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Andre Tanker Five: Afro Blossom West (Review)
Artist: | Andre Tanker Five |
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Album: | Afro Blossom West |
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Medium: | LP/Limitiert | |
Stil: | Latin Jazz, Funk, Folk, Calypso, Americana |
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Label: | Cree Records/Bear Family Records | |
Spieldauer: | 34:19 | |
Erschienen: | 30.11.2018 | |
Website: | [Link] |
Auweia, was ist das nur für ein LP-Cover!?
Aber da Cree Records in Kombination mit Bear Family Records bei den streng limitierten, remasterten Neuauflagen seltener LP‘s der 50er/60er/70er-Jahre immer auf das Original-Artwork zurückgreift, sollte man sich auf keinen Fall bei diesem mit Mr. Grinsemann versehenen 180g-Vinyl von „Afro Blossom West“ der ANDRE TANKER FIVE abschrecken lassen. Ansonsten würde einem eine sehr seltene LP, die im Jahr 1969 auf dem lokalen Atman-Label aus Trinidad mit der Nummer 151 veröffentlicht wurde und eine herrliche Mischung aus Calypso, Latin Jazz, Folk und Funk enthält, entgehen.
Und da die musikalische Bärenfamilie zusätzlich auch noch großen Wert auf umfangreiche Informationen zu ihren größtenteils unbekannten oder längst vergessenen Künstlern legt, die im Grunde aber musikalisch ganz Großes geleistet haben, gibt‘s diese LP in einer neuen Gatefold-Variante, mit ausführlichen Linernotes von Ron Reid, in denen er die gesamte Geschichte hinter ANDRE TANKER FIVE und zur Entstehung speziell dieses Albums beleuchtet. Doch das großartigste ist der „neue“ kristallklare Stereo-Sound, der von den originalen Masterbändern für diese auf 1.000 Stück limitierte LP-Edition von Masterexperten Tom Meyer aufgearbeitet wurde.
Der 1941 in Trinidad geborene André Michael Tanker gilt als der Begründer des karibischen Folk-Jazz, der mit seinem Können locker auch die weltweite Szene aufzumischen vermag, wodurch sein Einfluss auf die Musik-Szene in Trinidad & Tobago mit der eines Bob Dylan für den amerikanischen Musikmarkt verglichen wird. Ausschließlich über den Jazz beginnend, ließ Tanker immer mehr karibische Elemente in seine Musik einfließen, mischte sich sogar in die Politik ein, indem er sich für das schwarze (Selbst-)Bewusstsein einsetzte und die geistige Orisha-Musik sowie das afrikanische Schlagzeug in seine Musik einfließen ließ. Kurze Zeit später entdeckte er auch die indische Musik für sich, womit die Sitar Einzug in seine Musik hielt. All das ist ausgiebig auch auf „Afro Blossom West“ zu hören.
Seine musikalischen Interessen und Ideen sprudelten vor Einfallsreichtum regelrecht über, auch wenn ihm im Alter von gerade mal 62 Jahren der Tod einen Strich durch seine musikalische Kreativ-Rechnung machte.
Auf „Afro Blossom West“ verstand der Vibraphonist und Sänger Tanker die unterschiedlichsten Stile miteinander zu vereinen, ohne dass der Eindruck entstand, einen musikalischen Flickenteppich vor sich zu haben. Natürlich steht der karibisch geprägte Jazz im Mittelpunkt, aber auch moderner Folk und Funk mit fast poppigen, tanzbaren Rhythmen sowie afro-indische Grooves und immer wieder der Calypso ließen das Album zu einer kunterbunten Jazz-Folk-Latin-Fusion werden.
Besonders spannend war dabei neben dem ausgiebigen Vibraphon-Spiel, aber auch dem guten Gesang, die ungewöhnliche Vereinigung von traditionellen karibischen Instrumenten mit modernen amerikanischen, wie E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Das verlieh dem Sound auf „Afro Blossom West“ nicht nur eine moderne, sondern auch eine ungewöhnlich abwechslungsreiche Seite, die in dieser Art im Jahr 1969 einzigartig war.
Bereits der Albumtitel verrät, dass sich das Fundament – also die Wurzeln – auf die afrikanischen Rhythmen konzentrieren. Aus den traditionellen Einflüssen aber entstehen auf der LP neue Inspirationen, die sich ganz den modernen Strömungen hingeben, wobei sogar der Blues auftauchen kann und Gitarrist Clarence Wears nur zu gerne seine Saiten im Funk- und Soul-Picking klingen lässt, worauf der Bassist und Schlagzeuger nur zu gerne aufspringen.
Am Ende ist, ganz im Gegensatz zur schrecklich biederen Gestaltung des LP-Covers, „Afro Blossom West“ ein richtig heißer Musik-Feger geworden, der ohne Schlips und Anzug alles in sich aufsaugt, was auch heute noch großartige Musik ausmacht, die von den Ohren in die Füße geht, ohne dabei banale Mainstream-Klischees zu erfüllen. Ein leidenschaftliches Album, das uns ganz ohne Kerosin-Verpestung die Karibik von einer ihrer schönsten Seiten zeigt.
FAZIT: So seltsam bieder das Cover von „Afro Blossom West“, dem 1969 nur in Trinidad veröffentlichten Album der ANDRE TANKER FIVE (Nunmehr als limitierte, ausgezeichnet klingende Remaster-Version auf 180g-Vinyl von Cree Records/Bear Family Records veröffentlicht!), auch erscheinen mag, die Musik darauf ist eine karibisch heiße Mischung aus Jazz-Folk und Latin-Fusion, bei welcher Traditionelles und Modernes sich zu einem heiß brodelnden Sud vermischen, in dem der Vibraphonist Tanker ordentlich mit seinem Instrument alles wie mit einem Kochlöffel vibr(aphon)ieren lässt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (16:39):
- Old Lady Walk A Mile (3:25)
- Party In The City (3:14)
- Homburg (3:37)
- Ho Ba La La (3:22)
- Do Me So La So So (3:01)
- Seite B (17:40):
- Lena (2:51)
- Wachi Wara (3:40)
- Are You Lonely For Me Baby? (3:52)
- Don‘t Let Me Lose This Dream (3:09)
- Swahili (4:08)
- Bass - Clive Bradley
- Gesang - Andre Tanker
- Gitarre - Clarence Wears
- Schlagzeug - Kester Smith
- Sonstige - Andre Tanker (Vibraphone)
- Afro Blossom West (2018)
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