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Árstídir: Árstídir (Re-Release des 2009er Debüt-Albums) (Review)

Artist:

Árstídir

Árstídir: Árstídir (Re-Release des 2009er Debüt-Albums)
Album:

Árstídir (Re-Release des 2009er Debüt-Albums)

Medium: CD
Stil:

Isländischer Songwriter-Pop und Folk aus einer anderen Dimension

Label: Beste! Unterhaltung
Spieldauer: 42:29
Erschienen: 28.09.2012
Website: [Link]

„Es gibt Momente, da stellen sich die Weichen – und selten und selten von allein!“ Genau diese Worte sang Hansi Biebl, einer der bekanntesten Ost-Blues-Musiker, zu DDR-Zeiten!
In diesen Zeiten gab es damals noch ein System, das beispielsweise einer Petra die Kinder oder einem Thoralf das Leben nehmen wollte. Schließlich hatte man sich ja auch schuldig gemacht, denn man lebte nicht „systemkonform“, war ein Verbrecher, weil man die Freiheit liebte, zu leben versuchte und sogar dafür kämpfte. Ganz schöne Verbrecher waren wir damals – ja, damals eben. Diese Sehnsucht nach unendlicher Freiheit aber verliert man nicht so leicht, zumindest nicht, wenn man weiß, was es bedeutete, dafür kämpfen zu müssen. Anders sieht es manchmal mit den Erinnerungen aus. Sie verblassen. Das ist nicht immer gut, vor allem dann nicht, wenn sie am Ende ganz in Vergessenheit geraten. Doch es gibt zwei Mittel gegen dieses Vergessen. Beide wirken wie eine süchtig machende Pille, die sofort ins Blut geht und all das wieder weckt, was man nach und nach in sich begraben hat – nämlich Liebe & Musik!

Allerdings muss das ganz besondere Musik sein, genauso wie der Mensch, in den man sich plötzlich und unerwartet verliebt. Eben „Pillen“-Musik, die sofort wirkt und hoffentlich jede Menge Nebenwirkungen hinterlässt. Musik also, die einen bereits mit dem ersten Ton gefangen nimmt und bis zum letzten Ton nicht mehr loslässt. Die genau die Gefühle weckt, die man vor so langer Zeit hatte – Sehnsucht, Harmonie, Weite, gepaart mit der Leidenschaft und dem Glauben, alle Hindernisse, die einem dabei im Wege stehen, zu überwinden. Musik voller Schönheit aus einem Land voller Weite – und damit sind wir bei ÁRSTÍDIR aus Island angekommen, in der völligen musikalischen Freiheit, die alle Gefühle wiederbelebt, ganz besonders die verbotenen, die man früher hatte, als man noch in Unfreiheit lebte. Vielleicht glaubt man ja nicht an die wahre Liebe, aber wenn man „Árstídir“ hört, glaubt man zumindest, dass es sie gibt, selbst wenn man ihr noch nicht begegnet ist. Diese Musik aber ist der tonale (nicht tönerne) Weg in genau die richtige Richtung.

Männliche und weibliche Satzgesänge, die an Schönheit kaum zu übertreffen sind, akustische Gitarren und Bässe, Klavier und Orgel sowie ein Cello, das mit seinem warmen Klang jeden einzelnen Song zu einem beinahe klassischen Kunstwerk werden lässt. Nur ein Schlagzeug fehlt. Doch das ist gut so. Der Hörer schwebt regelrecht durch die Musik des Albums, geschlagene Rhythmen würden dabei stören – denn es ist die traumhafte Atmosphäre, wie aus einer Vogelperspektive beim Flug über Berge und Meer betrachtet, die uns gefangen nimmt. Kein Wunder, dass einem direkt vom Booklet, das sich hinter diesem Vogelfeder-Digi-Pack verbirgt, die Augen eines Seeadlers anblicken. Er nimmt uns mit auf seine Reise und schildert uns seine Eindrücke mithilfe dieser Musik.

Solche Musik zu beschreiben, ist kaum möglich: Romantisch? Traurig? Liebe- und geheimnisvoll? (Be)sinnlich? Verführerisch? Übernatürlich?

Wunderschön!
Dieses Adjektiv ist jedenfalls zu 100% zutreffend. Schon die Texte, mal englisch, mal isländisch gesungen, und die sich im Grunde alle in einer Zeile auf „Sunday Morning“ vereinen: „Wer kann wissen, welcher Weg für ihn der richtige ist?“, verzaubern. Über 40 Minuten lang beschreiten wir mit ÁRSTÍDIR diesen Weg gemeinsam und fühlen uns unglaublich wohl dabei. So viel Ruhe, so viel Schönheit kann wohl nur ein Seeadler im erhabenen Flug entdecken. Genau der Seeadler, der uns aus dem Booklet anblickt und seine Eindrücke auf dem Silberling, der ihn begleitet, verewigt hat. Haben wir tatsächlich den richtigen Weg gefunden?

Die ideale Musik für zwei Menschen, die sich kennenlernen und ihre Gefühle füreinander entdecken. Sich auf die Suche nach der Liebe begeben, die sie so bisher noch nie gefunden haben. Die vielleicht ganz isländisch oder schamanisch oder natürlich Alveda und Thorrin oder einfach nur Petra und Thoralf heißen. Und die sich in einem unfreien Land nie fanden, weil sie auf der Suche nach der Freiheit waren, in der auch ihre Liebe erst eine Chance bekommen konnte. Einer Freiheit voller Überraschungen eben. „Árstídir“ ist eine musikalische Liebeserklärung für alle, die noch auf der Suche sind. Hiermit habt ihr zumindest die ideale Musik dafür entdeckt!

FAZIT: Diese Kritik klingt wie eine Liebeserklärung. Sie ist eine – musikalisch und menschlich! Selten wurde ich von einem Album so gefangen genommen wie von diesem. Die wohl einzige Art von Gefangenschaft, die ich akzeptiere und mit höchster Punktzahl honoriere!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7459x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 15 von 15 Punkten [?]
15 Punkte
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Tracklist:
  • Ages
  • Heidin
  • Distance
  • Sunday Morning
  • Látum Okkur Sjá
  • Kill Us
  • You Just Have To Know Of Me
  • Vonarneisti
  • Næturylur
  • Sídasta Kvedjan

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Acuros
gepostet am: 05.11.2012

Danke für das Review, wirklich. Um nicht in einem Anfall von Befangenheit zu weit aus dem Fenster zu lehnen: Defenitiv eines der schönsten Alben, die ich je hörte. Wenn nicht das Schönste.

Aber eins steht fest: Wer beim ersten Lied bereits Widerwillen verspürt (oder gar einschläft), der kann wohl aufhören. Die Scheibe ist nicht experimentiell und bleibt ihrem Stil treu. Und das ist auch verdammt gut so!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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