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Swans: The Glowing Man (Review)
Artist: | Swans |
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Album: | The Glowing Man |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Monumentales, progressives, meditatives Gesamtkunstwerk |
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Label: | Young God Records | |
Spieldauer: | 118:23 | |
Erschienen: | 17.06.2016 | |
Website: | [Link] |
The Glowing Man“ ist das vierte Album der zweiten Inkarnation der legendären New Yorker Experimental Band um Sänger und Gitarrist Michael Gira. Seit 1982 loten SWANS verschiedenste Genres aus und vereinen sie in dem mal schönen, mal hässlichen, immer intensiven Bastard ihrer Musik. So bewegten sie sich zwischen brachialem Noise, Gothic, Folk, Post-Rock, Industrial, bis Michael Gira sie 1997 mit dem Album „Swans Are Dead“ (vorerst) in die ewigen Jagdgründe entließ. 2010 entschloss er sich, das Projekt wieder auferstehen zu lassen. Während das erste Album der neuen SWANS noch starke Züge von Giras zahlreichen Nebenprojekten wie den ANGELS OF LIGHT trug, schlugen sie mit den beiden Doppelalben „The Seer“ (2012) und „To Be Kind“ (2014) ein komplett neues Kapitel der Bandgeschichte auf.
Zwei monströse Brocken Musik, mit halbstündigen Songs, die nicht nur für SWANS Maßstäbe setzten. Nach dem aktuellen Album, das von einer großen Tour (auch durch Deutschland) begleitet wird, soll laut Michael Gira nun erst mal Schluss sein. Ob und wie genau er SWANS weiterführen will, ist nicht bekannt.
„The Glowing Man“ ist ein weiteres Opus Magnum mit zwei Stunden Spielzeit, die auf nur acht Songs aufgeteilt ist. Wie auch die beiden Vorgänger gleicht es einem akustischen Höllenritt, immer wieder bauen Gira und seine Mitstreiter Mauern aus Klang auf, langsam lassen sie Atmosphäre sich entwickeln, mit all den Instrumenten, die dem Sextett zur Verfügung stehen, um sie dann krachend einzureißen, in hypnotischen, repetitiven Klanglawinen alles auszulöschen und dann wieder von vorne zu beginnen.
So im zweiten Track, „Cloud of Unknowing“: Ein sinistres Sirren, wie ein „Hummelflug“ aus der Hölle und düstere Gitarren leiten das, was laut Michael Gira ein Gebet ist, ein. Dann: tosende Blastbeats, schreiende Gitarren, wie ein Motor, der immer wieder hochgejagt wird. Dann Höhepunkt. Dann Ruhe. Und es beginnt von neuem, steigert sich auf dem Fundament eines beständig gehaltenen Rhythmus', bis Gira, begleitet von tosenden Trommeln, „Ave! Ave!“ ruft. Wieder wird Lautstärke zurückgenommen, bis nur noch Giras Stimme und eine Akustikgitarre übrig bleiben, über die urplötzlich wieder ein Noise-Sturm hereinbricht, dem endlich Windstille folgt, in der der Gesang sich langsam verliert.
In „The World Looks Red/The World Looks Black“ schaltet die Band einen Gang herunter. Irgendwo zwischen den übrigen Schichten von Instrumenten findet sich ein Piano-Loop, der an MIKE OLDFIELDS „Tubular Bells“ erinnert. Das ist aber auch schon das Ende der Gemeinsamkeiten. Mit ätzender Stimme deklamiert Gira: „Push it away, the world looks red. People with fish eyes: The ground sucks.“ Während sich sirenenartige Synthesizer-Klänge ins Klangbild mischen, wiederholt er immer wieder: „Bury my mind“, bis erneut Tempo und Lautstärke angezogen werden. Doch hier mündet es nicht so stimmig, wie in den restlichen Songs des Albums. Das eingesetzte Saxophon erinnert sehr an „Oxygen“ aus „To Be Kind“, die SWANS'sche Kompromisslosigkeit versandet ein wenig.
Der Opener „Cloud Of Forgetting“ kommt zwar ebenfalls ohne größere Ausbrüche aus, doch die langsam aufgebaute Intensität wird hier gehalten. Das Lied fungiert als Tür, langsam zieht es den Hörer in den SWANS-Kaninchenbau hinunter.
Zwischen den gewaltigen Sound-Monolithen stehen drei kürzere Nummern, die das Tempo ein wenig mildern, die eine Atempause gönnen.
„People Like Us“ und das letzte Lied, „Finally Peace“, erinnern an Alben wie „White Light From The Mouth Of Infinity“ oder „Love Of Life“. Die mächtige Instrumentierung tritt in den Hintergrund, bildet eine Bühne, auf der Giras Gesang und Gitarre ihre düstere Botschaft verbreiten: „Send us away, on ships made of silk. Send us to fly black skies washed with milk“, beispielsweise in „People like us“.
„When Will I Return?“ wird gesungen von Giras Frau Jennifer und behandelt deren persönliches Schicksal, beinahe vergewaltigt worden zu sein. Unsicher klingt ihre Stimme, wenn sie, nur von einer einzelnen Gitarre begleitet, beginnt, „His hands are on my throat.“, um im Verlauf des Lieds an Sicherheit zu gewinnen und dann auf dem pulsierenden Rhythmus der ganzen Band „I'm alive“ zu intonieren.
Die zweite CD eröffnet „Frankie M“, erneut eine Achterbahnfahrt, sich aufbauende Walls Of Sound und repetitive Passagen, musikalische Mantras, die jeden Gedanken eliminieren können und insbesondere die Live-Auftritte der Band, die seit den Achtzigern für ihre Intensität und Lautstärke berühmt sind, zu einem besonderen, kathartischen Erlebnis werden lassen.
Vor allem in „Frankie M“ und an vielen weiteren Stellen des Albums präsentiert sich Gira gesanglich wesentlich frischer und lebendiger als noch auf „To Be Kind“, wo man ihn oft langgezogen deklamieren, heulen, krächzen oder bellen fand. Und bei soviel musikalischem Wahnsinn macht ein wenig konventioneller Gesang das Ganze sicher nicht langweilig.
Der Titelsong „The Glowing Man“ verbindet schließlich alle Elemente dieses und viele der früheren Alben in sich. Ein lauter, leiser, eindringlicher, schwerer Brocken Klangkunst, ein letztes Ausrufezeichen, bevor „Finally Peace“ den Hörer in die Welt zurück entlässt.
Auf den letzten Sekunden des Albums hebt sekundenlang eine schüchterne Klaviermelodie an, dann bricht sie ab.
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
FAZIT: „The Glowing Man“ ist ein großartiges Album, das sich gerade vor seinen beiden Vorgängern und auch vor der restlichen SWANS-Diskographie nicht zu verstecken braucht, im Gegenteil. Es stellt den vorläufigen Endpunkt einer über dreißigjährigen Evolution dar, es ist ein monumentales, progressives, meditatives Gesamtkunstwerk, das hoffen lässt, dass Michael Gira sich nicht noch einmal zehn Jahre Zeit lässt, bis er die Schwäne wiederauferstehen lässt. Aber selbst wenn dieses das letzte Album von SWANS sein und bleiben sollte, es wäre ein fulminanter Abschluss.
Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1:
- Cloud Of Forgetting
- Cloud Of Unknowing
- The World Looks Red / The World Looks Black
- People Like Us
- CD 2:
- Frankie M.
- When Will I Return?
- The Glowing Man
- Finally, Peace.
- Bass - Christopher Pravdica, Bill Rieflin
- Gesang - Michael Gira, Christoph Hahn, Christopher Pravdica, Norman Westberg, Bill Rieflin, Jennifer Gira
- Gitarre - Michael Gira, Christoph Hahn, Norman Westberg, Bill Rieflin
- Keys - Bill Rieflin
- Schlagzeug - Phil Puleo, Bill Rieflin, Thor Harris
- Sonstige - Okkyung Lee (Cello)
- The Glowing Man (2016) - 14/15 Punkten
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