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Mr. So & So: Truths, Lies & Half Lies (Review)

Artist:

Mr. So & So

Mr. So & So: Truths, Lies & Half Lies
Album:

Truths, Lies & Half Lies

Medium: Download/CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Just For Kicks
Spieldauer: 66:46
Erschienen: 28.06.2013
Website: [Link]

Sie wären eine von vielen britischen Bands im Fahrwasser der Neo-Prog-Welle in den Spätachtzigern, welchen es nur zu einer Fußnote in der Geschichte des Genres gereichte, hätten sie sich nicht reformiert und dieses Album eingespielt ... oder ist die Rückkehr von MR. SO & SO nur mehr vom gleichen Alten?

Nein, "Truths, Lies & Half Lies" zeugt von um Frische und Originalität bemühten Musikern, die mittlerweile weiter Ausschau halten als nur bis an den Rand einer Szene, die allzu gerne im eigenen Saft schmort. Sicherlich sind ihre neuen Stücke eindeutige Genre-Kost, aber eben auch mehr. MR. SO & SO verbinden gemischtgeschlechtlichen (Satz-)Gesang mit zuweilen regelrecht harschen Ausbrüchen, für die David Foster die Riff-Kelle schwingt. Im Zusammenhang mit den zu Beginn der Scheibe sehr eingängigen, fast poppigen Refrains ergibt sich ein konträres, umso interessanteres Bild, das durch die lesenswerten Lyrics zusätzliche Kanten aufweist.

Es geht um Karrieregeilheit ("Paperchase") oder Paranoia ("Apophis") und andere Zeitgeist-Krankheiten, die sich gelegentlich in SKYCLAD-würdigen Wortspielen andeuten ("Pandora's inbox") und umso zynischer verarbeitet werden, wodurch etwa die Piano-Ballade "Looking Glass" eine fiese Brechung aufweist. Der rote Faden des Albums mutet aber weniger verknotet an, wie man meinen könnte, als vielmehr schnurgerade, denn die aufwändigen Arrangements (pluckernde Synthesizer, Banjo) schließen bei kaum einem Stück eine bestechende Kompaktheit aus.

Heraus ragen neben dem hittigen Opener sowie dem düsteren Titeltrack auch einige der längeren Tracks der zweiten Hälfte, wobei "Jingo" und das allzu sachte "You're Coming Home" klanglich am weitesten in der Prog-Historie zurückreichen und vermutlich auch auf MR. SO & SOs Einstand von 1995 (!) stehen könnten. "Breathe" schrammt gar hart an gefälligem Kitsch, aber mit dem Groover "Time For Change" ist die Combo wieder obenauf. Es ist vielleicht der geradlinigste Song, dem mit "Compliance" ein dramatisch brodelnder Klagegesang mit Reprise zum Titelstück folgt, bevor die elf Minuten von "Please" praktisch zwei Kompositionen in einer darstellen, beide allerdings sehr liedhaft, aber etwas zu getragen oder behäbig, um das Album letztlich für eine breite Hörerschaft schmackhaft zu machen. MR. SO & SO bedürfen der Beschäftigung über mehrere Drehungen im CD-Player hinweg, gerade auch wegen der Texte, doch die Investition lohnt, wie der Selbsttest bewiesen hat.

FAZIT: "Truths, Lies & Half Lies" lässt sich schwerlich vergleichen, am ehesten vielleicht mit FROST* oder KINO, um aus der Nachbarschaft der Gruppe zu schöpfen. Die Ampersand-Fetischisten MR. SO & SO zeichnen sich durch modernen Progressive Rock mit härteren Elementen und inhaltlicher Sprengkraft aus, welche sie für die Jetztzeit relevant macht. Dass man sich die Kompositionen zum Ende des Albums hin erarbeiten muss, ist dabei Natur der Sache und spricht für die Band als erfrischender Quertreiber in einer selbstgefälligen Szene.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3409x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Paperchase
  • Apophis
  • Truths, Lies & Half Lies
  • House Of Dreams
  • Looking Glass
  • Jingo
  • You're Coming Home
  • Breathe
  • Time For Change
  • Compliance
  • Please

Besetzung:

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