Bandname im CRO-MAGS-Stil, schlanke 28 Minuten Spielzeit, also alles typisch Hardcore bei DEAD MAN'S CHEST? Nicht ganz, denn zum einen kommen die Vier nicht aus einer amerikanischen Global City, sondern erzählen von den Schattenseiten ihrer Heimatstadt London. Zum anderen lassen sich auf "Negative Mental Attitude" schon beim zweiten Blick Anzeichen erkennen, die auf eine leicht variierte Zielsetzung in der musikalischen Ausrichtung hinweisen.

Songlängen von vier bis sechs Minuten sind dann doch nicht mehr so genretypisch, sollten aber eher als Chance denn als Sakrileg begriffen werden. DEAD MAN'S CHEST rumpeln nämlich zum Glück nicht über sechs Minuten in rasender Punk-Manier durch ihr Material, sondern setzen ihren Schwerpunkt auf tonnenschwere Groovemonster. Der etwas unübliche Ansatz offenbart dann auch gleich in 'Hateline', was Hardcore-Riffs alles können, wenn man ihnen nur ordentlich Platz zum Atmen lässt. Die hymnische Mitgrölqualität der Tonabfolgen beißt sich noch besser im Ohr fest und erhöht so deutlich die Halbwertszeit der Songs.

Damit einher geht auch, dass die Londoner näher am Metal wandeln als am Punk und deswegen öfter mal mit MOTÖRHEAD verglichen werden. Ich halte diesen Vergleich für etwas irreführend, kann die Idee dahinter aber nachvollziehen. Die Punkbeats sind deutlich zu hören, werden jedoch so in die Länge gezogen, dass sie fast schon sludgig tönen und an HATEBREED-lastigere KINGDOM OF SORROW erinnern. Zu den Highlights dieses Stils gehört das ultrafiese und heftige 'Left Alone', sowie das schon angesprochene 'Hateline'. Der Sound ist klasse und kann sogar den Bass vor den lauten Gitarrengewittern schützen.

Leider ist aber nicht alles goldig an "Negative Mental Attitude". Das semi-akustische Intro zu 'Left Alone' hätten DEAD MAN'S CHEST entweder ganz weg lassen oder als kurzes Zwischenspiel zum Verschnaufen nutzen sollen. In der jetzigen Form lässt sich das kurze Stück in keinerlei Zusammenhang mit dem dazugehörigen Song bringen. Außerdem zeigt der neue, löbliche Ansatz schnell Verschleißerscheinungen. Es fehlt dann doch manchmal der Kontrast, der nervöse Uptempo-Punk, um die 28 Minuten durchweg spannend zu halten. Nichtsdestotrotz weiß die Band zu gefallen und dürfte in der Lage sein, sich eine Fanbase zu erspielen. Für einen Liveabriss mit ordentlich Headbanging reichen die Songs allemal.

FAZIT: Wer seinen Hardcore schön metallig und groovig mag, der könnte mit "Negative Mental Attitude" glücklich werden. Das gedrosselte Tempo setzt die aggressiven Riffs in Szene und macht die Musik zerströrerisch und dreckig. Ich hätte mir etwas mehr Uptempo und Abwechslung gewünscht, die dann auch gerne in mehr als eine halbe Stunde Musik hätte münden dürfen.