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Alamaailman Vasarat: Valta (Review)

Artist:

Alamaailman Vasarat

Alamaailman Vasarat: Valta
Album:

Valta

Medium: CD
Stil:

Eine ungewöhnlich abgefahrene, progressive Liebeserklärung

Label: Nordic Notes
Spieldauer: 40:41
Erschienen: 25.05.2012
Website: [Link]

Sie erklingen wieder laut und deutlich – die „Hämmer aus der Unterwelt“ (ALAMAAILMAN VASARAT). Seit 15 Jahren hauen die Finnen nunmehr in nicht ganz regelmäßigem 3-Jahres-Takt eine CD nach der anderen raus und stellen die Ohren ihrer Hörer auf eine ungewöhnliche Probe, weil sie vorrangig mit Blas- und Streichinstrumenten dem progressiven Musikhimmel eine außergewöhnlich Färbung verleihen.

Humpa-Humpa-Takte, jüdischer Klezmer, Folk, Kirmesmucke, Jazz, Worldmusic sowie der komplette Verzicht auf akustische oder elektrische Gitarren und Gesang brauen hier einen Trank zusammen, den ein Obelix über seine Ohren hätte zu sich nehmen und wirken lassen können. Jeden Gallier würde er danach aus seinen Jesus-Latschen hauen, das ist sicher. ALAMAAILMAN VASARET sind der Miraculix des Prog – ein wirklich interessanter Gedanke und zutreffend allemal. Aber zugleich auch die unglückliche Liebeserklärung eines Obelix an seine angebetete Falbala, dessen Eheversprechen wohl folgenden Verlauf genommen hätte! Wie ich das meine? Ganz einfach!

Valta“ (Kraft) trägt die Kraft der neun (Titel-)Herzen in sich, die in ihrer Musikalität mal hektisch oder verhalten, durchgedreht oder abgefahren, aber niemals eintönig klingt. Aber, aber – im Gegensatz zu den Vorgängeralben ist diese Kraft nicht mehr brachial, sondern etwas ruhiger und melodiöser ausgefallen. Die bestimmende Kraft liegt nicht mehr bei solchen Bezugspunkten wie KING CRIMSON, sondern eher bei VAN DER GRAAF GENERATOR und natürlich wie bereits gehabt bei ihren finnischen Landsleuten von APOCALYPTICA!

Während „Riistomaasiirtäjä“ noch kraftvoll das Album eröffnet, wird die Dynamik in „Henkipatto“ deutlich zurückgedreht und der Hörer fühlt sich in ein jüdisches Hochzeitsfest versetzt, bei dem das frisch vermählte Hochzeitspaar die Tanzrunde eröffnet. Ein verträumter Walzertakt trifft auf verspielte Klezmer-Klänge.

Doch keine Angst! „Hajakas“ wahrt nicht mehr die hochzeitliche Harmonie, sondern klingt eher wie der erste Ehekrach. Das Schlagzeug darf so richtig draufhauen auf die bis dahin zart gehaltenen Melodien und selbst das Schifferklavier stänkert gegen jeglichen Schönklang.

Mit „Norsuvaljakko“ wird’s dann düster. Die Gattin verweigert den sich mit Ehering erkämpften Sex im Schlafzimmer – und ich hätte jede Wette abgegeben, dass hier auch E-Gitarren einsetzen, um des Ehemanns Recht einzufordern. Aber das Booklet lässt mich als Wettverlierer dastehen. Keine Gitarren! Ist es wirklich möglich, mit Cello und Violinen solche E-Gitarre-Klänge zu erzeugen?! Ich bin sprachlos!

Ein Kontrabass erscheint auf „Haudankantaja“ als Streitschlichter und gibt einen etwas schunkeligen Rhythmus vor: „Liebe Eheleute, kuschelt endlich wieder, anstatt euch die Köpfe einzuschlagen!“, scheint er zu schlichten. Doch nichts da, der Gatte hat Latte und will f####n! Da braucht's keinen Schlichter sondern eher einen wilden Bläser, der auf „Luu Messingillä“ noch mal so richtig ins Horn stoßen darf.

Jetzt sollte es spätestens Zeit für den Scheidungsrichter sein – aber Nein! Nein! Nein! Denn irgendwie beginnt der Film noch einmal von vorn und vereint diese vor- und nachehelichen Exzesse in einem grandiosen, besänftigenden Finale in sich und schafft den Frieden, der nicht einschläfert, höchstens beischläft:

„Väärä Käärme“ kombiniert rhythmische Bläsereinlagen mit brachial rockenden Streicherattacken.
In „Uurnilla“ trifft anfangs eine gedämpfte Trompete auf eine Pump-Orgel, um mit zarten Piano-Tupfern und Cello ein trauriges Intermezzo darzubieten, das abschließend „Hirmuhallinto“ wiederum mit einer Pump-Orgel einleitet, damit urplötzlich ein krachendes Schlagzeug zum Duell gegen ein Cello antritt.

So sieht sie aus, eine Ehe, die alle Höhen und Tiefen in sich trägt und besonders die Tiefen locker überwindet, auch wenn dabei so einiges musikalisches Porzellan zu Bruch geht und ein tropfender Wasserhahn die letzte Lösung zu sein scheint.

Beinahe beängstigend wirkt das. Beängstigend gut!

FAZIT: Eine unterwelthämmernde Liebeserklärung!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4607x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Riistomaasiirtäjä
  • Henkipatto
  • Hajakas
  • Norsuvaljakko
  • Haudankantaja
  • Luu Messingillä
  • Väärä Käärme
  • Uurnilla
  • Hirmuhallinto

Besetzung:

  • Bass - Stakula
  • Keys - Miikka Huttunen
  • Schlagzeug - Santeri Saksala
  • Sonstige - Stakula (Saxofone, Tubax), Jarkko Niemelä (Trompete, Alto Horn), Tuukka Helminen (Cello), Marko Manninen (Cello, Copperfish Theremin)

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  • keine Interviews
Kommentare
Mirko
gepostet am: 23.06.2012

Ich habe die Scheibe noch nicht gehört, sie kann aber ob der bisherigen Diskographie nur hervorragend sein.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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