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Atlantean Kodex: The White Goddess (Review)

Artist:

Atlantean Kodex

Atlantean Kodex: The White Goddess
Album:

The White Goddess

Medium: CD/LP
Stil:

Epic Metal

Label: Cruz Del Sur
Spieldauer: 55:55
Erschienen: 04.10.2013
Website: [Link]

Bitte beachtet auch unser ATLANTEAN KODEX Massen-Review unter den Kolumnen!

Mehr. Wollte man mit einem Wort ausdrücken, wo der Unterschied zwischen dem famosen ATLANTEAN KODEX-Debüt "The Golden Bough" und dem Zweitwerk "The White Goddess" liegt, wäre es dieses Wort: Mehr. Mehr Melodien, mehr Weite, mehr Gitarren, mehr Intermezzi, mehr Spoken-Words-Parts, mehr Epik, mehr Metal, mehr Paukenschläge, mehr Abwechslung, mehr Meeresrauschen, mehr… von allem. Wo insbesondere die "Pnakotic Demos" und auch der offizielle Erstling noch in geringerem Umfang mit einem latent kauzigen Unterton aufwartete, ist auf "The White Goddess" nur noch schiere Perfektion zu vernehmen – und das ohne auch nur den geringsten negativen Unterton in diese Einschätzung einfließen zu lassen.

Drei musikalische Überleitungen sorgen dafür, dass die fünf Songs verbunden werden und so das Album von vorne bis hinten wie aus einem Guss klingt. Bei vielen Alben wären solche Zwischenspiele schnell Skipkandidaten. Nicht auf "The White Goddess", wo die eröffnenden "Trumpets Of Doggerland" ebenso unverzichtbar dazugehören wie der "Bilwis" und der "Untergang der Stadt Passau". Diese drei Zwischenspiele verdeutlichen, dass ATLANTEAN KODEX in ihrer ganz eigenen Liga spielen. In einer Liga, in der man sich nicht nur jegliche Zeit bis zur Veröffentlichung eines neuen Albums nimmt, sondern auch auf dem Album ihrer Musik jegliche Zeit einräumt, die sie verdient.

Überhaupt, "eigene Liga". Wer will angesichts der epochalen und monströsen Erhabenheit dieses Albums allen Ernstes daran zweifeln, dass der bajuwarische Sturkopf Manuel Trummer und seine Mitstreiter in einer ganz eigenen Liga spielen? Eine Liga, der einst eine Band wie MANOWAR angehörte, lange bevor sie ihr stolzes Schwert des wahren Epic Metals durch die Verlockungen des dumpfbackigen Proletenrocks rostig und wirkungslos werden ließen. Eine Liga, in der ein ebenfalls sturer Querkopf wie Quorthon die gehirnsprengende Schönheit der skandinavischen Weite in musikalische Hymnen für die Ewigkeit vertonte, aus einer Zeit, in der Viking Metal noch nicht gleichbedeutend mit promillegeschwängerten Saufliedern und Accessoires aus dem EMP-Katalog gleichzusetzen war, in der Pagan Metal noch Inhalte vermittelte und nicht Image. Abgekürzt: "The White Goddess" klingt musikalisch wie aus einer Zeit, in der tatsächlich noch vieles besser war, aber es klingt so, wie ein Album klingen muss, das im Jahr 2013 aufgenommen wurde.

Der Einstieg mit "Sol Invictus" zeigt die Band von einer überraschend harten Seite, massive, keinen Widerspruch duldende Gitarrenriffs weisen den Weg zu einem Refrain, der sich auf Monate im Kopf einnisten wird; der Weg dorthin führt über eine Bridge monumentalen Ausmaßes und einen höchst abwechslungsreich gestalteten Pfad.

"Heresiarch" ist schwer, zeigt im Gitarrenbereich eine geradezu garstige Fratze, die mancher Death- und Black-Metal-Combo zum Ruhm gereichen würde. Der langsam walzende Song, der ganz in der Tradition alter MANOWAR-Schleppkähne gehalten ist, setzt aber gekonnte Kontrastpunkte zu den heftigen Riffs: Hammondorgeln und akustische Parts zeugen von einer absolut selbstsicheren Band, die ganz genau weiß, dass sie sich keinesfalls auf Schema F verlassen muss, um einen ins Bandkonzept passenden Song zu schreiben, der abschließende Part mit seinem mehrstimmigen Gesang klopft bereits jetzt an der Tür des Brockhaus-Verlags, um eine Aufnahme im Gesamtwerk unter dem Stichwort "Epik" zu finden. Vorgetragen wird der Wunsch von Sänger Markus Becker, der von allen Protagonisten den größten Sprung gemacht hat. Nein, er ist immer noch kein Eric Adams (dessen Lachen übrigens zwei Sekunden lang auf "White Goddess Unveiled" zu hören ist, womit "The White Goddess" ganz nebenbei auch noch zum besten Album mit Eric-Adams-Beteiligung seit fast 30 Jahren aufsteigt), aber seine eher folkig angehauchte Stimme hat spürbar an Sicherheit und Variabilität gewonnen, was den Facettenreichtum des Albums nochmals deutlich vergrößert.

"Twelve Stars And An Azure Gown" ist anschließend ein Melodien-Overkill. Was insbesondere das Gitarrenduo Trummer und Koch auf die Hörerschaft loslässt, ist hochemotional und scheint kaum von dieser Welt zu sein. Bei aller Melodiosität schafft es die Band dennoch, ihre urtpyische Heavyness einfließen zu lassen.

Was war doch gleich das Stichwort – ach ja: "Nicht von dieser Welt". Womit wir schon mitten in "Enthroned In Clouds And Fire" wären, dem Höhepunkt auf "The White Goddess". Also dem Gipfelkreuz auf dem Mount Everest, der von vier weiteren Achttausendern eingerahmt wird. Eine Hommage an BATHORY, wie es sie in punkto Erhabenheit, Intensität und Epik noch nie – Achtung, Wiederholung: noch nie! – gegeben hat. Scheinbar mühelos gelingt hier der Spagat aus mitreißender Härte und monströser Melancholie, der Song ist die vertonte Endzeitstimmung, die in einem Refrain gipfelt, der zweifellos der bisherige Höhepunkt des Kodexschen Schaffens ist und der einen Zustand im Körper auslöst, der mit "Gänsehaut" so untertrieben wiedergegeben wäre, als würde man einen tosenden Ozeansturm mit "nass" umschreiben.

Elfeinhalb Minuten verbleiben noch, und wer denkt, dass mit "Enthroned in Clouds And Fire" das Pulver verschossen ist, der irrt natürlich auf grandiose Art und Weise. "White Goddess Unveiled" ist ein Song, der ganz klassische AK-Gitarrenharmonien und Gesangsmelodien aufweist – und der den Hörer dennoch über die ganze Dauer an die Boxen oder die Kopfhörer fesselt. Und der bei aller melodischen Vertrautheit so viel rhythmische Abwechslung und unterschiedliche Stimmungsfarben besitzt, dass er auch nach fünfzigmaligem Hören nicht langweilig wird.

Natürlich, es wird sie geben, die Menschen, die – durch und durch typische Metalheads eben – "The Pnakotic Demos" weiterhin als Maß der Dinge sehen werden. Keine Frage, ebenso wie "The Golden Bough" war auch die Demo-Zusammenstellung ein Meisterstück des Epic Metals. Doch wer so viele Hördurchgänge hinter sich gebracht hat wie ich, der wird feststellen müssen: "The White Goddess" ist noch um ein vielfaches intensiver, melodischer, härter, epischer, mitreißender. Einfach: mehr.

FAZIT: "The Pnakotic Demos" war die Bachelor-Arbeit des Epic Metals, "The Golden Bough" der Master-Abschluss. "The White Goddess" ist schlicht und ergreifend das Referenzwerk, aus dem zukünftig Professoren werden zitieren müssen, wenn die Rede auf Epic Metal kommt. Alles andere als die Höchstwertung wäre angesichts dieses Albums ein Frevel.

Lothar Hausfeld (Info) (Review 13101x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 15 von 15 Punkten [?]
15 Punkte
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Tracklist:
  • Trumpets Of Doggerland (There Were Giants In The Earth In Those Days)
  • Sol Invictus (With Faith And Fire)
  • Bilwis (Sorcery And Witchcraft In Eastern Bavaria)
  • Heresiarch (Thousandfaced Moon)
  • Twelve Stars And An Azure Gown (An Anthem For Europa)
  • Der Untergang der Stadt Passau (Flaming Sword Of The Watcher)
  • Enthroned In Clouds And Fire (The Great Cleansing)
  • White Goddess Unveiled (Crown Of The Sephiroth)

Besetzung:

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Interviews:
Kommentare
Thomas
gepostet am: 23.09.2013

Das ist doch mal ein Wort: gespannt, was dann bald in der Post liegt
Thomas
gepostet am: 03.10.2013

User-Wertung:
14 Punkte

Schon hat die Post geliefert; nee lieber Lothar, da gibt's wirklich nix zu meckern, schade eigentlich. Eine rundum mehr als nur gelungene Angelegenheit. Von der "Dramaturgie" her fühlte ich mich stellenweise an "Southern Cross" von Stratovarius erinnert, bei eigenständiger Umsetzung selbstverständlich
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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