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Loreena McKennitt: The Journey So Far – The Best Of (Review)

Artist:

Loreena McKennitt

Loreena McKennitt: The Journey So Far – The Best Of
Album:

The Journey So Far – The Best Of

Medium: LP+CD/CD
Stil:

Traumreise durch zauberhafte Folk-Arien zwischen Mittelalter, New Age und Pop

Label: Quinland Road Records
Spieldauer: 59:33
Erschienen: 20.12.2013
Website: [Link]

Okay – heute ist mein 50. Geburtstag.
Ein Tag, an dem man vor sich selbst Rechenschaft ablegt oder in eine Midlife-Crises fällt oder eine Midlife-Crises endgültig überwindet oder sich zu alt fühlt oder den zweiten Frühling erlebt oder einfach nur feststellt: „Huch, ich bin ja schon wieder ein Jahr älter!“
Möchte man in solchem Moment nicht etwas hinterlassen?
Etwas ganz Besonderes, was einen immer wieder an diesen Tag erinnert?
Ja, man möchte!
Und so ein Typ wie ich, dieser alte Sack, aber nicht falsche Fuffziger, weiß genau, wie seine Hinterlassenschaft aussehen sollte. Aussehen muss – nach 50 Jahren Leben, zigtausend gehörten Tonträgern, erst hinter einer Mauer, dann ohne eine.
Musik hat mich am Leben gehalten, in schlimmen Momenten wieder aufgebaut oder in glücklichen noch etwas glücklicher gemacht, aber auch in der Unfreiheit immer an die Freiheit glauben lassen und geholfen, Grenzen zu überschreiten, vor denen Andere noch ängstlich ihre eigene Haut verkauft haben.
Musik hat mich ein klein wenig auch zu dem werden lassen, der ich heute mit 50 Jahren bin – ein glücklicher Mann, der dankbar ist für das, was er hat und kritisch diejenigen angreift, denen Dankbarkeit in ihrem gierigen Streben nach immer mehr auf Kosten der Anderen abhanden gekommen ist. Eben all diese egoistischen Ärsche mit zwei Ohren, die egal ob in der Kultur, der Politik, der Bildung oder der Wirtschaft und sogar in der Justiz, wobei ich auch an einen ganz bestimmten Richter, der zwar dienstlich Recht spricht, aber es zugleich auch im Privaten bricht, denke, ihr selbstverliebtes Unwesen treiben. Solche Typen waren und sind mir nach wie vor ein Graus, wobei mir wieder die Musik hilft, das zu ertragen, was ich nur schwer ändern kann. Und so ist es zugleich ein großes Glück, dass ich an diesem Tag das Angebot bekam, das Album einer Musikerin zu besprechen, die mir ihrer emotionalen Tiefe wegen in den vergangenen 20 Jahren immer mehr ans Herz gewachsen ist: LOREENA MCKENNITT mit „The Journey So Far“.

Begeben wir uns also auf eine weite Reise mit einem singenden Engel mit feuerroten Haaren, der geradewegs mit seiner Harfe auf unsere Erde gekommen ist, um uns mit seinen weltmusikalischen Pop-Arien den Weg in den mindestens 7. Musik-Himmel zu weisen. Ein Weg, der sich über fast dreißig himmlische Musikjahre erstreckt und der 1985 mit „Elemental“ begann und bis dato mit dem Studio-Album „The Wind That Shakes The Barley“ (2010) endete.

Die Musik der Kanadierin LOREENA MCKENNITT hat die gänzlich gleiche Eigenschaft wie Drogen, Alkohol oder Nikotin – allerdings ausschließlich im positiven Sinne: Sie macht süchtig! Und sie versetzt uns in andere Welten zwischen einem Traum aus 1000 und einer Nacht und einem Flug auf dem magischen Teppich, der uns durch die Lüfte trägt und die ganze Welt, allerdings nur in ihrer mystischen Schönheit, aus der Vogelperspektive offenbart.

LOREENA McKENNITT besitzt tatsächlich die wunderbare Gabe und seltene Begabung, Musik zu schaffen, die wie ein Singvogel klingt, den man nach jahrelanger Gefangenschaft aus seinem Käfig entlässt und der seinem Retter zum Dank sein schönstes Lied singt! Tagsüber die Amsel, am Abend dann die Nachtigall! Solche Bilder fallen mir, ohne groß nachzudenken, sofort ein, wenn ich diese Ausnahmekünstlerin höre oder sehe.

Andere wird neben diesen Vergleichen wohl eher überzeugen, dass die Kanadierin McKennitt in Deutschland überraschende Bekanntheit erlangte, weil sie 1993 als Support von MIKE OLDFIELD auftrat und mit ihren weltmusikalisch-keltischen Pop-Perlen, die auch gerne dem New Age zugeordnet werden, Staunen und Bewunderung bei dem hoch anspruchsvollen Oldfield-Publikum hervorrief. McKennitts Musik gleicht einer Weltreise rund um den Erdball, bei der spanische Folklore mit mittelalterlichen französischen Klangerlebnissen sowie nordafrikanischer Leidenschaft oder irischen Dudelsack-Ausflügen plus anglo-amerikanischer, sogar beatlesker Melodik miteinander verwebt und zu einem Klangteppich in den schillerndsten Farben und Knüpftechniken vereint wird.

Ziemlich genau erinnere ich mich noch an meine erste Begegnung mit der Musik von dieser geheimnisvollen rothaarigen Sirene, die auch mein Schiff zum Kentern bringen würde, wenn ich Seefahrer gewesen wäre. Mitte der 90er Jahre las ich in der „HIFI-Vision“ eine Kritik zu dem mir noch unbekannten Album „The Mask And Mirror“ von der mir ebenso unbekannten Musikerin LOREENA MCKENNITT. Darin hieß es: „McKennitts zauberhafte Folk-Arien besitzen alle Eigenschaften, die heutige Popmusik oft vermissen lässt: superbe Aufnahmequalität, große dynamische Spannbreite, magische Melodien und eine engelsgleiche Stimme, die man nie mehr vergisst.“
Und ich dachte so bei mir: „Na ja, da übertreibt aber jemand in seiner Kritiker-Lobeshymne.“ Trotzdem kaufte ich mir ungehört die CD und bereits bei den ersten Klängen des dieses und zugleich auch diese „Best Of“ eröffnenden Albums wusste ich, dass es um mich geschehen war und diese Worte nicht besser hätten gewählt werden können.

Insgesamt weist diese Reise durch das gesamte Studioschaffen LOREENA McKENNITS leider auch zwei ärgerliche Schwächen auf: Unverständlich, fast unverzeihlich sind die sog. Album-Edit-Versionen von „The Mystic's Dream“ und „The Bonny Swans“, in denen einfach beide Songs, die im Studio-Original Lauflängen von jeweils gut 7 Minuten aufweisen, einfach auf etwas über 4 Minuten gekürzt wurden. Eine sinnlose Aktion, gerade darum, weil bei der sechzigminütigen Gesamtlaufzeit dieser „Best Of“-CD noch genug Zeit übrig war, um die kleinen Klangwunder in ihrer kompletten Schönheit zu verewigen.
Auch wäre es übersichtshalber empfehlenswert gewesen, wenigstens einen Song von „To Drive The Cold Winter Away“ (1987) und „A Midwinter's Night Dream“ (2008) mit in diese Zusammenstellung zu integrieren, was angesichts der hohen Qualität aller McKennitt-Studio-Alben gar kein Problem gewesen wäre.

Am Ende aber bleibt von „The Journey So Far“ der zutiefst bewegende Eindruck über, den eine Musikerin bei ihren Hörern erreichen kann. Musik, die man mit 50 Jahren genauso genießen kann wie vor zwanzig Jahren und garantiert auch noch in zwanzig Jahren. Und mit ein bisschen Glück darf ich dann ja zu meinem Siebzigsten gemeinsam mit LOREENA MCKENNITT auf meine nächste „Best Of“-Reise gehen.

FAZIT: Ich möchte mich bei LOREENA MCKENNITT dafür entschuldigen, dass ich ihre Musik und meinen Geburtstag in einen Topf geworfen habe. Aber wer solch eine Frau und ihre Musik einmal für sich entdeckt, der wird eines Tages resümieren, dass vieles in seinem Leben daneben gegangen oder gescheitert ist, aber es sehr hilfreich war, eine musikalische Ehe mit dieser rothaarigen, geheimnisvollen Frau einzugehen, die einen mit ihrer himmlischen Stimme und musikalischen Tiefe immer wieder beweisen konnte, dass auf die wirklich schönen Dinge im Leben noch immer Verlass ist.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5950x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • The Mystic's Dream – Album Edit („The Mask And Mirror“ 1994)
  • Bonny Portmore („The Visit“ 1991)
  • The Bonny Swans – Album Edit („The Mask And Mirror“)
  • The Mummers' Dance – Single Remix („The Book Of Secrets“ 1997)
  • Down By The Sally Gardens („The Wind That Shakes The Barley“ 2010)
  • Stolen Child („Elemental“ 1985)
  • The Lady Of Shalott – Album Edit („The Visit“)
  • Marco Polo („The Book Of Secrets“)
  • Penelope's Song („An Ancient Muse“ 2006)
  • Huron 'Beltane' Fire Dance („Parallel Dreams“ 1989)
  • The Old Ways („The Visit“)
  • Dante's Prayer („The Book Of Secrets“)

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