Partner
Services
Statistiken
Wir
Miller Anderson: Bright City (1971) (Review)
Artist: | Miller Anderson |
|
Album: | Bright City (1971) |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Blues-Rock mit progressiven Anwandlungen |
|
Label: | M.I.G. Music | |
Spieldauer: | 45:51 | |
Erschienen: | 28.03.2013 | |
Website: | [Link] |
Auf den ersten Blick sagt einem der Name MILLER ANDERSON nicht sonderlich viel – auf den zweiten jedoch schnalzt der Bewunderer der 70er-Jahre-Musik-Ära begeistert mit der Zunge. Anderson ist ein absoluter Ausnahmegitarrist, der in den 70ern so einige Duftmarken hinterließ und bei Bands oder Musikern wie T. REX, der SPENCER DAVIS GROUP, DONOVAN, MOUNTAIN, JON LORD, PETE YORK und der KEEF HARTLEY BAND mitwirkte. Und das ist nur eine kleine Auswahl all der Größen, die Anderson mit seinem Gitarrenspiel bereicherte. Hier allerdings geht es um sein Debüt-Album, das ursprünglich 1971 erschien und dank MIG-Music 2013 das remasterte und mit einem Bonustitel versehene Licht der High-Tech-Welt erblickt.
Bereits der erste Song von „Bright City“ mit fetter Orgel, starkem Gesang, tollen Harmonien und leichter Psyche-Schlagseite sowie einer göttliche Flöte, gespielt von LYN DOBSON, der auch schon SOFT MACHINE und MANFRED MANN mit seiner außergewöhnlichen Kunst, Anderen die Flötentöne beizubringen, beglückte, ist ein echter Hammer. Natürlich gehört auch die Blues-Gitarre von Anderson mit zu dem fantastischen Gesamteindruck, den dieser Fast-Siebenminüter hinterlässt. Manchmal kommt sogar dieses Gefühl auf, das wir immer beim Hören von „Dust In The Wind“ haben, nur dass hier die Violine durch eine Flöte ersetzt wird. So kann's gerne weitergehen!
Geht's leider nicht immer.
„The Age Of Progress“ rückt dann allerdings in die gefährliche Nähe von „Jealous Guy“ eines JOHN LENNON, dessen Song im gleichen Jahr auf seinem Album „Imagine“ erschien. Auch wenn Miller hier Funk-Elemente und Frauen-Chöre einbaut, bleibt ein unangenehmes G'schmäckel.
Blues-rockig darf dann „Nothing In This World“ das Tempo erhöhen, obwohl ich irgendwoher auch diese Klänge schon kenne, selbst wenn ich einfach nicht auf den Urheber komme, um mit den zwei folgenden Songs erstmal komplett ausgebremst zu werden.
„Bright City“ klingt wie eine herrliche MOODY BLUES-Ballade, die locker auf deren sagenumwobenen zweiten Album „Days Of Future Passed“ einen ehrenvollen Platz einnehmen könnte. Gleiches gilt auch für den folgenden Song „Grey Broken Morning“, der allerdings zu stark zwischen orchestralem Bombast-Streicher-Schmalz und melodramatischen, weiblichen Chorgesängen samt zuckersüßer Trompeteneinlagen sowie claydermanschen Piano-Passagen hin und her schwankt.
„High Tide, High Water“, eine Blues-Rock-Nummer, die unmittelbar darauf folgt, wirkt dann regelrecht wie ein Schock, der den noch zart schlummernden Träumer wachrüttelt. Außerdem steigt diese musikalische Blues-Flut nah an die 8-Minuten-Grenze und lebt natürlich von Millers Gitarre. Spätestens hier aber fragt man sich, warum dieses Album musikalisch so zerklüftet wie ein Vulkan-Krater wirkt. Mal heiß Brodelndes, mal abgekühlte Asche, aber nie eine wirklich echte Eruption, die sich durchgängig breit macht. Dass dieser Song am Ende auch noch ausgeblendet wird, bestätigt diesen Eindruck nur zusätzlich.
„Shadows 'cross My Wall“ greift dann wieder den gelungenen Anfang von „Bright City“ auf – mit gefühlvollem Gesang und beinahe hypnotisch wirkender Flöte und einem leichten Hang zur indischen Musikkultur. Ein tolles Ende für ein insgesamt nicht ganz so tolles Album.
Aber da wäre dann noch der Bonustitel, der sage und schreibe beinahe 40 Jahre später live in der Bonner „Harmonie“, am 19. März 2010, eingespielt wurde und sich dem längsten Stück auf „Bright City“ widmet. Diesmal auf 10 Minuten gebracht und ordentlich beendet, ist es beinahe noch besser als das 71er Original. Ein grandioses Finale – und zugleich ein Bonus-Track, der ein insgesamt nur mittelmäßiges Album am Ende tatsächlich noch etwas aufwertet.
FAZIT: Mal wieder gebührt MIG die große Ehre, dass sie längst vergessene Musikschätze ausgraben und dem „gemeinen Musikliebhaber“ auch noch digital überarbeitet für einen erschwinglichen Preis zur Verfügung stellen. Die Original-“Bright City“-LP habe ich für unglaubliche 140 Euronen im Netz entdeckt, darunter war nichts zu machen. Diese 71er-Scheibe ist es echt wert, wiederentdeckt zu werden, selbst wenn sie neben einigen Blues-Höhenflügen auch ein paar Schmacht-Abstürze enthält.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Alice Mercy (To Whom It May Concern)
- The Age Of Progress
- Nothing In This World
- Bright City
- Grey Broken Morning
- High Tide, High Water
- Shadows 'cross My Wall
- High Tide, High Water - Live (Bonustrack)
- Bass - Gary Thain
- Gesang - Miller Anderson
- Gitarre - Miller Anderson, Neil Hubbard
- Keys - Peter Dines, Mick Weaver
- Schlagzeug - Eric Dillon
- Sonstige - Lyn Dobson (Flöte), Harold Beckett (Flügelhorn), Madeline Bell & Tracy Miller (Background Vocals), Kris Gray (Bass auf Bonustrack), Frank Tischer (Keys auf Bonustrack), Tommy Fischer (Drums auf Bonustrack)
- From Lizard Rock! (2009)
- Bright City (1971) (2013) - 10/15 Punkten
- Collectors Premium: Bluesheart & Chameleon (2016)
-
keine Interviews