Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Curved Air: Second Album (Review)

Artist:

Curved Air

Curved Air: Second Album
Album:

Second Album

Medium: CD
Stil:

„Kammerpop“

Label: Repertoire Records (UK)
Spieldauer: 42:19
Erschienen: 15.04.2011
Website: [Link]

Mit riesigem Einfallsreichtum entschlossen sich CURVED AIR wohl im Jahre 1971 einen mehr als ungewöhnlichen Titel für ihr 2. Album aus der Taufe zu heben. Ich kann mir gut vorstellen, wie hart die Diskussionen dazu im Studio oder am Stammtisch ausfielen, bis man sich endlich nach vielen schlaflosen Nächten und bangem Abwägen für die idealste und mit Abstand einfallsreichste Variante entschied und es …. „Second Album“ nannte.

Doch der „Einfallsreichtum“ dieses ausgefeilten Album-Titels konnte auch nicht verhindern, dass 1971 in England „Second Album“ in die Top 20 stürmte und „Back Street Luv“ sogar ein Smash-Hit (Die Single erreichte den 4. Platz der englischen Hitparade!) wurde. Aus heutiger Sicht fragt man sich aber, wie so etwas möglich sein konnte. Mal abgesehen davon, dass „Back Street Luv“ wirklich nichts Außergewöhnliches mit sich bringt, ist er aus der musikalischen Perspektive von CURVED AIR sogar ein echter Rohrkrepierer, weil er das Besondere, was der progressiven Folk-Rock-Band innewohnt, kaum enthält: die Ausbrüche an der Violine durch einen DARRYL WAY. Und man möge mich teeren und federn, aber wenn CURVED AIR einen Superstatus erlangten, dann garantiert nicht durch den Gesang einer SONJA KRISTINA, sondern ausschließlich durch die instrumentalen Ausflüge an der Violine und zusätzlich den Keyboards, die FRANCIS MONKMAN voller Leidenschaft bearbeitet.

Überhaupt wirkt SONJA KRISTINA bei CURVED AIR wie eine Fehlbesetzung. Im Gegensatz zu den Instrumentalisten, die wirklich das Letzte aus ihren Instrumenten herausholen, ist die Stimme der Sängerin stark limitiert. Am frappierendsten wird das bei dem Konzert-Album „Lovechild“ (1975) deutlich, bei dem sie live wie eine billige Zweitbesetzung von TOYAH klingt und eher für eine Punk- als eine Prog- oder Pop-Band geeignet schien. Als sie dann sogar völlig lächerlich ins Mikro bellte und damit nicht aufhörte, hatte sie bei mir verspielt. Zum Glück konnte man bereits in den frühen Siebzigern in den Studios wohl recht überzeugend an den Stimmen „rumwerkeln“, sodass auf den Studioalben Kristinas Gesang zwar als ansprechend, aber keinesfalls als charismatisch oder außergewöhnlich bezeichnet werden kann.

Trotzdem ist das „Second Album“ im Verhältnis zu den ersten drei Alben das deutlich schwächste. Während auf „Airconditioning“ (1970) Prog und Folk beeindruckend vermischt wurden und auf „Phantasmagoria“ (1972) psychedelische Klänge und sehr intensive Violinen-Klänge zum Einsatz kamen, bleibt „Second Album“ insgesamt recht farblos und weist höchstens einen kleinen Hang hin zu mehr Elektronik auf. Aus heutiger Sicht klingt das Album etwas altbacken, was vielleicht auch durch das permanente Ausblenden der Titelenden zusätzlich gefördert wird, wobei aber besonders die Aufmachung der CD gelobt werden muss. Repertoire Records hat sich 40 Jahre später mal wieder nicht lumpen lassen und die digital sehr gut restaurierte und klangtechnisch modern klingende Scheibe in ein Digi-Pack geschoben sowie ein 16-seitiges Booklet mit Liner-Notes von Chris Welch und einer Geschichte hinter jedem Song beigefügt. Interessant auch die Zeitungsartikel zu „Second Album“, in denen man lesen kann: „CURVED AIR experimentieren mit der Elektronik … aber keine Angst!“ oder „Diese LP ist der durchaus gelungene Versuch des englischen Quintetts, den Pop auf eine höhere künstlerische Ebene zu erheben.“ Und genau hier liegt wohl der Pferdefuß! Der Begriff Pop passt besser als Prog. Das wohl poppigste Album der ersten drei CURVED-AIR-Werke. Eine Feststellung, die mehr Tadel als Lob bedeutet.

Darum überlasse ich das FAZIT besser wieder einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1971:
„Auf 'Second Album' entstanden aparte, oft zauberhaft romantisch klingende Songs. Um die Instrumente rankt sich die unprätentiöse Stimme von Sonja Kristina (Im Zeitungsartikel ist der Name übrigens falsch geschrieben worden! - T.K.). Kammerpop á la CURVED AIR hat seinen ganz besonderen Charme.“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3765x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Young Mother
  • Back Street Luv
  • Jumbo
  • You Know
  • Puppets
  • Everdance
  • Bright Summer's Day '68
  • Piece Of Mind

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!