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Slow Leaves: Shelf Life (Review)

Artist:

Slow Leaves

Slow Leaves: Shelf Life
Album:

Shelf Life

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Melancholischer Indie-Singer/Songwriter, Folk, Pop

Label: Make My Day Records/Indigo
Spieldauer: 38:08
Erschienen: 03.04.2020
Website: [Link]

Erst schaute uns der SLOW LEAVES-Kopf Grant Davidson von seinem „Enough About Me“-Cover so todtraurig entgegen und nun sitzt er wie der Winzling Gulliver im Riesen-Land inmitten eines Küchenregals zwischen Krügen, Flaschen, Schalen und Pflanzen und schaut uns noch immer genauso traurig an wie auf seinem 2017er-Album! Und noch trauriger wirkt Davidson auf der Album-Rückseite, sitzend auf einem Sofa und Selbstfindungsphasen-apathisch vor sich hin- oder doch herstarrend...

Na, aus musikalischer Sicht kann das doch nur bedeuten, dass uns auch auf „Shelf Life“ all die traurig-melancholischen Indie-Pop- und Singer/Songwriter-Qualitäten von „Enough About Me“ erwarten und seine Selbstfindungsgeschichten fortgesetzt werden. Und ja, genau das bedeutet es!

Würde man es nicht besser wissen, man könnte fast glauben, der gute Grant hat schon den Corona-Virus im Blick und trauert bereits im Vorfeld über die Dimension, die uns da erwartet. Zugleich aber besitzt er nach wie vor die außerordentliche Begabung, dem Gewöhnlichen musikalische sowie lyrische Poesie einzuhauchen und eine Stimme zu verleihen, die Steine erweicht, irgendwo zwischen DONOVAN, NICK DRAKE und ANTONY AND THE JOHNSONS.
Grant Davidson lädt uns auf „Shelf Life“ ein, sein Inneres zu ergründen und mitunter in den zarten, umschmeichelnden Tiefen seiner Seele zu ertrinken, egal ob es um die Kindheit, häusliche Pflichten, die eigene Verletzlichkeit oder den Glauben geht.

Bei der musikalischen Umsetzungen seiner Visionen standen ihm erneut wieder eine Vielzahl von befreundeten Musikern zur Seite, welche dem Album sehr unterschiedliche Klangfarben, die mal tief in den Sechziger und Siebzigern verankert sind, wenn beispielsweise auf „Wishes“, „Without Care“ und „Miss You“ eine Hammond Orgel erklingt, während zugleich EAGLES-Americana-Rhythmen und an ELVIS PRESLEY erinnernder Gesang faszinieren, oder mit breiten Streicher-Arrangements auf dem das Album abschließenden „Sentimental Teardrops“ klassisch angehauchte Melancholie verbreitet, der zugleich eine gehörige Prise Optimismus innewohnt.

Shelf Life“ ist ein Album das genauso zum Träumen einlädt wie zum Traurigsein. Es haut nicht mit harten Brüchen um sich, sondern umschmeichelt einen, auch wenn die Geschichten hinter den sehr ruhig gehaltenen Songs tiefe Abgründe oder Ängste offenbaren, bzw. sich zwischen Traum und Albtraum wie in „Sink Full Of Dishes“ bewegen.

Während irgendwelche Politiker oder Unheiltheoretiker von einer neuen Zeitrechnung nach Corona – Sollte man dann endlich nicht mehr nach Christi, sondern nach Corona seinen Kalender gestalten und einrichten? – palavern, beweist uns die hohe Kunst der Musik, dass wir tatsächlich Werte bewahren dürfen, die schon immer ganz wichtig waren. Vor oder nach Corona. Scheißegal! Das Leben geht weiter – und die Musik ist dabei eine der schönsten Begleiterinnen, gerade wenn sie so wie auf „Shelf Life“ von SLOW LEAVES klingt.

FAZIT: Er ist wieder zurück, Grant Davidson, der Kanadier aus Winnipeg, der als SLOW LEAVES in traumhaften Mini-Epen zwischen Indie-Folk, Americana, etwas Pop und ganz viel Empathie sein Innenleben poetisch nach außen kehrt. Unaufdringlich und zugleich wunderschön! Da laufen einem durchaus beim Hören von „Shelf Life“ die „Sentimental Teardrops“ die Wangen herunter.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3864x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Looking Out My Window
  • Miss You
  • Sink Full Of Dishes
  • Time Was On Your Side
  • Autumn Rain
  • Wishes
  • Half Of The Bed
  • Try Again In The Morning
  • Without A Care

Besetzung:

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