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Esquire: III - No Spare Planet (Review)
Artist: | Esquire |
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Album: | III - No Spare Planet |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Indie-Pop und Alternative-Rock plus etwas Prog |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 44:56 | |
Erschienen: | 11.11.2016 | |
Website: | [Link] |
„III – No Spare Planet“ ist das letzte ESQUIRE-Album, das es in dieser Besetzung geben wird und aus traurigem Anlass so gleich zu einem Gedenkalbum wurde. Auf der ersten Seite des 16seitigen, mit allen Texten versehenen Booklets begrüßen einen die Worte von NIKKI SQUIRE: „In Gedenken an NIGEL MCLAREN – mein Mitschreiber, Mitarbeiter, Bass-Spieler, musikalischer Einfluss und bester Freund schloss am Sonntag, dem 7. Juni 2015, für immer seine Augen. Diese Stücke sind die letzten, die wir gemeinsam schrieben. Dieses Album ist ein Gedenken an ihn und unsere gemeinsame Reise.“
Manchmal – oder sogar ziemlich oft – erweckt „III – No Spare Planet“ gar den Eindruck, als hätten die EURYTHMICS beschlossen, ein Album aufzunehmen, das neben seinen anspruchsvollen Indie-Pop-Melodien zugleich auch progressive Klangstrukturen verpasst bekommen soll. Und irgendwie passt dazu der Titel „Kein Ersatzplanet“ doch ausgezeichnet.
Wenn jetzt allerdings jemand glaubt, nur weil NIKKI SQUIRE die erste Ehefrau des ebenfalls im Jahr 2015 verstorbenen CHRIS SQUIRE – der bis dahin einzigen Konstante von YES – war, dass dieses Album auch gehörig nach YES klingt, dann irrt er, selbst wenn auf „Tonight“ unverkennbar einige Ähnlichkeiten auftreten, bleibt dies jedoch die Ausnahme. Eher die weltmusikalisch-ruhigeren Solo-Aufnahmen eines JON ANDERSON kommen einem beim Hören in den Sinn, auch weil der Gesang von Nigel McLaren große Anderson-Ähnlichkeiten aufweist.
Allerdings ist es schon schicksalsträchtig, wenn man die Schicksalsschläge, die Nikki Squire im Juni 2015 durchleiden musste, betrachtet. Erst stirbt ihr Bassist und Partner am 7. Juni und dann ihr Bassist und Ex-Ehemann 20 Tage später am 27. Juni. Vielleicht klingt auch darum dieses Album an vielen Stellen recht ruhig und melancholisch – und geht regelrecht zu Herzen. „Friends And Enemies“ ist das allerbeste Beispiel dafür: „I‘ve had friends / I‘ve had enemies / I‘ve felt love / And tasted hate / Between these old / Workings of life / You know it‘s just / Human nature / Warming of something unknown.“
Lange Zeit dauerte es, bis nach dem Debüt-Album „Esquire“ aus dem Jahr 1987, das starke New-Wave-Bezüge, wofür solche Songs mit Radio-Airplay wie „To The Rescue“ und „Sunshine“ beste Beispiel waren, aber zugleich deutlich mehr YES-Einflüsse erkennen ließ – vielleicht weil auch CHRIS SQUIRE noch aktiv an dem Album mit beteiligt war -, und dem musikalisch ähnlich ausgerichteten 94er „Coming Home“ 24 Jahre später dieses überraschende dritte ESQUIRE-Lebenszeichen zu vernehmen ist. Und so traurig dieses Lebenszeichen bei dem bereits erwähnten Hintergrund auch klingen mag, es ist zugleich ein sehr beeindruckendes geworden, das allerdings Freunde der komplexeren Prog-Rockmusik wahrscheinlich nicht sonderlich ansprechen wird, aber alle, die sich gerne der Melancholie, fein gewebten Rock-Melodien und etwas Pop mit Anspruch, aber auch den weltmusikalisch-zart-progressiven Solo-Ausflügen von JON ANDERSON hingeben, werden ihre wahre Freude an dem sehr gut produzierten und emotional tiefgreifenden „III – No Spare Planet“ haben, auf dem rundum gelungener weiblicher, männlicher und Satz-Gesang nicht nur zu Herzen gehende Texte intoniert, sondern sich auch in die abwechslungsreichen Stimmungsbögen ausgezeichnet einpasst und tatsächlich immer wieder Parallelen zu der Ausnahmesängerin ANNIE LENNOX oder eben spätere (Pop-orientiertere) YES-Werke aufweist.
Mit „Stay Low“ wartet zugleich die wohl schönste ESQUIRE-Ballade ihrer gesamten Ära auf uns, was nicht nur an dem zusätzlichen Kinder-Chor liegt, sondern besonders an dem hervorragenden Text – ein krasser Angriff gegen die Welt der Erwachsenen, die den Kindern mit ihren Erziehungsmethoden vorrangig das Lügen und Anpassen beibringen und damit das Funktionieren in ihrem Sinne. Ja, sie machen sie „klein“. Ein wunderschöner Song, in dem man nicht nur schwelgen, sondern dem man auch genau zuhören sollte.
Mit dem letzten Song des Albums „Heaven Blessed“, gesungen, komponiert, getextet und eingespielt vom kürzlich verstorbenen Nigel McLaren, glaubt man sich tatsächlich in ein Solo-Album von PETER GABRIEL verirrt zu haben. Auch oder gerade solch ein Gefühl macht einem den Verlust dieses großartigen Musikers noch stärker für ESQUIRE bewusst: „Heaven blessed – You must Be...“
FAZIT: Manchmal lohnt sich das Warten auf ein Album, das völlig unerwartet erscheint. Gerade wenn der Hintergrund dafür sehr traurig ist, weil der Musiker, der maßgeblich an „III – No Spare Planet“ von ESQUIRE beteiligt war, nicht mehr am Leben ist. Ein bewegendes, ein schönes und musikalisch sehr gelungenes Stück leidenschaftlicher und zugleich trauriger Musik, die zwischen Indie-Pop und melodiösem Prog Nigel McLaren auf seinen Weg in den Musikerhimmel begleitet. Sein musikalisches Testament und zugleich Tribut seiner ESQUIRE-Partnerin Nikki Squire!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ministry Of Life
- She Said
- Human Rhythm
- Tonight
- Friends And Enemies
- It‘s Over
- Where Is The Love
- Stay Low
- Heaven Blessed
- Bass - Nigel McLaren
- Gesang - Nkki Squire, Nigel McLaren
- Gitarre - Nigel McLaren, Gez Murphy, Robby Blunt, John Baker
- Keys - Nigel McLaren, Lisa LaRue
- Schlagzeug - Nigel McLaren
- Sonstige - Isabelle Meyrignac (Flöte)
- III - No Spare Planet (2016) - 12/15 Punkten
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