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Pretenders: Hate For Sale (Review)

Artist:

Pretenders

Pretenders: Hate For Sale
Album:

Hate For Sale

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Rock, Punk, Brit Pop

Label: BMG/Warner
Spieldauer: 30:31
Erschienen: 17.07.2020
Website: [Link]

Sie hat jede Menge Hass zu verkaufen – diese Chrissie Hynde – und sie verkauft ihn so emotional, voller Leidenschaft und Musikalität sowie rotziger Punkverrücktheit plus knallharter Lyrics, dass man ihn und die Verkäuferin samt ihrer Band einfach lieben muss. „Hate For Sale“ von den PRETENDERS ist in seiner viel zu kurzen Halbstündigkeit ein richtig fettes Brett voller Erinnerungen an die frühsten Punk-, aber auch die erfolgreichsten Ohrwurm-Zeiten der britisch-amerikanischen Band geworden, in der sich erstmals die „alte“ Hynde (68 Jahre) und der „junge“ PRETENDERS-Gitarrist James Walbourne (40 Jahre) beim Songschreiben die musikalischen Bälle wechselseitig zuspielen. So werden aus den alten PRETENDERS zugleich auch verdammt frisch klingende PRETENDERS!
Selbst ein genauerer Blick auf das Platten-Cover verweist bereits auf die Rückbesinnung an die ersten drei 80er-Jahre Alben, „Pretenders“ (1980), „Pretenders II“ (1981) und „Learning To Crawl“ (1984). Auch damals sah man noch die gesamte Band als Schwarz-Weiß-Foto auf dem Front-Cover, danach diente fast ausschließlich Chrissie Hynde als Cover-Motiv. Ein offensichtlicher Hinweis darauf, dass nun die Band im Vordergrund steht, eine Einheit bildet – wie vor 40 Jahren. Eine gute Entwicklung – unüberhörbar gut und wohl auch durch den jungen Gitarristen ausgelöst, der genauso alt wie die Band und offensichtlich gleichberechtigter Partner zu Hynde ist.

Schon der Album-Opener mit dem Titeltrack und einem extrem frechen Text ist die pure Punk-Rückbesinnung und zugleich ein Tributzollen an THE DAMNED. Aber auch der Musikeinfluss von Hyndes beiden verflossenen Ehegatten – Ray Davies von THE KINKS und Jim Kerr von SIMPLE MINDS – hinterlassen durchaus ihre Spuren auf „Hate For Sale“, dieses Album mit dem vordergründig schmerzhaften Titel und der hintergründig wundervollen Vielfalt sowie Melodien, die sich, egal ob laut oder leise, amboss- und hammermäßig in den Gehörgängen festsetzen.

Allerdings muss man in punkto Hass den Begriff aus PRETENDERS-Sicht eher neu definieren, denn er ist mehr oder weniger die pure schwarze brit-humorische Breitseite, die in alle Richtung austeilt und dabei genau die Richtigen mitten ins Gemächt trifft, was schmerzhafter ist, als nur lauthals-dumpfbackig vollgepöbelt zu werden. So bekommen von der überzeugten Umweltaktivistin und Veganerin nicht nur die hemmungslosen und sinnfreien Fleischfresser (die sich im Titelsong, dadurch auszeichnen, zu einem Porno wie eine Rakete wichsen zu können: „Porn all day, wanks like a rocket“) sowie Naturmissbraucher, sondern im das Album abschließenden „Crying In Public“ auch die Hardcore-Feministinnen, die, oftmals angeheizt durch die Medien oder die digitalen Plattformen, sich in der Öffentlichkeit über alles und jeden erregen und nur so mit Sexismus- und Rassismus-Begriffen um sich werfen, einen auf die hohle Rübe.

Sogar eine verhaltene Reggae-Nummer mit einer dicken Träne im Knopfloch gibt es zu hören. „Lightning Man“ ist Hyndes Gedenken an den Multiinstrumentalisten und Songschreiber von den THE BLACK KEYS und THE SHINS, Richard Swift, der auch an dem „Alone“-Album (2016) der PRETENDERS mitwirkte und im Alter von 41 Jahren an einer schweren Krankheit verstarb. Auch glaubte Swift, dass er von Dämonen verfolgt werden würde, was Hynde in den ersten Songzeilen aufgriff: „The demons got the better of you / That's what demons do / But demons can't destroy you...“
Im Falle von „Lightning Man“ wird keinerlei Hass mehr, sondern Trauer und trotzige Hoffnung verkauft: „...Nothing can / Destroy the soul or rise above / The lightning of a music man.“

Ähnlich traurig endet dann auch die LP-A-Seite mit der traumhaften Ballade „You Can't Hurt A Fool“, einer odenhafte Hymne an das Anderssein.

Inspiriert von einem T-Shirt, dass Hynde von einem Freund aus New York geschenkt bekam, entstand mit „Didn't Want To Be This Lonely“ noch eine Rock'n'Roll-Nummer, in der die Musikerin, die derzeit alleinstehend ist, ein wenig mit der (eigenen) Einsamkeit hadert, um dann mit ganz großen Gefühlen und Streichern, irgendwo als weibliche Alternative zwischen ELTON JOHN und RANDY NEWMAN, ihr leider deutlich zu kurz geratenes Album zum großen Finale führt. Eine Ende mit Gänsehaut.

FAZIT: Mit provozierendem Album-Titel und stilistischer Vielfalt sowie einer Chrissie Hynde, die noch immer genauso großartig wie vor über 40 Jahren klingt, dafür textlich aber noch ein bisschen bissiger geworden ist, melden sich THE PRETENDERS nach vier Jahren Studioalbum-Abstinenz mit „Love For Hate“ wieder auf der Bühne und den Schallplattenspielern zurück. Auch wenn die Bühne coronabedingt noch warten muss, das Album ist und präsentiert eine Wucht, die allerdings etwas länger als eine halbe Stunde hätte ausfallen dürfen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3325x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (15:44):
  • Hate For Sale (2:31)
  • The Buzz (3:51)
  • Lightning Man (2:57)
  • Turf Accountant Daddy (3:06)
  • You Can't Hurt A Fool (3:19)
  • Seite B (14:47):
  • I Didn't Know When To Stop (2:24)
  • Maybe Love Is In NYC (3:25)
  • Junkie Walk (2:45)
  • Didn't Want To Be This Lonely (2:56)
  • Crying In Public (3:17)

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
RodneyStamp
gepostet am: 01.09.2021

User-Wertung:
2 Punkte

reduslim recensioni 2020
RodneyStamp
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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