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Michels: Erntezeit - LP-Version (Review)

Artist:

Michels

Michels: Erntezeit - LP-Version
Album:

Erntezeit - LP-Version

Medium: LP
Stil:

Deutscher Folk-Poet, Liedermacher und tragischer Musik-Held

Label: Glitterhouse Records
Spieldauer: 49:01
Erschienen: 26.10.2018
Website: [Link]

„Wütend bis zum Schluss und voller Liebe. Ein passenderes Vermächtnis kann es nicht geben.“

Diese Zeilen schrieb mein Kollege König in seiner großartigen Review zu der CD-Ausgabe von MICHELS „Erntezeit“, dem unentdeckten „zweiten“ RIO REISER, der aus unerklärlichen Gründen in Deutschland bis zu seinem viel zu frühen Tod mit 66 Jahren im Jahr 2017 – egal, ob als Kopf von PERCEWOOD‘S ONAGRAM oder als Zögling von ALEXIS KORNER und Partner von RIO REISER – nie wirklich die Anerkennung erhielt, die er verdient hätte.

Selbst die Tatsache, dass sein Song „Desert Walker“ in den britischen BBC-Top-Ten auf Platz 2 hinter „Jumpin‘ Jack Flash“ von den ROLLING STONES landete, half ihm in dem von einem Bohlen verseuchten deutschen Musik-Entwicklungsland nicht, sich und seine (später) deutschen, Richtung TON STEINE SCHERBEN tendierenden Texte dorthin zu katapultieren, wo er hingehörte. An die Speerspitze deutscher, ehrlicher Rockmusik – zwischen MAAHN & REICHEL und natürlich TON STEINE SCHERBEN im Westen oder RENFT, PANTA RHEI und SILLY (mit TAMARA DANZ) im Osten!

10 Jahre lang – von 1975 bis 1985 – erschienen insgesamt sieben Vinyl-LP‘s von MICHELS, danach waren alle weiteren Alben nur auf CD zu haben. 32 digitale Jahre lang bis zu seinem Tod.

„Dies ist das Leben / Das Einzige / Das man so hat / Dies ist mein Leben / Ich mach‘ was ich will / Ich liebe es an jedem Tag“
(„Der Mond dreht sich weiter“)

Dass er nun nicht einmal mehr erlebt, dass sein letztes Album, mit diesem kunstvollen und schönen Cover zugleich, tatsächlich auf CD und LP (+ DL-Code) im Gatefold-Cover samt aller Texte im Inneren der aufgeklappten LP, erscheint, passt irgendwie zu dieser deutschen Musiker-Karriere, in der der Berg hätte zum Propheten kommen müssen, weil deutscher Kleingeist schon längst auch unsere Musik erobert hat. Solche Freigeister wie MICHELS oder ein RIO REISER bringen das musikalische Marionetten-Theater hier, zwischen LINDENBERG (der übrigens persönlich ganz begeistert von MICHELS 2008er Album „Zuhause“ war: „Da zück‘ ich meinen Hut! Geile LP! Weltmeistersongs!“) und GRÖNEMEYER genauso wie Schlager und Volksmusik, nur durcheinander und die „Erntezeit“ schöpfen Andere aus als MICHELS, den „wütenden und liebevollen“ Mann, Musiker und Texter.
Den Mann eben, der die deutsche Rockmusik so sehr hätte bereichern können, hätte man ihm nur einmal etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt, statt nach dem Tod von RIO REISER allen Ton, alle Steine und alle Scherben zusammenzukehren und in den Müll zu schütten. Das Einzige was davon übrig blieb, war eine ehemalige TON STEINE SCHERBEN-Managerin (Claudia Roth), die sich noch immer (trotz ihres Namens) bei den Grünen zur Kasperline macht. Vom Punk zum Establishment – na ja, das kennen wir von den 68ern ja nur zu gut!

„Wir ernten was wir säen / Wir werden sehen / Was wir ernten...“
(„Genialer Tag“)

Und so festigte sich bei MICHELS ein ganz großer Wunsch, nämlich dass sein aktuelles und unerwartet letztes Album „Erntezeit“ bei Glitterhouse Records erscheinen möge. Dieser sehnliche Wunsch ging (selbst wenn er es wohl niemals erfahren wird) tatsächlich in Erfüllung, auch wenn...

...bei MICHELS leider zur „Erntezeit“ nur der Sensenmann vorbeikam, sodass bloß zu hoffen bleibt, dass die Zeilen seines Titel-Songs wahr geworden sind:
„Wenn es nicht lange dauert / Werden wir‘s erleben / Und wenn nicht mehr in diesem Leben / Sind wir längst im Paradies... / Wenn die Schatten vergehn...“

…bleibt nur ein FAZIT übrig:
Ein wertvolles, fruchtbares Prachtstück mit musikalischen Grüßen, nicht aus dem Jenseits, sondern aus dem Paradies – diese LP!

PS: Und auch bei der Punktwertung sind sich mein Kollege König und ich völlig einig, selbst wenn man für die wunderschön gestaltete LP-Ausgabe noch einen echten Nostalgie-Punkt drauflegen könnte!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3318x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A:
  • Erntezeit
  • Der Mond dreht sich weiter
  • Genialer Tag
  • Wenn ich mich so fühl
  • Sensucht
  • Seite B:
  • Geisterhaus
  • Eiskalt
  • Wir haben Power
  • Bald Zuhause
  • Sommerzeit
  • Es ist nicht einfach
  • Arm in Arm

Besetzung:

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