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Suzanne Vega: Close-Up Vol. 4 – Songs Of Family (Review)

Artist:

Suzanne Vega

Suzanne Vega: Close-Up Vol. 4 – Songs Of Family
Album:

Close-Up Vol. 4 – Songs Of Family

Medium: CD
Stil:

Die wohl privateste Song-Sammlung eines unfreiwilligen "Welt-Stars"!

Label: Cooking Vinyl
Spieldauer: 47:44
Erschienen: 21.09.2012
Website: [Link]

Über die Musikerin SUZANNE VEGA viele Worte zu verlieren, hieße im Grunde „Eulen nach Athen zu tragen“. Spätestens nach ihrem unfreiwilligen Welthit „Luka“ kam man in keiner Radiostation mehr an ihr vorbei. Dabei war dieser Song über einen neunjährigen Jungen, der sich bei einer Frau, die unter ihm wohnte, dafür entschuldigte, dass es manchmal etwas laut ist, weil er in der Wohnung über ihr von seinem Vater so oft verprügelt (oder wie's scheint, sogar von seinen Eltern missbraucht) wird, an textlicher Dramatik kaum zu überbieten.

Doch in ihrem wohl persönlichsten Album, welches es in dieser Art jemals von der Musikerin gab, geht es nicht um „Luka“, sondern ausschließlich um Suzanne. 14 Titel, die regelrechtes Seelen-Striptease betreiben. Ausschließlich neue oder bereits bekannte Lieder, die sich um ihre Familie drehen – und Erlebnisse, die sie sogar in eine tiefe Identitätskrise stürzten, als sie beispielsweise 1968 im Alter von neun Jahren erfahren musste, dass ihr Vater, ein Puertorikaner, nicht ihr leiblicher Vater war. Suzanne, die sich bis dahin immer als halbe Lateinamerikanerin verstanden hatte, war plötzlich aus biologischer Sicht nur noch weiß. Diese Erkenntnis schockte sie und erschütterte ihr persönliches Familien-Weltbild, in dem sie sich immer als latein/amerikanisches Halbblut gesehen hatte. Mit schonungsloser Offenheit verarbeitet sie diesen „Schock“ auf dem letzten Song von „Close-Up Vol. 4“ - „Daddy Is White“!

Im etwas sporadisch gestalteten, aber sehr informativen Digi-Pack, samt Booklet mit allen Texten, meldet sich die Vega aufklärerisch zu Wort und stellt klar: „Dies sind Familien-Lieder, wie es der Titel eindeutig zum Ausdruck bringt. Egal, ob es um meine Onkels oder Ex-Ehemänner geht. Allerdings bedürfen einige meiner Lieder doch einer Erklärung.“

Und so erklärt uns die auf „Close-Up 4 – Songs Of Family“ sehr nachdenklich-ruhige und fast ausschließlich akustisch klingende Liedermacherin ihre Welt, in der es um die Menschen geht, die deutliche Spuren in ihrem Leben hinterließen. Und da mich ihre Zeilen wirklich beeindruckten, will ich diese in gekürzter Form dem geneigten Leser hier nicht vorenthalten.

„Blood Sings“ erinnert an Vegas Onkel, den sie zwar niemals getroffen hat, der sie aber beim Betrachten von Fotos sehr neugierig machte, weil er ihr darauf sehr ähnlich sieht.
In „Pilgrimage“ geht es um die erste Begegnung mit ihrem leiblichen (weißen) Vater und die lange Suche nach ihm, die der Begegnung vorausging.
Ihrer Tochter Ruby ist „Before Columbus“ gewidmet, wobei Suzanne von einer Illustration aus einem alten Lehrbuch inspiriert wurde.
„Silver Lady“ wiederum war der zweite Song, den unsere später so erfolgreiche Liedermacherin noch als Teenager für ihre Mutter schrieb und der zugleich etwas mit dem Tod ihres Großvaters, der wohl ertrunken ist, zu tun hatte.
Auch ihren allerersten Song gibt’s zu hören. „Brother Mine“, den sie im stolzen Alter von 14 Jahren für ihren Bruder Matthew verfasste.
Ihr Bruder Tim kommt natürlich ebenfalls nicht zu kurz und wurde in „Ludlow Street“ verewigt.

Allen Liedern ist trotz ihrer in den leisen Tönen schwelgenden Schönheit zugleich immer wieder die Komplexität der wunderbaren Kompositionen anzuhören. Manchmal reicht eben doch eine akustische Gitarre, eine charismatische Stimme und das Gefühl für Songs, die zu Herzen gehen, um einfach nur ein schönes und zugleich melancholisches Album der Extraklasse, das nach keinerlei Hits schielt, zum ewigen Leben zu erwecken.

FAZIT: Die meisten von uns konservieren und bannen ihr Erinnerungen auf Fotos und Filmen, die ihnen unglaublich wichtig sind, weil darauf ihr Leben zu sehen ist und damit für alle Ewigkeit erhalten bleibt. SUZANNE VEGA dagegen hat die wundervolle Gabe, musikalisch wie textlich, zu den Fotos und Filmen noch wundervolle Lieder hinzuzufügen. Ein musikalisches Zeitdokument für die Ewigkeit der SUZANNE VEGA, an der sie uns Hörer teilhaben lässt. Und ich werde mich hüten, dieses zutiefst persönliche, poetische Musik-Tagebuch mit einem schnöden, statistischen Wert wie einer Punktzahl zu bewerten!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3171x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Rosemary
  • Honeymoon Suite
  • World Before Columbus
  • As You Are Now
  • Soap And Water
  • Widow's Walk
  • Blood Sings
  • Bad Wisdom
  • Ludlow Street
  • Tired Of Sleeping
  • Pilgrimage
  • Brother Mine
  • The Silver Lady
  • Daddy Is White

Besetzung:

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