebevollen Nachbau eines legendären Konzerts von Bob Dylan; mit der coolen Compilation "Moping In Style: A Tribute To Adam Green" wurde ein Indiepop-Kultstar von Indiepop-Künstlern gewürdigt. Der tiefen Verbeugung von AMOS LEE vor der Americana-Ikone Lucinda Williams mag es an eigener Handschrift fehlen, sie ist insofern das Gegenteil von risikofreudig oder cool. Das macht der US-Musiker jedoch durch Hingabe an das Fremdmaterial und glaubwürdige Verehrung wett. Ein solides, schönes Coveralbum.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Are You Alright
- Fruits Of My Labor
- Get Right With God
- Compassion
- Everything Has Changed
- Born To Be Love
- Greenville
- Little Angel, Little Brother
- Sweet Old World
- I Envy The Wind
- West
- Bus To Baton Rouge
- Bass - Jaron Olevsky, Zach Djanikian
- Gesang - Amos Lee
- Gitarre - Amos Lee, Jaron Olevsky, Connor Kennedy
- Keys - Jaron Olevsky, Zach Djanikian, Connor Kennedy, David Streim
- Schlagzeug - Jaron Olevsky, Lee Falco
- Sonstige - Zach Djanikian (Marimba, Tenor-Saxophon, Mandoline)
- My New Moon (2018) - 11/15 Punkten
- Honeysuckle Switches - The Songs Of Lucinda Williams (2023) - 11/15 Punkten
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