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mewithoutYou: Untitled + Untitled-EP (Review)

Artist:

mewithoutYou

mewithoutYou: Untitled + Untitled-EP
Album:

Untitled + Untitled-EP

Medium: LP/Download/12"Vinyl/Vinyl-EP
Stil:

Punk, Indie- und Alternative-Rock, Post Hardcore, Dream Pop, Experimentelles, Psychedelisches, selbst Krautiges

Label: Big Scary Monsters/Alive/The Orchard
Spieldauer: 68:35
Erschienen: 05.10.2018
Website: [Link]

Jeder Versuch, dieses amerikanische Quintett mit dem geheimnisvollen (zusammengeschriebenen) MEWITHOUTYOU-Namen in irgendeine Schublade stecken zu wollen, wird und muss jämmerlich scheitern, denn die Mischung auf dieser ebenfalls ungewöhnlichen Kombination von schwarzer LP + weißer, schwarz umrandeter 12“EP, die nicht etwa in einer LP-Gatefold-Hülle, sondern in zwei nicht miteinander verbundenen LP-Hüllen stecken, mit dem – es bleibt weiter ungewöhnlich – Titel [Untitled] ist eine wilde Verflechtung unterschiedlicher Musik-Stile: Punk, Indie- und Alternative-Rock, Post Hardcore, Dream Pop, Experimentelles, Psychedelisches, selbst Krautiges.

Irgendwie kann man alles auf den beiden Vinyl-Scheiben entdecken, die zwischen Laut und Leise, Hart und Melodiebetont ihre ganze schwarze und weiße Schönheit auf dem Plattenteller entfalten. Natürlich gibt es auch den entsprechenden Download-Code gratis mit zu den wie ein Kunstwerk, das man sich an die Wand hängen könnte, gestalteten Alben, in den sich in der LP ein Single-großes 16seitige Booklet mit allen Texten und in der EP ein CD-großes 12seitiges Booklet steckt. Zum Glück stecken diese Textbeilagen in [Untitled], denn auch die Lyrics haben es in sich und greifen in poetischer Meisterschaft solche Themen wie Mystik, Metamorphosen, Geisteskrankheiten, Glaubenswahn, Zerstörung der Natur und vieles mehr auf, wobei meist spannend aufgebaute Geschichten dem Text sein inhaltliches Korsett verleihen.
Bereits der zweite Song des Albums „Julia (Or, ‚Holy To The LORD‘ On The Bells Of Horses)“ ist dermaßen unerbittlich und mit den unterschiedlichsten (oftmals sehr dystopischen) Stimmungen, die grandios von der Musik transportiert werden, versehen, dass einem beim Hören die Ohren übergehen. Wem der Frauenname des Titels bekannt vorkommt, der wird vielleicht ein Literatur-Fan sein, dem der Kult-Roman „1984“ (mit dem unvergessenen Zitat: „Big Brother is watching you!“) von GEORGE ORWELL nach dem Lesen nie wieder aus dem Kopf ging, ähnlich wie es den von Literatur begeisterten MEWITHOUTYOU erging: „Immer wieder schmücken Referenzen von ‚1984‘ den Text des Songs, der nach der Darstellerin Julia aus dem Roman benannt ist – und vereinen so auf unheimliche Weise dystopische Bilder, die sich im Laufe des Songs visuell entfalten.“

Die Band aus Philadelphia, die vor 17 Jahren gegründet wurde, liebt das Bedrohliche, Bedrückende, Geheimnisvolle. Jeder Song vermittelt zwar sehr unterschiedliche stilistische Stimmungen, egal ob Punk oder Post Hardcore, Indie Rock oder ambientartige Soundscapes – in den Texten und hinter den Melodien lauert oftmals etwas Schauriges, so als würde der gute Freddy aus „Nightmare On Elm Street“ schon seine rasierklingenscharfen Finger einzeln in ganz unterschiedlichem Tempo schleifen, um zum endgültigen Schlag auszuholen. Man sollte bei [Untitled], dem siebten MEWITHOUTYOU-Album, keinesfalls einschlafen … und wird es bestimmt auch nicht.

Wer zuerst die LP hört, die mit einer hohen Dynamik und recht fett aufgetragener Instrumentierung aufwartet, der wird verwundert feststellen, wenn er die EP auf seinen Plattenspieler legt – aber bitte vorher die Geschwindigkeit von 33rpm auf 45rpm umstellen – dass die Scheibe zwar deutlich schneller rotiert, aber viel ruhiger und akustischer als der Longplayer ausfällt. Sehr atmosphärisch klingt das, sehr gut auch, da hier speziell die stimmlichen Stärken von Sänger Aaron Weiss zum Tragen kommen.

Erstmals sind bei dieser Album-Kombination gerade die Texte von deutlichen Selbstreflexionen bestimmt, die sich aus persönlichen und bandinternen Problemen ergaben, wie der textende Sänger resümiert: „Ich dachte zuerst, ich würde ein Album über die politische Situation, die immer schlechter wird, schreiben. Aber das ist nicht passiert. Immer wenn ich auf Situationen oder andere Menschen mit dem Finger zeigte, begann ich nun darüber nachzudenken, was solch eine Reaktion über mich selber aussagt.“

Oftmals driften hierbei die sehr komplex gespielten Gitarren in psychedelische Spielweisen ab, innerhalb der Songs kommt es zu offensichtlichen Brüchen, wenn Punk-Rhythmen urplötzlich in ruhige Pop-Passagen übergehen, um dann wieder gehörige Fahrt bis hin zum Hardcore aufzunehmen.

[Untitled] braucht wirklich keinen Titel!
Die Musik und die Texte sprechen völlig für sich – und zwar eine ganz eigene Sprache, die sogar auf „Another Head For Hydra“ jeder Mainstream-Hydra den Kopf abschlägt.

FAZIT: Die Amis haben, trotz allen „Trumpsinns“, viel Freude an dem „Wechselschock“ und alles Unerwartete, das sich mal durch ein Hintertürchen anschleicht, dann wieder frontal wie ein Intercity auf einen zurast. Die schwarze LP [Untitled] in Kombination mit der gleichnamigen weißen EP ist ein großer Wurf von MEWITHOUTYOU, die mit ihren richtig guten, recht bedrohlichen Texten und ihrer Punk-Indie-Post-Hardcore-Rock-Musik sich jeder Schubladisierung entziehen. Ein rundum kunstvolles LP-EP-Album.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2918x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • = Untitled = (43:12):
  • Seite A (22:08):
  • 9:27a.m, 7/29 (2:22)
  • Julia (Or, ‚Holy To The LORD‘ On The Bells Of Horses) (3:58)
  • Another Head For Hydra (2:43)
  • [Dormouse Sighs] (4:14)
  • Winter Solstice (3:53)
  • Flee, Thou Matadors! (4:58)
  • Seite A´B (21:04):
  • Tortoise All The Way Down (4:34)
  • 2,459 Miles (2:26)
  • Wendy & Betsy (2:12)
  • New Winw, New Skins (4:44)
  • Michael, Row Your Boat Ashore (5:13)
  • Break On Through (The Other Side) – Part Two (1:55)
  • = Untitled-EP = (25:23):
  • Seite A (10:21):
  • Bethlehem, WV (3:36)
  • Winter Solstice – Alt. Version (3:24)
  • Dirty Air (3:21)
  • Seite B (15:02):
  • Cities Of The Plain (5:05)
  • Existential Dread, Six Hour‘s Time (3:25)
  • August, 6th (3:28)
  • Kristy W/ The Sparkling Teeth (3:04)

Besetzung:

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