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Richard Bargel / Nils De Caster / Roland Van Campenhout: Just Another Place In The Universe... (Review)
Artist: | Richard Bargel / Nils De Caster / Roland Van Campenhout |
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Album: | Just Another Place In The Universe... |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Blues und seine Wurzeln |
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Label: | Meyer Records / Rough Trade / Music Matters | |
Spieldauer: | 47:22 | |
Erschienen: | 30.10.2015 | |
Website: | [Link] |
So klingt es, wenn drei vom Äußeren her alte Männer den Blues haben und sich auf die Suche nach einem anderen Ort in diesem Universum begeben. „Just Another Place In The Universe...“ ist nicht etwa altbackene Blues-Musik, sondern eine live-leidenschaftliche Huldigung drei altgestandener, großartiger Musiker, die sich in einer immer mehr der modernen Technik und synthetischen Musik anbiedernden Zeit, wieder zurück zu den Wurzeln begibt, um mit akustischer & Slide-Gitarre, Geige, Mandoline, Mundharmonika, Stimme und etwas Percussion sowie viel Leidenschaft, Können und Gefühl den Blues nicht nur zu spielen, sondern zu leben. Wir dürfen ab sofort, selbst wenn wir die Konzerte am 23. März und 2. November 2014 im Kölner Theater der Keller nicht miterleben konnten, dies in Form einer CD oder LP zwischen unseren Boxen nachholen. Und weil das Label „Meyer Records“ dafür bekannt ist, alle Aufnahmen grundsätzlich voller tontechnischer Brillanz zu produzieren, lässt auch der Live-Sound keinerlei Wünsche offen. Wie schön wäre es doch, wenn sich von diesem Grundsatz auch einige schludrige Studio-Techniker heutzutage eine dicke Scheibe abschneiden würden.
Das europäische Dreiländer-Blues-Trio, bestehend aus dem Belgier ROLAND VAN CAMPENHOUT sowie dem Holländer NILS DE CASTER und dem Deutschen RICHARD BARGEL sind der Schlüssel zu dem neuen Blues-Universum, das seine Türen weit aufreißt, aber nur diejenigen einlässt, bei denen Natürlichkeit und Authentizität auf den Musik-Fahnen steht. Bei einem alten Ossi wie mir kommen beim Hören dieses Albums sofort Erinnerungen an den bereits 2007 verstorbenen DDR-Ausnahme-Blueser STEFAN DIESTELMANN in den Sinn, der garantiert sofort Einlass bei den drei Blues-Kollegen finden würde. Blues-Nostalgie allererster Güteklasse, live und ohne doppelten Boden, gespielt von alten Blues-Hasen, ist die Devise.
Van Campenhout ist eine Legende, die in den 60ern bereits dem Blues verfallen war und mit wahren internationalen Größen, wie RORY GALLAGHER, LEO KOTTKE, TIM HARDIN oder Tulls IAN ANDERSON musizierte und in den letzten Jahren auch mit afrikanischen, asiatischen und orientalischen Klängen experimentierte, was besonders bei „Way Beyond The Moon“ nicht nur in beeindruckender, sondern sogar psychedelischer Weise zum Ausdruck kommt.
De Caster, der belgische Geiger, wiederum kommt aus der Bluegrass-Szene, der auch schon in dem Film „The Broken Circle“ als Schauspieler und Musiker mitwirkte sowie mit ELLIOT MURPHY gemeinsam musizierte.
Der Kölner R. Bargel ist aus der deutschen Blues-Szene nicht wegzudenken. Bereits zweimal erhielt er den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ und arbeitete intensiv mit dem ehemaligen BAP-Gitarristen Klaus „Major“ Heuser als MEN IN BLUES zusammen. Für dieses Album schrieb er extra den Song „Two Old Mules“, weil es für ihn Hommage und Ehre ist, mit den beiden „alten Blues-Eseln“ Caster & Campenhout zu musizieren. Ein wirklich lustiger Song, bei dem sich die Musiker auch ein spontanes Lachen nicht verkneifen können, wenn Bargel plötzlich mitten im Stück zu heulen und wiehern anfängt: „Two old mules still kick in ass - playin‘ the blues and all that funky jazz!“
Da macht sogar ein Arschtritt Spaß!
Das Programm der beiden Konzerte besteht aus einer gesunden Mischung von Eigenkompositionen und neu arrangierten Cover-Versionen von Musikern wie EDDI READER, LONNIE JOHNSON, BUTCH McDADE, JAMES HOOKER BROWN und DOC WATSON. Mit seinen rau-raspelnden, schwer beeindruckenden und wohl wetter- und hochprozentig-gegerbten Stimmbändern verknüpft Van Campenhout die einzelnen Stücke zu einem bunten Teppichgeflecht, aus dem die Töne wie reife Früchte direkt in die Ohren des Zuhörers purzeln, ohne darin ein faulig-stinkendes Schmalz, dafür aber eine bluesige Wohlfühlspülung zu hinterlassen. Die ideale Gegenwehr nach einer Autofahrt bei dem dein Mitfahrer das Radio-Programm festlegte. Einmal schütteln - und weg ist all der formatierte Großstadt-Mainstream, denn in diesem Blues-Trio-Universum spürst du sogar deine eigenen Wurzeln wieder!
FAZIT: Völlig uneitler, aber auch kein altersweiser Blues - gespielt von drei altersweisen Bluesern, denen man ihr noch immer kindliches Gefühl und ihre überbordende Leidenschaft anhört.
„Never To Soon“ ist nicht nur ein Titel auf diesem Album, sondern zugleich Programm!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Footsteps Fall
- Jelly Roll Baker
- Never To Soon
- Last Letter Home
- Little Sadie
- 900 Miles
- Two Old Mules
- Way Beyond The Moon
- Fine Sugar Mamma
- Gesang - Roland Van Campenhout, Richard Bargel
- Gitarre - Roland Van Campenhout, Richard Bargel
- Sonstige - Nils De Caster (Geige)
Interviews:
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keine Interviews