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Iced Earth: Plagues Of Babylon (Review)
Artist: | Iced Earth |
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Album: | Plagues Of Babylon |
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Medium: | CD/CD+DVD/LP+CD/Download | |
Stil: | Power Metal |
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Label: | Century Media/EMI | |
Spieldauer: | 62:13 | |
Erschienen: | 03.01.2014 | |
Website: | [Link] |
Bitte beachtet auch unser ICED EARTH Massen-Review unter den Kolumnen!
ICED EARTH waren wohl noch nie so aktiv wie seit dem Einstieg von Sänger Stu Block und der Veröffentlichung von "Dystopia", weshalb der Nachfolger in einem engen Zeitrahmen zwischen diversen Konzertverpflichtungen eingespielt werden musste. Diese Aufnahmen und auch das Mixing erfolgten zudem erstmals nicht im vertrauten Rahmen, sondern in diversen deutschen Studios, da sich die Band aufgrund der Festivalsaison sowieso dort aufhielt und die neuen Songs zwischen Live-Auftritten proben konnte. Diese gänzlich gegensätzliche Vorgehensweise im Vergleich zu den Vorgängern hat deutliche Spuren auf "Plaques Of Babylon" hinterlassen: Nicht nur wirkt der Sound an sich wuchtiger, roher und lebendiger als zuletzt, sondern offensichtlich wurde die eigentliche Band diesmal stärker mit eingebunden (sicherlich nicht zuletzt der Situation und dem Zeitdruck geschuldet). Erstmals seit langem hat man nicht den Eindruck, einem am Schreibtisch ausgetüftelten und bis ins Detail von hauptsächlich einer Person produzierten Album zu lauschen, sondern einer Bandperformance. So können sich Bass und Schlagzeug immer wieder mit interessanten Details in den Vordergrund spielen und die Songs regelrecht "pushen". Und wo es auf den letzten Veröffentlichungen hauptsächlich nur Gitarrenharmonien und vereinzelte Soli gab (weil Mastermind Jon Schaffer eben keine Soli spielt), darf die Leadgitarre hier endlich wieder freier agieren.
Das Album beginnt mit einem aus sechs Songs bestehenden Konzept, das auch kompositorisch eine Steigerung zu den letzten Alben aufzeigt. ICED EARTH klingen hier wieder düsterer, teilweise auch Thrash-lastiger und weniger vorhersehbar. Gleichzeitig wird die dezente Epik und der Hang zu dramatischen Refrains der inhaltlich verbundenen "Something Wicked"-Phase wieder aufgegriffen. Trotzdem verliert die Band nie an Durchschlagskraft und klingt eher brachialer als zuletzt und keineswegs überproduziert. Diese sechs Songs wirken beim ersten Hören zunächst nicht so zugänglich, direkt und "leicht" wie das "Dystopia"-Material, wachsen jedoch unheimlich, wenn man ihnen einige Durchläufe gönnt. Atmosphärisch klingt hier alles wie aus einem Guss, verschwunden ist die positiv-rockige Ausrichtung des Vorgängers. Mit dem Titeltrack und "The Culling" gibt es zwei wuchtige, epische Nummern mit großen Melodien zu hören, und das ruppige "Democide" erinnert fast an die Frühphase der Band. "Among The Living Dead" wirkt zunächst ein wenig sperrig, aber eben auch nicht nach Schema F komponiert, wie so mancher Song der Vergangenheit. Stu Block kann sich noch weiter freischwimmen und wirkt oft gelöster und natürlicher als auf seinem Einstieg, wo einige Passagen etwas aufgesetzt und gezwungen wirkten. Besonders auf "Resistance" überzeugt er mit einer sehr eindringlichen Performance.
Den Druck des knappen Zeitplans haben ICED EARTH also tatsächlich positiv umgesetzt und sich in vielen Belangen gesteigert, zumindest was die erste Albumhälfte angeht. Leider entstand dabei im wahrsten Sinne des Wortes auch eine "B-Seite". Offensichtlich blieb zum Schluss nicht genug Zeit für das restliche Songwriting. Nachdem das Konzept mit dem sechsten Song, dem dramatischen "The End?", seinen passenden Abschluss gefunden hat (was immerhin einem 35-Minuten-Werk entspricht), wird das Album etwas lieb- und wahllos mit diversen, voneinander unabhängigen Tracks aufgefüllt. Dabei ist nicht einmal der fehlende lyrische Zusammenhang das Problem, sondern vor allem der atmosphärische Bruch und die mangelnde Qualität und Intensität im Vergleich zur ersten Hälfte. Fast hat man das Gefühl, hier seien zwei unabhängige EPs auf einer CD zusammengefasst worden: eine tolle Konzept-EP aus dem "Something Wicked"-Universum und eine zweite EP, die diverse B-Seiten, halbherzig ausgearbeitete Bonustracks und Cover-Versionen vereint. Es beginnt mit "If I Could See You", einer erneuten Auflage der typischen ICED-EARTH-Halbballade, der es jedoch an Dramatik, Tiefgang und Abwechslung mangelt. Die düstere, intensive Atmosphäre, die bis dahin das Album beherrscht, ist schon mit den ersten, eher bluesigen Akkorden dahin. Das folgende "Cthulhu" passt dann wiederum stilistisch noch am ehesten auf das Album und wirkt mit seinen IRON-MAIDEN-Einflüssen und einer etwas leichteren, direkteren Gangweise wie das Bindeglied zu "Dystopia". Dann kommt allerdings wieder sofort der Bruch mit dem bluesigen, rockigen "Peacemaker" und dem stumpfen "Parasite". Beide Nummern versuchen mit extrem simplen Riffs und wenig Dynamik zu überzeugen und klingen damit eher nach Cover-Versionen irgendwelcher Siebziger-Rock-Songs als nach ICED-EARTH-Eigenkompositionen. Passenderweise liefert man dann zum Abschluss tatsächlich noch zwei Cover: "Spirit Of The Times" stammt ursprünglich von Jon Schaffers Soloprojekt SONS OF LIBERTY, und mit "Highwayman" gibt es eine verrockte Country-Nummer mit prominenter Unterstützung (Russell Allen, Michael Poulsen). Beide Aufnahmen sind für sich genommen gar nicht schlecht (wenn auch relativ harmlos), haben aber als offizielle Albumtracks keine wirkliche Berechtigung.
FAZIT: Schade, ICED EARTH haben die Chance vertan, die überzeugenden ersten sechs Tracks auf "Plagues Of Babylon" zu einem vollständigen, stimmigen Album zu ergänzen. Das Potential war vorhanden, mindestens die letzten beiden Studiowerke locker zu übertreffen, wenn nicht noch mehr. Stattdessen wurden aufgrund von Zeitmangel Abstriche gemacht und unnötige Kompromisse eingegangen und die CD mit zweitklassigem und unpassendem Material aufgefüllt. Eine Bewertung fällt schwer: Ist es nun ein starkes, sehr kurzes Konzeptwerk mit mehr oder weniger überflüssigen Bonustracks oder ein zerrissenes Album? Für mich überwiegt trotzdem der positive Eindruck von etwa 41 Minuten neuer, packender ICED-EARTH-Musik (wenn man "Cthulhu" zum Sechs-Song-Konzept hinzurechnet). So reicht es noch zu 10 Punkten, obwohl eine einzelne Note natürlich in keiner Weise die zwei Seiten des Albums darstellen kann. Es wäre viel mehr möglich gewesen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Plagues Of Babylon
- Democide
- The Culling
- Among The Living Dead
- Resistance
- The End?
- If I Could See You
- Cthulhu
- Peacemaker
- Parasite
- Spirit Of The Times
- Highwayman
- Bass - Luke Appleton
- Gesang - Stu Block
- Gitarre - Jon Schaffer, Troy Seele
- Schlagzeug - Raphael Saini
- Framing Armageddon (Something Wicked Part 1) (2007) - 8/15 Punkten
- I Walk Among You (Single) (2008)
- The Crucible Of Man (Something Wicked Part 2) (2008) - 10/15 Punkten
- Dystopia (2011) - 11/15 Punkten
- Plagues Of Babylon (2014) - 10/15 Punkten
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