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Overhead: Of Sun And Moon (Review)

Artist:

Overhead

Overhead: Of Sun And Moon
Album:

Of Sun And Moon

Medium: CD
Stil:

Progressiver Rock zwischen Himmel und Erde, Sonne und Mond, Tag und Nacht

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 48:46
Erschienen: 06.06.2012
Website: [Link]

Mann oder auch Frau sollten vor dem Hören dieses durchweg ungewöhnlichen Albums vorher schon mal „die Brille aufhaben“ - und zwar die mit den blauen und roten Gläsern - denn sonst würden ihnen im Vorfeld die gigantischen 3-D-Bilder entgehen, die das Cover von OVERHEADs „Of Sun And Moon“ gestalten. Ein bisschen Mitdenken setzen die Finnen dabei natürlich voraus, denn nicht ein Hinweis oder Tipp bzw. eine 3-D-Brille ist diesbezüglich in/auf dem Album zu finden. Aber OVERHEAD-Hörer waren ja schon immer ein bisschen heller und weiter als die Masse der Mainstream-Musik-Konsumenten. Und wer trotz meiner Behauptung vielleicht dieses kleine Detail doch übersehen haben sollte, der muss unbedingt erst einmal zur Brille greifen, bevor er hier weiterliest. Denn mit einem Mal eröffnen sich ihm so vielfältige (Alb-)Traumlandschaften in ihrer plastischen Schönheit, dass sie einen in ihren unmittelbaren optischen Bann ziehen. (Wer ab hier wirklich nicht mehr weiter lesen sollte, der möchte doch bitte unbedingt auf das "Wichtige PS" am Ende der Kritik schauen!!!)

Danach also lege man die CD in seinen Player und lasse sich in einen anderen Bann ziehen – und zwar in den akustischen, der genauso tiefgründig, unmittelbar und überdimensional ist wie die Inhalte der geheimnisvollen Covergestaltung.

OVERHEAD wären wohl niemals OVERHEAD, wenn sie nicht von Album zu Album mit mindestens ein paar Überraschungen aufwarten würden.

Die erste Überraschung ist schon mal, dass dieses Album Nummer vier nicht drei Jahre zum Vorgänger aufweist, sondern vier. Die Kette reißt – oder bekommt ein neues Bindeglied: 2002 (Zumanthum) – 2005 (Metaepitome) – 2008 (And We're Not Here After All) – 2012!

Die zweite viel größere Überraschung auf diesem Album ist aber die Musik. Es kracht, metalt, brachialt, flötet, plätschert, poppt (Bitte nicht die sexuell ausgerichtete Deutung hineininterpretieren!), progt, jazzt und mainstreamt. Doch nicht nur das – alles, was ich hier so nach dem x-ten Hördurchgang an Eindrücken zusammengetragen habe, wird in einen Rahmen eingefügt, der ein beeindruckendes Bild musikalischer Farbvielfalt, mit Schwerpunkt auf progressiver Härte, entstehen lässt. So einzigartig wie diese finnische Musik-Definition klingt, gibt sie einem kaum eine Chance, wirkliche Vergleiche zu ziehen, außer vielleicht PAIN OF SALVATION (Die musikalische Breite betreffend!) – aber das war's dann auch wirklich schon!

Darum hier mein Erlebnis beim Hören von „Of Sun And Moon“!

Siebzehnsekündiges Erschrecken nach dem Drücken der Play-Taste.
Metallische, brachial harte Gitarren eröffnen „Lost Inside 2“. Haben sich die jungen Finnen, die immer und überall dieser seltsamen Schublade „New Art Rock“ zugeteilt wurden, etwa dem Metal verschrieben? Bitte nicht!
Sekunde 18 gibt Entwarnung – ein Piano trifft auf zarten Gesang.
Puhhh, kein Metal-Gau. Doch halt.
Sekunde 49 hämmert wieder brachial drauflos mit genau den gleichen Gitarrenriffs.
Also bitte, wo bin ich denn hier gelandet?
Okay, okay – nach 1:03 Minuten beruhigt sich alles wieder, nach 1:45 Minuten wird’s sogar etwas psychedelisch und in diesem rasenden Tempo der wilden lauten und leisen Wechsel setzt sich „Of Sun And Moon“ die ganzen beinahe 50 Minuten fort.
Sonne und Mond, sind nicht nur am Himmelszelt von extremen Gegensätzen geprägt, sondern auch auf einem runden Silberling, der die musikalische Sternstunde dieser Himmelskörper in ihrer gesamten Gegensätzlichkeit erklingen lässt.

Ähnlich wie bei „Lost Inside 2“ könnte ich nun versuchen, die anderen Songs zu beschreiben und würde wohl beinahe im Sekundentakt daran scheitern. Zu viel passiert – das muss man hören und kann es nicht einfach in eine Computertastatur hämmern. Darum sind hier der Worte schon fast zu viel gewechselt, lasset uns nun die Noten hören. Allerdings hatte ich nach dem wohl 11. oder 12. Durchlauf noch ein paar Besonderheiten entdeckt, die ich noch unbedingt loswerden will:

In „Grotte“ dominiert die E-Gitarre der Marke VAI oder SATRIANI und die Flöte der Marke TULL – natürlich in einer Kombination, wie sie zuvor noch nie die Trommelfelle irgendwelcher Hörer beglückte.

„Last Broadcast“ beginnt wie FLOYD, die auf einen Pfeifer (Also wirklich den, der mit gespitztem Mund und feinem Gebläse Töne zu erzeugen versucht!) treffen, um gemeinsam eine todtraurige Ballade über gebrochene Herzen zu intonieren, bis ihre Trauer tatsächlich von aggressivem Geflöte, fetten Bässen, hämmerndem Schlagzeug und grölendem Gesang hinweggefegt wird.

„Alive“ täuscht uns anfangs einen feinen Pop-Song vor, der urplötzlich von einer Metal-Gitarre abgewürgt wird, die dann einer Flöte weicht. Seltsam, seltsam – schwer zu glauben … sowas muss man einfach mal gehört haben. Zu beschreiben ist das wirklich kaum!

„Angels And Demons“ donnert mit extrem pompösen Bombast der Marke QUEENs „Bohemian's Rhapsody“ bzw. „Flash Gordon“ um sich, um dann mit einem Haufen vertrackter elektronischer Spielereien, seltsamen Sound-Schnipseln, Metal-Gitarren, (natürlich) Flöten, aber auch Filmmusik-Rhythmen im James-Bond-Stil, gepaart mit ein paar Reggae-Anleihen, das grandiose Finale anzustimmen.

Ein Album voller Gegensätze – genauso wie Sonne und Mond oder Tag und Nacht!

FAZIT: Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass nicht nur das Cover einen 3-D-Einblick gibt, sondern auch die Musik ein völlig neues 3-D-Hören heraufbeschwört. Doch bitte … Wo gibt’s die Hörgeräte für diese Musik?! 3-D für die Ohren, made in Finnland!

Wichtiges PS:
Unmittelbar nach Veröffentlichung dieser Kritik, bei der aus meiner Sicht ganz besonders die Einleitung gelungen ist ;-o wurde ich von dem sehr umtriebigen Chef von Progressive Promotion Records, OLIVER WENZLER, kontaktiert, der mir mitteilte, dass aus Versehen meiner Vorabversion des Albums keine 3-D-Brille beigelegt werden konnte. Alle offiziellen Bestellungen werden GARANTIERT MIT 3-D-BRILLE ausgeliefert. Also, wer das Album jetzt nicht bestellt, wo es zu dieser tollen Musik auch noch solches Gimmick gibt, der ist wirklich selber schuld und hat total die Brille auf!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7148x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Lost Inside 2
  • Berlin
  • An Afternoon Of Sun And Moon
  • Aftermath
  • Syriana
  • Grotte
  • Last Broadcast
  • Alive
  • Angels And Demons

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
DerThomas
gepostet am: 06.06.2012

User-Wertung:
12 Punkte

Die Finnen haben auch ein Herz für die nicht so coolen Checker und so liegt dem Album sehr wohl eine 3D-Brille bei, damit jeder in den Genuss der Coverbilder kommt.
toni
gepostet am: 07.06.2012

User-Wertung:
15 Punkte

für mich die cd des monats !
ev. auch des jahres ,warten wir mal ab.
für alle die musik nicht nur nebenbei hören,
ein absolutes muss.
einfach nur genial, danke overhead
Thomas
gepostet am: 07.10.2012

User-Wertung:
13 Punkte

Die 3D-Brille habe ich zwar nicht entdeckt, aber Overhead sind für mich eine eigene Spezies, seit ich sich deren Werk "Metaepitome" erstmals in meinen CD-Speiler verirrt hatte
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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