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Huldre: Tusmørke (Review)
Artist: | Huldre |
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Album: | Tusmørke |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Folk Metal, Pagan Metal |
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Label: | Gateway Music | |
Spieldauer: | 45:57 | |
Erschienen: | 03.11.2017 | |
Website: | [Link] |
HULDRE – der Name ist Programm. Weniger im wörtlichen (eine Huldra ist eine Art Irrlicht in Form einer schönen jungen Frau), denn im lautmalerischen: Denn „Huldre“ ist genau das Wort, das das hochfrequent gurrende Mittsommer-Gejodel dieses Folk Metal-Projekts treffend beschreibt. Was zunächst einmal nicht abwertend gemeint ist, sind HULDRE doch „an upcoming name on the European folk metal scene“, wie es der Beipackzettel treffend beschreibt, die schon auf Wacken und dem Copenhell gespielt haben. Aufnahmen von letzterem Festival belegen, dass der vergangenheitsverliebte Metal der sechsköpfigen Formation auch in ihrer Heimat Dänemark Anklang findet.
Vergangenheitsverliebt bedeutet in Bezug auf HULDRE nicht nur eine textliche Auseinandersetzung mit dem (mythischen) Kulturgut des eigenen Landes, sondern auch und vor allem den Einsatz von allerlei unüblichem Gerät: Geige, Drehleier, Flöten verschiedener Ausführungen, Laute sorgen für echten Mittelaltermarkt-Sound. Dazu gesellt sich die sich oftmals in der beschriebenen Weise artikulierende, oftmals aber auch ein hohes Maß an Emotion und Einfühlsamkeit zeigenden Stimme von Sängerin Nanna Barslev, sowie als Fundament des Ganzen: Gitarre, Bass, Schlagzeug.
Was die Band auf „Tusmørke“ beweist, ist ein Vermögen, gewandte, sich meist in einem entschlossenen Midtempo bewegende Songs zu schreiben, wobei die oft von der Geige angeführten Instrumente oft sehr überzeugend das Feld zwischen der (naiven) Melancholie und dem Willen zum Tanz der Folklore abdecken, ohne dabei in schlimme Stereotypismen abzurutschen. Klar, wer keinen Nerv für „Mittelalter-Metal“ hat, der wird auch hier kaum etwas für sich finden, auch klingen HULDRE zumeist viel weniger schwermütig und auch weniger an für heutige Ohren gewohnte Melodie-Gestaltungen angelehnt, als ihre Landsmännin Amalie Bruun (MYRKUR). So ist es bisweilen sehr wohltuend, wenn HULDRE ruhigere Töne anschlagen und Nanna unter Beweis stellt, dass sie ihrer Kehle auch „reine, geradlinige“ Töne entlocken kann. Allzulang hält die Band eine ruhigere Gangart jedoch nie aus, was schade ist, denn insgesamt macht das Album den Eindruck, als wären viele Chancen, den ungewöhnlichen Instrumenten einen gewissen nordländisch-mystischen Flair abzugewinnen, vertan worden. Nicht, dass ein solcher ein zwingender Qualitätsmaßstab für Bands vom Zuschnitt HULDREs wäre, eine Form von „Echtheit“, Originalität kann man aber doch als generelles Desideratum an jene herantragen.
Und genau dem genügt die Metal-Seite der Band kaum jemals. Waren Gitarre/Bass/Drums zuvor als Fundament der Musik bezeichnet worden, implizierte das nicht, dass dieses Fundament ein besonders tragendes ist. Während die Folk-Fraktion ihre Sache von Geschmacksfragen abgesehen recht gut macht, überzeugt die Metal-Fraktion weder auf klanglicher, noch auf einer die Spielweise betreffenden Ebene. Identität gegen Austauschbarkeit, Leinen, Holz und Rohr gegen Plastik. Oftmals ist alles, was die Gitarre den Songs beizusteuern hat, todlangweilige Chugs, die den Rest der Musik eher verfremden, als ihm ein Mehr an Kraft einzuimpfen. Und auch in Songs, die z.B. kurze Einsprengsel von Blastbeat und schnellen Riffs vorsehen, kommen HULDRE nicht über ein „in the style of“ (mediocre Melodeath in den meisten Fällen) hinaus.
Natürlich ist es nicht so, dass der metallische Unterbau jeden Song zur Unhörbarkeit verhunzt und dem geneigten Folk Metal-Fan mag dieser Vorwurf vielleicht ohnehin nicht nachvollziehbar scheinen: Doch während beispielsweise „Underjordisk“ recht gelungene Gitarrenarbeit zur Schau stellt, hat man gerade bei Songs, die eine Tendenz zum etwas zu kurz gekommenem Atmosphärischen haben, das Gefühl, dass das Schweigen (der elektrisch verstärkten Saiten) hier in der Tat Gold gewesen wäre – man höre sich das seiner schönen, psychedelischen (im Albumkontext) Einzigartigkeit beraubte Schlussstück „Nattesorg“ an.
FAZIT: HULDRE sind sicherlich ein heißer – wenn nicht längst bekannter – Tipp für Folk Metal-Liebhaber, die Band schafft, mit traditionellen Instrumenten bewaffnet, schmissige, leicht melancholische, majestätische, wohl strukturierte Songs, die des öfteren den Metal-Unterbau kaum nötig zu haben scheinen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Jagt
- Hindeham
- Varulv
- Underjordisk
- Skifting
- Fæstemand
- Mørke
- Tæring
- Nattesorg
- Bass - Bjarne Kristiansen
- Gesang - Nanna Barslev
- Gitarre - Lasse Olufson
- Schlagzeug - Jacob Lund
- Sonstige - Laura Beck - Violin; Troels Dueholm - Hurdy Gurdy, Flutes, Shawm
- Tusmørke (2017) - 10/15 Punkten
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