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Berlin Architecture: Blue (Review)
Artist: | Berlin Architecture |
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Album: | Blue |
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Medium: | CD | |
Stil: | Eine Hommage an den welligen 80er-Jahre-Pop |
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Label: | Berlin Architecture | |
Spieldauer: | 60:44 | |
Erschienen: | 26.02.2013 | |
Website: | [Link] |
Architektur und Kunst liegen verdammt nah beieinander – noch näher aber scheint sich richtig anspruchsvolle Musik mit Architektur zu vereinbaren. So war das schon bei PINK FLOYD, als sich Waters, Wright und Mason 1964 beim Architekturstudium begegneten, einem Jahr, das den Anfang für eine psychedelische Musiklegende und zugleich für den ersten Schrei des Verfassers dieser Zeilen darstellte. Und irgendwann verfiel dieser schreiende, in Ostwindeln scheißende Mauer-Junge den Ton- und Klang-Architekten vollkommen und begann ein architektonisch nicht gerade beeindruckendes und zugleich extrem schreckliches Bauwerk zu hassen, das Berlin und Deutschland Ost und West voneinander trennte. Diese architektonische „Meisterleistung“ ist zum Glück gefallen – doch in Berlin gibt es dafür ein paar neue Musik-Architekten: BERLIN ARCHITECTURE.
Hinter diesem Begriff verbergen sich nicht etwa ein paar neue Mauer-Anbeter, sondern leidenschaftliche Musiker, die ein eigenes Label gleichen Namens gründeten und mit „Blue“ ihr zweites Album vorlegen. Ihr Erstling „2020“ kam auf unseren Seiten nicht ganz so gut weg, auch wenn unser Chris P. von liebevollen Kompositionen sprach, aber der Scheibe gleichermaßen eine „nervös machende Drögheit“ bescheinigte.
Ja – und was soll ich nun dazu sagen oder schreiben?
Zweierlei – die liebevollen Kompositionen sind geblieben, die nervös machende Drögheit jedoch ist noch immer nicht gänzlich verschwunden, aber in den gelungensten Momenten durch herrlich anmutende Stimmungs- und Klangwechsel ersetzt worden. Akustische Balladen und Pop-Songs gibt es auf „Blue“ ebenso zu hören wie Electronics, die sogar auf „Umweltzone“, ein der Musiker-Heimatstadt Berlin gewidmeter Song, eindeutig KRAFTWERK imitieren, oder solistische Saxofonausflüge auf dem Titelsong. Eine reizvolle Mischung, der leider noch immer der Reiz einer wirklich gelungenen Vokalleistung fehlt. Zwar hat die Stimme von HANS HEIDENREICH durchaus Wiedererkennungswert, aber sie wirkt doch recht dünn und glatt. Volumen und etwas Kratzen oder Tiefe fehlen einfach. Ein JOE COCKER oder TOM WAITS gibt’s eben nicht alle Tage zu hören, aber in Berlin müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht für ein Musiker-Label auch einen Sänger findet, der ein bisschen „rotziger“ klingt und BERLIN ARCHITECTURE noch etwas mehr Schliff verpasst.
Aber es gibt auf „Blue“ auch einen nostalgischen Blick zurück auf die erste CD. Mit „Japanese Girl“ und „Celebrities“ befinden sich zwei Remixe, abgemischt vom befreundeten Produzenten BJ SCHWEINLIN, die in ein modernes, elektronisch aufgepepptes Musik-Outfit gekleidet wurden, ohne allerdings den Techno-Verdacht aufkommen zu lassen. Dafür klingen sie einfach viel zu ruhig und entspannt. Eben ähnlich wie das komplette Album, dem auf Dauer jegliche Dynamik etwas abgeht.
„Lucifer's Tears“ lebt von einem herrlichen Saxofon, das den Hörer gefangen nimmt, aber die Musik schleppt sich zu sehr dahin. „The Eighties“ klingt nach 80er-Jahre-Sythi-Pop mit angezogener Handbremse, so als würden CAMOUFLAGE den Versuch unternehmen, unbedingt auf einem Kuschelrock-Sampler unterzukommen. Genau in der Mitte des Albums, bei „Hope“, wird dann endgültig klar, dass die eigentliche Stärke von „Blue“ in diesem sehr oft nach Bar-Jazz-Lounge klingenden Saxofon liegt, welches CHRISTOPH SINNEN gefühlvoll und leidenschaftlich bedient, während MEZZOFORTE grüßen lassen. Mehr Saxofon und weniger Gesang – das wäre schon eine gelungene Alternative für einen noch besseren Nachfolger von „Blue“.
Abschließend soll aber auf keinen Fall unterschlagen werden, dass es sich bei BERLIN ARCHITECTURE nicht nur um gute Musiker, sondern auch ein paar Leseratten bzw. Bücherwürmer handelt, die besonders den in Finnland lebenden amerikanischen Autoren JAMES THOMPSON und seine Krimis mögen. Er inspirierte sie auch zu „Snow Angels“ und „Lucifer's Tears“, was Thompson nicht unbekannt blieb, weswegen er beide Songs gleich mit auf seine eigene Website übernahm.
Mit „Helsinki“ schließt sich dann ehrfurchtsvoll im besten KENNY G-Sinne mit einem Saxofon-Instrumental der „Blue“-Kreis. Ein gelungener Schluss eines nicht durchgängig gelungenen Albums.
FAZIT: Berlin hat endlich keine Mauer-, dafür aber Musik-Architekten, die höchstens ein paar synthetische Klang-Wände aufbauen, welche große Erinnerungen an die musikalisch leider sehr arme Zeit der 80er-Jahre mit den unmöglichsten Wellenbewegungen wachrufen. Großer Vorteil dieses in erster Linie Pop-Albums ist das tolle Saxofon. Der große Nachteil dagegen ist, dass dieses Blasinstrument viel zu selten und der Gesang viel zu oft erklingt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Snow Angels
- Blue
- Japanese Girl (Remix by BJ Schweinlin)
- Crazy Heart
- Lucifer's Tears
- The Eighties
- Hope
- Your Dimension
- Umweltzone
- Celebrities (Dream Sequence Remix by BJ Schweinlin)
- Behind Closed Doors
- My Secret Alphabet
- Helsinki
- Bass - Hans Heidenreich, Christoph Sinnen
- Gesang - Hans Heidenreich
- Gitarre - Christoph Sinnen
- Keys - Dieter Schweinlin
- Schlagzeug - Andy Poppenberg
- Sonstige - Christoph Sinnen (Saxofone)
Interviews:
-
keine Interviews