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Crazy Town: The Brimstone Sluggers (Review)
Artist: | Crazy Town |
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Album: | The Brimstone Sluggers |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Crossover / Rap Rock |
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Label: | Membran | |
Spieldauer: | 47:07 | |
Erschienen: | 28.08.2015 | |
Website: | [Link] |
Du gehst zum Kühlschrank, um dir ein Bier zu holen. Plötzlich flitzt eine Kakerlake über deine Hand. Du schüttelst sie angewidert ab. Sie fällt zu Boden. Du trittst mit deinen ausgelatschten Sneakers drauf und drehst einmal den Fuß. Langsam hebst du ihn wieder an, während du dich runterbeugst – und kippst beinahe hintenüber, weil das Mistvieh quicklebendig ist und mit scharrendem Piepsen in die nächste dunkle Ecke flüchtet! Einen abgeknickten Fühler hat es abbekommen, nichts weiter. Was für ein verdammtes…
Es besucht dich in den folgenden Monaten immer mal wieder. Mal scheuchst du es mit deinem Strahl unter dem Toilettendeckel hervor, dann purzelt es dir aus der Cornflakespackung in die Schüssel. Immer dasselbe Tier, ohne Zweifel. Streckt dir den abgeknickten Fühler wie einen Mittelfinger entgegen.
Irgendwann, vom einen auf den anderen Tag, ist es einfach weg. Du bist zufrieden. Die Tage verstreichen. Du hörst auf, an Mister Knick zu denken. Bis du eines Tages, viele Jahre später, mit den Einkaufstüten bepackt in dein Apartment zurückkehrst. Es winkt dir kackdreist von der Schwelle zu. Lässt den Fühler im Hula-Hoop kreisen. Und da fährt dein Spidey Sense endgültig Achterbahn.
Nein, die One-Hit-Wonder des Rapmetal dürfte es gar nicht mehr geben. Es geht in den obigen Absätzen eigentlich nicht darum, sie abfällig mit Kakerlaken gleichzusetzen (den Titel haben sich PAPA ROACH schon freiwillig geangelt), sondern um die Beschreibung des Moments, in dem der Mundwinkel nach unten zuckt, die Pupillen nach außen driften, ein Sabbertropfen sich von der Lippe löst und in Zeitlupe gen Boden wandert. Und das alles, weil man gerade von der unerwarteten wie unerwünschten Rückkehr eines lästigen Bekannten aus der Vergangenheit erfahren hat. Von außen sieht das sicher komisch aus, doch es spiegelt Schock und Terror, der im Inneren glüht.
Ja, „Butterfly“ ist unsterblicher Trash. Schon klar. Man muss immer erwarten, dass er in einer Pro7-Sendung, in einer Dorfdisco oder auf der Kirmes mal angestimmt wird - deswegen meidet man solche Plätze ja auch gewöhnlich. Kann man also ebenso gut akzeptieren wie diverse Ralph-Siegel-Evergreens. Aber dass gleich in ganz CRAZY TOWN wieder die Laternen angehen? Inklusive neuem Album? Das steht so aber nicht in den Vertragsbedingungen! Da dachte man, die Kerls seien vor über zehn Jahren von allen Seiten so übel gedisst worden, dass sie sich für alle Zeiten in ihre Baggypants zurückgezogen haben. Doch da sind sie wieder. Unbeeindruckt von der Fußtreterei. Genau wie Mister Knick.
Dass die Lollypopbitch jetzt eine Kapuze auf dem Kopf trägt, ist dann auch praktisch alles, was sich geändert hat. Abgesehen davon vielleicht, dass das Septett zum Quartett geschrumpft ist. Was immerhin eine vorteilhafte Entwicklung ist, damals wirkten irgendwie durchschnittlich vier der sieben Musiker während der Performance zum selben Zeitpunkt unbeschäftigt. Die einzig verbliebenen Originalmitglieder sind Seth „Shifty Shellshock“ Binzer und Bret „Epic“ Mazur, jene beiden, die das Mikrofon zu benetzen pflegen. Am Content rütteln ein neuer Schlagzeuger und ein neuer Bassist jedoch nichts, gerade wenn am Ende ohnehin das gesamte Instrumentarium Dosengeschmack hat.
Man bedient sich heuer des einzigen Werkzeugs in Griffnähe, der Selbstreferenzialität. Was soll man auch sonst als Nu-Metal-Oldie machen, der zu Hochzeiten innerhalb der eigenen Szene schon belächelt wurde? Der Titel verweist auf die Projektursprünge der beiden Bandköpfe, das Cover schreit bloody „Remix“, auf einem Track wird der 2009 verstorbene DJ AM gelistet und die Raplines holen eine Dekade Weltgeschichte nach, die alle anderen schon längst verdaut haben. Alles deutet in die Vergangenheit. Ist das noch retro oder ist das schon outro?
Musikalisch wurden einst vor allem die BEASTIE BOYS beraubt, wenn auch völlig konzeptlos. Auf Tracks wie „Light The Way“ schielen sie immer noch hervor, zurück bleibt aufgrund von Beiträgen wie „A Little More Time“ der Eindruck unerträglicher Plastiksülze. Eine Gastaktrice namens „Koko LaRoo“ autotunt sich durch die Refrains, während sich Shifty und Epic in den Strophen mit gewohntem Softrap-Stil zu abgeschmackten Pianolinien abwechselnd einen abwursten, so wie es auch Chester Bennington und Mike Shinoda von LINKIN PARK zu tun pflegen. Dazu fetter Bass. Beim Folgestück „The Keys“ wird letzterer so prollig aufgeblasen, dass man sich im Trailer zu „22 Jump Street“ wähnt.
Das sich hieraus ergebende Chaos ähnelt dem Debüt, pop-opportun wie auf dem Zweitling zeigt man sich aber ebenfalls. Die Songs zerfallen samt und sonders in ihre kurzen, banalen Loops, die wenigen Gitarren (wer spielt die eigentlich außer Gast Tom Dumont?) wurden mehrfach durch den Kompressor gejagt und digitalisiert, alles wird mit nutzlosen Gastbeiträgen verschlimmbessert, auf „Ashes“ wird sogar Reggae zur E-Dance-Mixtur mit R’n’B-Einschlag in den Topf geschmissen (natürlich ohne die Glaubwürdigkeit von P.O.D. oder (HED) P.E.). Kurz, das Stückwerk nimmt seinen Lauf. Dass praktisch jede Songidee in den vergangenen Jahren bereits im Soundtrack irgendeiner Sommerkomödie vorweggenommen wurde (Auftritt „Megatron“, dieser zu „Transformers“ wahrlich passende Song mit dem Rhythmus, zu dem sich üblicherweise die Helden mit Sonnenbrille in Zeitlupe versammeln, um den letzten Schlag zu landen), lässt das Album wie einen einzigen großen Anachronismus dastehen. Wenn man möchte, kann man gerade daran Gefallen finden. Andererseits wird diese Art von Mucke massenhaft in hippen Fashion-Shops gespielt, um die Jugendlichen schnell an die Kasse zu bewegen. Und würde man etwa in einen New Yorker gehen, um da auf die Hintergrundbeschallung abzugehen?
FAZIT: Die Retro-Oldschool-Ironie-Kiste ist speziell für Nu-Metal-Bands gefährlich. Bei LIMP BIZKIT hat das noch funktioniert, aber es braucht wenigstens einen Fingerzeig an musikalischem Potenzial, den CRAZY TOWN nicht haben. Nie hatten, genauer gesagt. Nostalgie kann eine mächtige Waffe sein, doch wie die Jedi hat sie eine dunkle und eine helle Seite der Macht. CRAZY TOWN bedienen die dunkle. Was, Darth Vader war eh immer der Coolste? Mag sein, das gilt aber nur, solange man seine Lichtschwerthiebe nicht am eigenen Leib spüren muss. Macht keinen Spaß, so ein Lichtschwert als Q-tip zu verabreicht zu bekommen. Genau das geschieht aber, wenn man sich „The Brimstone Sluggers“ aussetzt, diesem nur allzu unmusikalischen roten Lichtschwert von einem Album.
P.S. auf CD gibt's das Ganze auch als Deluxe Edition mit zwei weiteren Bonustracks, "Hit That Switch" und "Ain't No Stopping Us".
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Come Inside
- Light The Way
- Born To Raise Hell (feat. J. Angel And DJ AM)
- Ashes (feat. Tom Dumont)
- Megatron (feat. Boondock)
- Backpack (feat. Bishop Lamont & Fann)
- A Little More Time (feat. Koko Laroo)
- The Keys (feat. Madchild)
- Lemonface
- Baby You Don't Know (feat. Fann)
- My Place
- West Coast
- Megatron [Alternate Version] (feat. Boondock)
- Bass - Nick Diiorio, Bret Mazur
- Gesang - Bret Mazur, Seth Binzer, Nick Diiorio, J. Angel, Bishop Lamont, Fann, Koko Laroo, Madchild
- Gitarre - Tom Dumont
- Keys - Bret Mazur
- Schlagzeug - Kevin Kapler
- Sonstige - Bret Mazur, DJ AM (Turntables)
- The Brimstone Sluggers (2015) - 3/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
hendrik
gepostet am: 31.10.2015 |
Genau meine Meinung. Ein unsäglicher Scheiß, immer gewesen.
Allerdings werden die potenteren Vertreter (neben den von dir genannten noch Stuck Mojo bzw. neuerdings Bonz Solo) mit den Jahren auch nicht eben besser... |