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Tempel: The Moon Lit Our Path (Review)
Artist: | Tempel |
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Album: | The Moon Lit Our Path |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Metal/Folk/Black Metal |
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Label: | Prosthetic Records | |
Spieldauer: | 53:45 | |
Erschienen: | 19.06.2015 | |
Website: | [Link] |
Erstaunlich, wie viele kurze Bezeichnungen für den eigenen Bandnamen noch offen stehen. Es muss anno 2015 also nicht zwingend der persönliche Lieblings(-halb-)satz sein, unter dem man seine musikalischen Ideen an den Mann oder die Frau zu bringen versucht, bei der verzweifelten Suche kann der Blick ins Wörterbuch genügen. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich die jeweiligen Fremdsprachenausgaben, doch der Ansatz der US-Amerikaner TEMPEL dürfte eine Spur simpler ausgefallen sein.
Der englische Begriff für die heiligen Stätten diverser Religionen ist schon durch einige eher unbekannte Combos besetzt, deswegen werden das Duo aus Phoenix, Arizona wohl einfach nach einer möglichst nahen Entsprechung gesucht haben. Hört man die Musik der Instrumental-Metaller, dann ist diese Beharrlichkeit nur allzu verständlich: TEMPEL wollen keine schnöden Songs schreiben, sie wollen langlebige Epen komponieren. Zu diesem Vorhaben passt die fachmännische Einbindung typischer Vorlagen aus dem Genre-Einmaleins, oftmals fehlt dabei aber die nötige Konsequenz.
Schon ihr Debütalbum „On The Steps Of The Temple“ hatte einige Brocken musikalischer Kunst zu bieten, jedoch sind diese sechs Songs noch eher im Post Metal verhaftet. Auf dem neuen Album "The Moon Lit Our Path" sind fünf Kompositionen zu finden, die rund um die Zehn-Minuten-Marke angesiedelt sind und ohne Zweifel episch klingen, durch die Vergabe des Prädikats "progressiv" muss sich der Konsument aber nicht auf überfordernde Songstrukturen einstellen. Größtenteils setzen TEMPEL auf erhabene Gefühle statt auf komplexe Rifffolgen, bemerkenswerte Tempovariationen kommen selten vor, sperrige Rhythmusfiguren sucht man gänzlich vergebens. Aus diesen (Nicht-)Merkmalen entwickeln einige Songs Sogkräfte von fast meditativer Qualität, die dem Namen der Band gerecht werden, es sind aber auch andere Interpretationen zulässig.
Die klirrenden Black Metal-Riffs und -Melodien können ebenso als Reise durch tote, schneebedeckte Welten verstanden werden, in denen sich Eis auf Eis stapelt, aus denen man aber glücklicherweise immer wieder durch Folk-Akustik-Klänge und warme Melodien entlassen wird. Das Strickmuster kommt einem aber etwas zu bekannt vor und tatsächlich gibt es zu viele Momente, die MOONSORROW schon genauso geschrieben haben oder schreiben würden, nur wahrscheinlich noch ausufernder und länger. Zudem verzichten TEMPEL in den letzten drei Songs größtenteils auf Varianz, denn auf das jeweilige Akustik-Gitarren-Intro folgt immer die gerade beschriebene Epik inklusive geshreddeter Gitarrenmelodie- und langen Spannungsbögen. Ein bloßer Abklatsch ist es zwar nicht geworden, dieses Bemühen um Konsistenz lässt sich nach dem Beginn aber nicht unbedingt erahnen.
'Carvings In The Door' kommt mit extra tief gestimmten Gitarren daher und gibt einen wilden Überblick über die TEMPEL'sche Riffschatulle. TRIPTYKON und SWALLOW THE SUN-Gefühlsschwere, moderner Death Metal, manchmal an WATAIN erinnernde, schwarzmetallische Wut, sogar rockige Eingängigkeit gibt es in ihr zu entdecken, aber nicht an allen Stellen ist eine sinnvolle Verbindung der Teile gelungen. TEMPEL wollen sich variabel geben und die Weite ihres Horizonts unter Beweis stellen, aber das gelingt ihnen an anderen Stellen besser, wenn zum Beispiel plötzlich eine Death Metal-Passage Einzug in den eisigen Folk/Black Metal hält. Im Falle des ersten Songs fehlt aber der Bezug zu den nachfolgenden Stücken und letztendlich auch zu sich selbst. Im darauf folgenden Titeltrack kommen die Amis ihrem eigenen Anspruch schon näher, weil er beide Seiten des Bandsounds zusammenbringt und eine Art Thema findet, das in verschiedenen Melodieformen immer wieder auftritt.
Doch trotz der unbestrittenen Fähigkeiten der beiden Musiker und dem klasse Sound drängt sich die Frage auf, warum TEMPEL manch eine Entscheidung getroffen haben. Andersherum aufgezäumt gibt es zwar keine Gründe, die generell gegen die jeweilige Seitenwahl sprechen, aber in manch einer Frage hätte die Beantwortung ruhig deutlicher ausfallen können. Nicht jeder Song hat genügend Eigenheiten, die eine Laufzeit von 10 Minuten rechtfertigen. Ähnlich verhält es sich mit dem Gesang: Keinen Sänger einzustellen, ist heutzutage auch schon ein Statement und bevor möglicherweise ein weiterer, konturloser Frontmann Einzug in die Metalwelt hält, sollte man lieber darauf verzichten. Von der anderen Seite betrachtet bietet die Musik wiederum nicht genug Schauwert, als dass ein Gekrächze, Gegurgle oder Gesinge etwas verdecken oder überladen wirken lassen würde. Außerdem verzichten TEMPEL leider auf den Einsatz eines Tieftöners, der dem Material noch eine sphärische Ebene und massig Details hätte hinzufügen können, für die die angenehm produzierten Gitarrenspuren noch genügend Platz gelassen hätten. „The Moon Lit Our Path“ bleibt unterm Strich ein gut gemachtes Album, das aber zu selten Ausschläge nach oben vorweist, zu selten Eigenständigkeit beweist und über zu wenig Highlights verfügt.
FAZIT: TEMPEL haben auf ihrem zweiten Album eine Kurskorrektur vorgenommen und binden deutlich mehr Black Metal- und Folk-Elemente in ihre ausufernden Kompositionen ein. Zu Beginn gehen sie dabei zu fahrig, zum Ende hin zu invariant zur Sache und bewegen sich zu nah an MOONSORROW und ähnlichen Bands. Außerdem wünscht man sich ab und an ein bisschen mehr Mut und ein paar klarere Entscheidungen in Fragen der Ausrichtung, aber es ist bei weitem nicht alles schlecht an „The Moon Lit Our Path“: Ihr Handwerk verstehen die Amis tadellos, die Platte hat einen klasse Sound und manch ein Part ist mehr als nur grundsolide. Es wäre also nicht überraschend, wenn das nächste TEMPEL-Album schon für einen ordentlichen Abriss sorgen würde.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Carvings In The Door
- The Moon Lit Our Path
- Descending Into The Labyrinth
- Tomb Of The Ancients
- Dawn Breaks Over The Ruins
- On The Steps Of The Temple (2014) - 9/15 Punkten
- The Moon Lit Our Path (2015) - 9/15 Punkten
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