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Eplemöya Songlag: Möya Og Myten (Review)
Artist: | Eplemöya Songlag |
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Album: | Möya Og Myten |
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Medium: | Download/CD | |
Stil: | Dreistimmiger A-Capella-Folk |
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Label: | Nordic Notes / Beste! Unterhaltung | |
Spieldauer: | 42:34 | |
Erschienen: | 27.02.2015 | |
Website: | [Link] |
Ein Digi-Pack, das aussieht wie ein altes, abgewetztes Notiz- oder Tagebuch. Was für Musik wird sich wohl dahinter verbergen? Wahrscheinlich würde jeder Versuch einer Beantwortung ins Leere laufen, denn hinter der neusten Entdeckung aus dem Hause Beste! Unterhaltung stecken drei Sängerinnen aus Norwegen, die ausschließlich mit ihren Stimmen das ganze Album erklingen lassen. Von besonderem Vorteil dabei ist, dass diese Sängerinnen aus dem Jazz und Folk kommen und natürlich ihr sängerisches Können auf „Möya Og Myten“ (Aha, kein Notiz- oder Tagebuch, sondern ein altes Sagen-Buch!) zu einer unverwechselbaren Mischung aus traditionellem Folk und ausgelassenen Improvisationen verbinden, die A-Capella in den unterschiedlichsten Melodien dargeboten werden.
Aber auch der textliche Inhalt dieser Songs, deren „Instrumentarium“ ausschließlich aus drei Frauen-Stimmen besteht, spielt eine wichtige Rolle auf diesem Album, das übersetzt „Das Mädchen und der Mythos“ heißt. Norwegische und internationale Mythen bilden die Grundlage aller Lyrics, denen eins gemeinsam ist - sie handeln ausschließlich von Frauen. Im „Huldresong“ wird die Geschichte einer weiblichen Sagenfigur, die im Wald lebt, vertont, welche mit ihrem Gesang - ganz ähnlich wie die singende Nixe auf der Loreley - Männer auf Nimmerwiedersehen in ihre Höhle lockt. Auf welche Weise diese bezipfelten Schöpfungswesen dann vernascht werden, erfahren wir allerdings (wohl zum Glück) nicht.
„Olav Og Elvarkvinnene“ wiederum ist ein junger Typ, der bei einem Ritt mit der Absicht, Bekannte zu seiner bevorstehenden Hochzeit einzuladen, eine verhängnisvolle Bekanntschaft mit einer Elfe macht, die, wie nicht anders zu erwarten, tragisch und ohne Hochzeit endet. Da werden doch tatsächlich Erinnerungen an olle Goethes „Erlkönig“ geweckt!
Auf „Kvelerslangen“ erwartet uns der gut gemeinte Musik-Hinweis, dass man im Umgang mit Pythons statt zu intensiver Bindung etwas mehr Vorsicht walten lassen sollte und dass die norwegische Phonetik bei dem Begriff Python-Schlange der deutschen sehr ähnlich ist. Überhaupt lohnt es sich, genauer auf die Texte zu hören und festzustellen, welche interessanten Gemeinsamkeiten zwischen dem Norwegischen und dem Deutschen bestehen.
Mein ganz persönliches Lieblingslied auf diesem Mythen-Album ist „Maren“, ein Song voller überraschender Wendungen und Dynamik-Wechseln. Ein Blick auf die inhaltliche Erklärung ist auch sehr lohnenswert, denn in „Maren“ geht es um Albträume, die einen mitunter ohne Grund überfallen. In der norwegischen Mythologie ist „Mare“ eine Art Frau, die sich jede Nacht, sowie man eingeschlafen ist, auf die Brust des Schlafenden setzt und darauf so lange reitet, bis man nicht mehr atmen kann. Ja, ja - so nah können Wunsch- und Albtraum liegen, ein paar Zentimeter voneinander entfernt, zumindest wenn diese Dame statt auf der Brust des Mannes leicht unterhalb des Bauches reiten würde. Aber auch das hat laut wissenschaftlicher Erkenntnisse bei einigen Herren schon zum Herzinfarkt geführt, einem immerhin schöneren als dem bei der Brustreiterei. Aber ich bemerke, dass ich gerade abschweife.
Gesungen werden alle Texte auf Norwegisch, aber das umfangreiche Booklet enthält neben den Original-Texten auch eine englisch verfasste Erläuterung bzw. Zusammenfassung des Inhalts zu jedem Text. Mal wieder viel Liebe, die da in jedem Detail steckt.
Alle Songs klingen stimmlich kraftvoll und zugleich emotional. Eine der drei Sängerin beschreibt dies mit eigenen Worten: „Unsere Musik ist schon eine Art Folkmusik, denke ich. Aber es ist eigentlich nicht so wichtig, unter welcher Kategorie wir unsere Musik einordnen. Wir stehen mit drei Beinen im Folk, aber mit den anderen drei Beinen sind wir an total unterschiedlichen Orten und lassen uns von bulgarischen Frauenchören, Jazz, Weltmusik und Vokalisten aus ganz unterschiedlichen Kulturen inspirieren. Aber so lange wir diese Geschichten erzählen können und diese Musik lieben, sind wir völlig zufrieden.“
Und auch eine sehr wichtige Warnung enthält das singende, klingende EPLEMÖYA SONGLAG-Album ganz zum Schluss. Eine Warnung, die sich alle männlichen Norwegen-Touristen unbedingt hinter die Ohren schreiben sollten:
„Wenn du eine wunderschöne Frau in den norwegischen Wäldern triffst, kannst du niemals sicher sein, ob du es wirklich mit einer Frau zu tun hast - oder vielleicht doch mit einer ‚Hulder‘ (einem mythischen Wesen, das aussieht wie eine hübsche Frau, aber einen versteckten Kuh-Schwanz hat), welche leidenschaftlich gerne junge Männer verführt und dann in ihrer Höhle einsperrt.“
FAZIT: Ein kleiner Schritt bis zum CD-Player, ein großer Schritt beim Erschließen einer neuen Musik-Kultur!
Am Ende gilt also, getreu der Warnung: „Wer nicht ‚Möya Og Myten‘ hören kann, der wird‘s dann unerbittlich fühlen!“ Egal, ob Frau oder Mann, diese norwegische A-Capella-Formation ist eine Entdeckung wert und garantiert Beste! Unterhaltung.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Sanglig Forsök Pa A Psyke Ut Psykoanalysen
- Huldresong
- Den Svarte Blomen
- Ut I Skogen
- Olav Og Elvarkvinnene
- Maren
- Skjoldmöyane
- Kvelerslangen
- Manevise
- Kokkevisa
- Gesang - Liv Ulvik, Wenche Losnegard, Anja Eline Skybakmoen
- Möya Og Myten (2015)
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