„Entheogen“ zerrt an den Nerven.
Hier wird Progressivität nicht im Sinne von Technikorgasmen zelebriert, stattdessen wiegt in allen Songs das Gefühl des Verlorenseins mit. Diese Musik liegt wie ein Stein im Magen und findet kaum einen Weg aus der emotionalen Krise. Dabei beschränken sich MISH kaum auf ein bestimmtes Genre, sondern versehen ihre Musik immer mit den für den jeweiligen Song erforderlichen Stimmungen.
In Nummern wie „Pinata“ darf zwar auch gerne gefrickelt werden, insgesamt schafft es die Band aber dem Album bei allen Details in dem nicht immer leicht verdaulichen Material einen kontinuierlichen Fluss zu verpassen.

Dass die Songs weitestgehend ohne Gesang auskommen, ist in diesem Fall sehr passend, denn erstens sind die Klänge großteils auch so von diversen Emotionen erfüllt und zweitens kann sich der Hörer so leichter mit den mitunter sehr komplexen Klanglandschaften der Instrumente beschäftigen. Dabei fühlt sich das Album wie eine Flutwelle, die auf einen zurollt, an.
Die Musik schwillt immer wieder an, schichtet sich bedrohlich und massiv übereinander, nur um im nächsten Moment bedacht und fast sanft zur akustischen Verlustbewältigung aufzurufen.

„Lung“ und „Vertebrae“ wären passende Hörbeispiele für die Vertonung dieser Gegensätzlichkeit.
Während ersteres als rein akustisches Kleinod die Gedanken auf eine Reise ins Ungewisse schickt, ja zum Träumen einlädt, ist letzteres das totale Kontrastprogramm – der „Aufwach-Moment“ sozusagen. Brutal, komplex und immerwieder bedrückend werden hier Riffs und Grooves übereinander geschichtet und transportieren eine gewisse Portion Verdruss, aber auch Aggression, die sich in erster Linie wohl gegen die jeweilige unmittelbare Situation richtet und nicht zwingend gegen ein bestimmtes sichtbares Ziel.

„Thylacine“ bringt „Entheogen“ schließlich zu seinem tieftraurigen Abschluss. In diesem vorwiegend sanft akustisch angelegten Song schwingt doch immer eine gewisse Zerrissenheit, ja Trauer mit. Damit gelingt es MISH mit den letzten beiden Songs erneut die komplette emotionale Tragweite dieses Albums zu vertonen und den Hörer letzten Endes auf eine Reise durch die eigenen Gedanken und Gefühle zu schicken, die, nachdem die Musik verklungen ist, noch lange nicht ihr Ende findet.

FAZIT: Kompromisslosigkeit ist ein gutes Wort um „Entheogen“ zu beschreiben. Das gilt sowohl für die Musik als auch für die Emotionalität dieses Albums. Denn dank seines an- und abschwellenden Charakters dauert es seine Zeit, bis sich die Musik in ihrer vollen Tragweite im Kopf des Hörers manifestiert. Die Songs bieten sowohl eine Anleitung zum Träumen als auch den Schlag ins Gesicht um aufzuwachen. Vor diesem Hintergrund beanspruchen MISH beim Hörer genau die Zeit, welche es braucht, um solch ein komplexes Album voll zu erfassen.