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Wrathchild America: 3-D (Review)

Artist:

Wrathchild America

Wrathchild America: 3-D
Album:

3-D

Medium: CD
Stil:

Post-Thrash

Label: Atlantic
Spieldauer: 58:17
Erschienen: 15.03.1991
Website: [Link]

Die 90er Jahre waren bekanntlich hartes Brot für den traditionellen Metal. Grunge und andere alternative Musikstile liefen etablierten Bands den Rang ab, worauf diese ganz unterschiedlich reagierten. Die einen hauten in den Sack, andere modifizierten ihren Stil marktgerecht, um auch ein paar Krümel vom Kuchen abzubekommen. Wieder andere brachen mit sämtlichen stilistischen Konventionen und kochten fortan ihr ganz eigenes Süppchen. In der Thrash-Schublade hatte das eine Unterkategorie zur Folge, die zuweilen als „Post-Thrash“ bezeichnet wurde. Vertreter dieser kleinen, aber überaus inspirierten und vielschichtigen Rotte waren etwa FORBIDDEN und CHANNEL ZERO mit ihren jeweils letzten beiden Alben, aber auch TESTAMENT auf „Low“, FLOTSAM AND JETSAM auf „Drift“ oder GRIP INC. Allen gemeinsam war die Anreicherung ihres Stils um im Thrash fremde Elemente wie Alternative Rock, Hardcore, Death Metal Elemente und auch sonst alles, dessen man habhaft konnte.

Eine gern vergessene Perle und einer der gewagtesten Crossover aus dieser Zeit ist das zweite Album von WRATHCHILD AMERICA. Gestartet als Thrash-Truppe mit bereits leicht rockigen Anklängen, drehte die Band auf „3-D“ so richtig durch.

Den Anfang macht mit „3-D Man“ ein flotter Thrasher mit schweinegeilem Hauptriff, in dem man sich sofort zu Hause fühlt. Doch wiegt einen der Opener in trügerischer Sicherheit, denn schon „Spy“, einer der stärksten Songs der Scheibe, kippt völlig unvorhersehbar Richtung Swing, Jazz und Big Band-Atmosphäre. Dies sind die Eckpunkte, zwischen denen „3-D“ sich bewegt: Thrash kombiniert mit worauf immer man gerade Bock hatte. Rhythmisch akzentuierte, mit viel Palm Mute und Stakkato gespielte Riffs, die (sich auch bei vielen anderen Bands abzeichnende) Herausnahme von Geschwindigkeit zugunsten von Groove und eine latente Melancholie nahmen bereits die Zukunft der Band als SOULS AT ZERO vorweg. Doch wo deren Debüt zwei Jahre später ein monolithischer, zähfließender, fieser Brocken Schwermut war, wird hier weiter munter drauflos experimentiert. „Draintime“ pendelt zwischen komplexem Riffing, zerbrechlichen Einschüben und eigentümlicher Melodik, „Surrounded By Idiots“ spricht einem aus der Seele, „What’s Your Pleasure“ punktet mit seinem Wechsel aus Thrash-Hektik und Rock’n’Roll und der Rausschmeißer „I Ain’t Drunk, I’m Just Drinkin‘“ ist nicht nur textlich überaus putzig, er ist auch ein lupenreiner Bluessong. Jedes Stück beinhaltet seine ganz eigenen Schlenker, weshalb man das Album auch schwer beschreiben kann, ohne es Song für Song auseinander zu nehmen. Am besten, man erlebt es einfach.

Bei all dem technisch anspruchsvollen, kreativen Höhenflug kommt der Band ihr handwerkliches Talent zugute, das jedes Experiment auch spielerisch auf den Punkt bringt. Nicht umsonst hat beispielsweise Shannon Larkin mittlerweile bei UGLY KID JOE, GODSMACK und in einer Live-Besetzung von BLACK SABBATH gespielt.

Brad Divens schließlich trägt mit seiner kratzigen, aber stets melodischen Stimme und seinem eindringlichen Stil ein Übriges zum Genuss dieser von Alex Perialas exzellent produzierten Scheibe bei.

FAZIT: „3-D“ ist ein leider ziemlich vergessenes, kleines Meisterwerk, das vor allem für Leute interessant sein dürfte, die an Eigenständigkeit und Originalität in Verbindung mit tollen Songs interessiert – und damit am Gros der heutigen Thrasher desinteressiert – sind. Wer Derartiges als Verrat an der reinen Lehre begreift, dürfte hiervon allerdings Kopfschmerzen bekommen. Das soll es ja geben, sonst wären die genannten Bands für ihren Mut damals nicht kollektiv auf die Schnauze gefallen.

Hendrik Lukas (Info) (Review 5900x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • 3-D Man
  • Spy
  • Gentleman Death
  • Forever Alone
  • Draintime
  • Surrounded By Idiots
  • Desert Grins
  • What's Your Pleasure?
  • Prego
  • Another Nameless Face
  • //
  • I Ain't Drunk, I'm Just Drinkin'

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

  • 3-D (1991) - 13/15 Punkten
Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Andreas
gepostet am: 15.03.2012

Ich sag es noch einmal: Wir zwei sollten eine Band gründen :)
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 16.03.2012

Ich hab neulich mal wieder meine Gitarre in die Hand genommen. Ich kann nur noch Punk :)
Andreas
gepostet am: 16.03.2012

Egal. Ich bin auch nicht mehr auf Spiral-Architect-Niveau :)
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 16.03.2012

Da müsste man dann aber sowas wie frühe Pitch Shifter machen. Ich hab mir nach jahrelangem Nerv in meiner letzten irgendwann Band geschworen, nie wieder einen Schlagzeuger zu suchen. Die ham alle einen anner Murmel...
Andreas
gepostet am: 16.03.2012

Meine Rede! Menschen, die mit Musikern abhängen, heißen Drummer.
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 16.03.2012

Ja. Wer dicke Finger hat, grobmotorisch ist, nicht singen kann und einen an der Waffel hat, kriegt n paar Pötte und zwei Stöckchen in die Hand :)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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