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Tusmørke: Riset Bak Speilet (Review)

Artist:

Tusmørke

Tusmørke: Riset Bak Speilet
Album:

Riset Bak Speilet

Medium: CD
Stil:

Krautrockig-psychedelischer Folk-Prog

Label: Svart Records / Cargo
Spieldauer: 70:57
Erschienen: 16.05.2014
Website: [Link]

Da lassen sie uns einfach so stehen, die Norweger, mitten im Zwielicht (TUSMØRKE), direkt an „der Wand hinter dem Spiegel“ (Riset Bak Speilet) und rufen uns musikalisch durch den wüstesten Krautgarten zu: „Na, dann macht mal was draus!“ Nun gut, ich will es mit dieser Kritik einfach versuchen - auch wenn ich beim Schreiben nicht an einer Wand hinter einem Spiegel, sondern auf einem Sofa neben einem Spiegel sitze, in den ich erst einmal nachdenklich hineinschaue, während ich die Musik von TUSMØRKE auf mich wirken lasse. So unglaublich viele Einflüsse vereinigen sich in ihr - ähnlich wie bei ihren Landsleuten MOTORPSYCHO, bei denen man im Gunde auch nie weiß, woran man ist und was einen erwartet.

Ganz im Gegensatz zum Booklet, das nicht nur sehr dick, sondern auch ausschließlich in Schwarz und Weiß gehalten ist, hat die Musik auf „Riset Bak Speilet“ deutlich mehr Farbtöne zu bieten, selbst wenn diese stärker die dunklen Schattierungen und Grautöne abdecken als lustig blinkernde Glitzer-Effekte.

Während der ersten CD-Minuten glauben wir zu unserer Überraschung, wir hätten uns in ein frühes Album von JETHRO TULL verirrt, welches uns mit beeindruckenden Flöten-Tönen begrüßt, um sich kurze Zeit später auch mit der Unterstützung von Trompete und Saxofon in psychedelischen Sümpfen zu suhlen.

Mittelalterlich geht unsere Reise auf „Gamle Aker Kirke“ weiter - genau in dem Stil, wie er uns in den 70ern von der grandiosen britischen Folk-Prog-Band GRYPHON in musikalischer Vollendung dargeboten wurde.

Dann gibt's sogar einen tiefen Schluck aus dem blutigen LACRIMOSA-Kelch zu genießen, der sich aber schnell vom HAWKWIND treiben lässt, welcher in den psychedelischen 70er-Jahre-Tiefen von MAN bis LOVE seine letzte Ruhe findet und diese „Black Swift“ nennt.

„All Is Lost“ wartet, wie überhaupt fast alle Album-Songs, mit Flöten und Violinen auf, die regelrecht von einem in Rage geratenen Bass und Stimmen, die recht eigenartig arrangiert sind, vor sich her getrieben werden. Ein idealer progressiver Folk-Song nach der Einnahme von das Bewusstsein erweiternden Rauschmitteln, die einem ein paar mittelalterliche Visionen bescheren. Schief, aber trotzdem irgendwie schön.

Der dem das Album seinen Namen verleihende, mit knapp 15 Minuten längste Song setzt etwas fort, was sich verdächtig im Verlauf des gesamten Albums immer wieder ankündigt - den romantischen Prog, wie ihn NOVALIS auf ihrem ersten und zugleich einzig englischsprachigen Album „Banished Bridge“ noch sinnsuchend & wunderschön in Richtung PINK FLOYD erklingen ließen - noch lange bevor sich bei ihnen die Wiese grün färbte oder sie sich fragten, ob sie ein Clown wären, weil sie am Sommerabend die Schmetterlinge lachen hören. Welch Glück also, dass TUSMØRKE die Bewahrer einer Musik-Zeit sind, die ich zumindest nach „Banished Bridge“ in dieser Form nicht wieder erwartet hätte. Gesungen wird der Song in Norwegisch, was ihm noch einen zusätzlichen Reiz verleiht und dank des dicken Booklets, das alle Texte auch in ihrer englischen Übersetzung präsentiert, wissen wir dann sogar noch, dass uns hinter der Wand des Spiegels eine „Brillen“-Hexe erwartet, die in dir ständig die Frage aufwirft: „Erkennst du dich noch selbst?“

Das wäre es dann für die normale Ausgabe des Albums gewesen - ohne Bonustitel. Viel ist passiert, kaum etwas glich oder wiederholte sich. Der Gesang etwas seltsam und nicht wirklich der Höhepunkt auf „Riset Bak Spilet“, aber insgesamt doch schwer beeindruckend.

Nur gerade die zusätzlichen drei Songs, die es auf 25 Minuten Laufzeit bringen, setzen dem Album noch die Krone auf. Hier wird's anfangs mit sakralen Solo-Gesängen eröffnet, die sich dann in Tull-Höhen schwingen und schwer psychedelisch mit viel elektronischer Finesse aufgepeppt werden. Im Grunde Krautrock pur, der immer wieder von faszinierenden Flöten-Einlagen veredelt wird! Doch es wird noch verrückter, denn „Kairo“ katapultiert uns zum Ende hin in ganz frühe TANGERINE DREAM-Gefilde, als die noch außer „Atem“ auf den „Alpha Centauri“ schworen und mit dem „Rising Runner Missed By Endless Sender“ in „Cyclone“ ankamen.

Zum endgültigen Schluss gibt's noch eine riesige Portion von Gypsy-Erinnerungen der frühen URIAH HEEP auf die Ohren und das war's dann endgültig. Ja, die Norweger haben's eben drauf - keine Frage, aber jede Menge musikalischer Antworten!

FAZIT: Ach so - fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass auf „Riset Bak Speilet“ keine Gitarren zum Einsatz kommen. Vielleicht weil dies gar keiner Erwähnung wert ist, denn dieses Album lebt von der Breite all der anderen Instrumente und gewinnt wohl gerade darum an wahrer Größe, indem es uns beweist, dass Folk-Prog auch ausgezeichnet ohne Gitarren auskommt, wenn genügend Keyboards zur Verfügung stehen. TUSMØRKE lassen uns nicht im Zwielicht stehen, sondern entfachen ein musikalisches Feuerwerk, das gehörig leuchtet, kracht und knallt!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 12036x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Offerpresten
  • Gamle Aker Kirke
  • Black Swift
  • All Is Lost
  • Riset Bak Speilet
  • Bonus Tracks:
  • Mener Vi Alvor Na?
  • Kairo
  • En Verden Av I Gar

Besetzung:

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