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Ich kann fliegen: Alles flimmert (Review)
Artist: | Ich kann fliegen |
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Album: | Alles flimmert |
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Medium: | CD | |
Stil: | Deutsch-Rock |
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Label: | Das Goldene Gold Records | |
Spieldauer: | 48:21 | |
Erschienen: | 04.03.2016 | |
Website: | [Link] |
Hilfe, wo ist meine 3-D-Brille?
Denn wenn „Alles flimmert“ von ICH KANN FLIEGEN mit 3-D-Optik auf der Booklet-Vorderseite daherkommt, sollte wenigstens auch etwas der CD beiliegen, das ein Betrachten ohne größeres Suche nach so einer Scheiß-Brille ermöglicht!
Oder ist das vielleicht nur ein Zeichen dafür, dass es reicht, wenn man die Musik von ICH KANN FLIEGEN downloadet, weil ihr etwas Besonderes fehlt?
Zeichen verstanden! Denn „Alles flimmert“ klingt genau nach der Musik, die man gern aus dem Netz lädt. Am besten gleich ohne sie zu bezahlen. Das macht man bei REVOLVERHELD so, bei den TOTEN HOSEN oder KETTCAR. Das wird man auch bei ICH KANN FLIEGEN so machen. Und so wird aller Wahrscheinlichkeit nach dieses Album schneller auf dem Download-Friedhof deutschsprachiger Rockmusik landen, die sich zwischen Pop und auch mal lauterem Rock bewegt sowie mal mit guten, dann wieder mittelmäßigen und im schlimmsten Falle platten deutschen Texten aufwartet. „Wir merken‘s nicht“ ist diesbezüglich eins der schlechten Beispiele. Aber es gibt auch noch einige andere: die farblose Ballade „Elefanten“ oder das statisch rockende „Kleines Boot“. Die Texte verfolgen wohl eine gute Absicht, überzeugen aber kaum. So klingen oft die ersten gelungeneren Lyrik-Versuche im Leistungskurs Deutsch, wenn der Lehrer ein Thema vorgibt.
Aber auch die Musik kämpft mit ähnlichen Problemen wie die Texte.
Wo wollen ICH KANN FLIEGEN hin?
Rocker, Popper oder sogar kleine Punker mit fetter SPORTFREUNDE STILLER-Breitseite, wie bei „Guter Mensch“?
Und dann gar dieses verwegen-frech-unverschämte „Fickt euch alle!“ in „Artist & Resignation“, ein Song, der sich zwischen weinerlich bis rockig und punkig bewegt. Echt mutig, besonders dann, wenn die junge niedersächsische Band „Alles flimmert“ zwar über Crowdfunding, aber eben auch mit „Projektmitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages“ finanziert hat. Schon wenn ich diesen Satz in das Booklet schreiben müsste, hätte ich auf diese Gelder verzichtet, denn hier sucht nicht Bohlens Deutschland, sondern das der Bundesregierung seine Superstars. Und ähnlich austauschbar wie unsere Politiker mit ihren ewig gleichen, schon zig-fach gehörten Parolen auftreten, klingt dann eben auch ein Großteil der Musik dieses zweiten Albums von ICH KANN FLIEGEN, die am Ende allerdings eine ziemliche Bruchlandung hinlegen.
Dabei fängt mit „Pinguin“ die CD überraschend gut an und weckt Hoffnung auf ein druckvolles Deutschrock-Album mit doppeldeutigen, guten Texten und Musik, die losgeht. Selbst das poppige „Silvester“, das ein wenig SILBERMOND-Stimmung verbreitet, wird notorische Radiohörer erfreuen. Auch „Kopf in den Wolken“, von dem das erste Video zum Album ausgekoppelt wurde, vermag besonders durch den gelungenen, härteren Refrain und die schöne Melodie zu überzeugen, genauso wie durch den kurzen, aber überraschenden ruhigen Teil und die darauf folgende, beinahe metallisch gespielte, Gitarre. Mit solchem Abwechslungsreichtum wie in diesem einen Song hätte das ganze Album aufwarten sollen - aber dazu reichte es leider nicht.
Wenn dann das Album mit der Ballade „Wir bleiben wer wir sind“ endet, dann bleibt doch eher zu hoffen, dass diese junge Quartett aus Hannover die Aussage ihres Songs nicht wirklich wahr machen. Denn dieses Album hat deutlich mehr Reserven als richtig gute Momente. Stillstand würde dem folgenden Album garantiert nicht gut tun - darum bleibt nur zu hoffen, dass ICH KANN FLIEGEN nicht auf Altbekanntes vertrauen, sondern neue Ideen haben und diese musikalisch überzeugend umsetzen. Aller guten Dinge sind drei! Hoffentlich wird das dritte Album besser und mutiger, egal, ob darin „F***-Worte vorkommen oder nicht. Darauf kommt‘s nun wirklich nicht an!
FAZIT: Rock und Pop mit deutschen Texten, der sich zwischen all den Sportfreunden und Revolverhelden bewegt, die ordentlich mit ihrem Kettcar rumsausen und dabei den Silbermond untergehen sehen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Pinguin
- The Feeling
- Kopf in den Wolken
- Kleines Boot
- Wir merken‘s nicht
- Silvester
- Guter Mensch
- Artist & Resignation
- Elefanten
- Kalifornia
- Zukunft Angst Forever
- Du fehlst mir
- Wir bleiben wer wir sind
- Alles flimmert (2016) - 7/15 Punkten
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