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Blacktop: Sour Milk (Review)

Artist:

Blacktop

Blacktop: Sour Milk
Album:

Sour Milk

Medium: CD
Stil:

Bluesrock

Label: Aunt Ricky / Just For Kicks
Spieldauer: 39:18
Erschienen: 01.07.2011
Website: [Link]

Den Punk, den sich diese Holländer auf die Fahnen schreiben, findet man bestenfalls in der Attitüde wieder, die das Trio auf seinem zweiten Album hervorkehrt: Viel Rock, Blues ohne striktes Zwölfgetakte und zum Glück kein allzu verbissenes Dogma, das ihnen wie ein Besenstil im Rektum steckt: BLACKTOP spielen Trio-Rock vom basischsten und hauen dabei frische wie kompositorisch überzeugende Songs mit Herz heraus. Mehr und weniger braucht man in diesem Genre absolut nicht, also beim potthässlichen Cover (nette Rückseite auch) mal nicht an eine Verunglimpfung von "Mutter" denken …

In "Never Been" startet die Gruppe fast so polternd schwer wie neulich die Jungspunde von RIVAL SONS, wenn auch abgeklärter und weniger offensiv an Vorbildern orientiert. Wie gesagt: Respektlosigkeit gerät zur Tugend, wo andere sich ängstlich an alte Regeln halten und Sternchen anhimmeln, die nicht heller strahlen, wenn man sie immer wieder abkupfert. "Lovesick Junky" klingt dessen ungeachtet sehr stark nach alten AEROSMITH, vor allem die Joe-Perry-Gedächtnisriffs von Mick Hup Der schwere Boogie "Keep On Moving" (wenigstens habt ihr nicht gewollt cool den letzten Buchstaben weggelassen) bedient dann nicht nur textlich genauso wie "Rock & Roll Attitude" zu viele Allgemeinplätze, sodass nur die Heaviness verzückt. "Big Ego" poltert hinterher wieder Bonzo-mäßig durch die Siebziger, wobei generell herausgestellt werden sollte, dass der Sound zwar roh, aber keinesfalls verbissen nach vintage klingt. Das lichte, bassbefeuerte Arrangement hebt sich angenehm vom dominanten Wust fetter Ohrfeigen-Riffs ab. Hup versucht sich an einem aus wenigen Tönen bestehenden Solo und reüssiert auf emotionaler Ebene: Wenig sagen, viel ausdrücken - wunderbar.

"Another World" klingt nach ZZ TOP oder AC/DC ohne Knurrhahn am Mikrofon, aber genauso stoisch wie die alte Dampfmaschine aus dem Untendrunter-Land … wo die Niederlande in Zukunft ja auch angeblich versinken werden. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele klassisch orientierte Rock-Truppen unsere lieben Nachbarn gegenwärtig ins Rennen schicken, um an der Spitze mitzufahren. Anderseits: GOLDEN EARRING oder VENGEANCE haben es unter etwas anderen stilistischen Koordinaten vorgemacht.

"Way On Down The Road" shuffelt wunderbar mit beseelten Vocals durchs Ziel, gleichfalls direkt wie an und für sich alle Tracks. Hakenschlagen, Fiedeln und uninspiriert Improvisieren ist nicht das Metier von BLACKTOP. Der Song hat Vorrang, und das ist verdammt gut so, solange man sich anders als in zwei, drei Fällen nicht abgegriffener Bildersprache und einseitiger tonaler Motivik bedient. Weitere Highlights: "Gravy" als fuzzy Antreiber sowie das bleierne, besonders weit auf der Traditionsschiene zurückfahrende Abschlussstück - LED ZEP stehen gleich hinter der nächsten Ecke. Der Titeltrack gerät zunächst soweit vorhersehbar, schlägt dann aber in einen ganz famosen Slow-Blueser mit Doom-Assoziationen um, ehe der alte Duktus wieder aufgegriffen wird, "no kingdom come" und "no hell below", so soll es sein. Wer braucht schon menschgemachte Konzepte von etwas vermeintlich Höheren oder Tieferen, wenn er selbst sehr viel an seiner eigenen Befindlichkeit ändern kann, indem er einfach die Hufe schwingt, statt die Hände zu falten. Echte Arbeitstiere, diese Asphalt-Cowboys.

FAZIT: Diese Elf steht wie Eins. BLACKTOP klingen nicht nach "Sour Milk", sondern unverbraucht, und das Verfallsdatum liegt in weiter Ferne - gerade in einer Zeit, da sich bluesige Wurzeltreue auch anderswo mit neuzeitlicher Frische verbindet. Den luftigen Minimalismus packen BLACKTOP besser als die vergleichbaren SUEDE BROTHERS zuletzt.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6668x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Never Been
  • Lovesick Junky
  • Sour Milk
  • Keep On Moving
  • Big Ego
  • Another World
  • Rock & Roll Attitude
  • Way On Down The Road
  • Gravy
  • Good Ones
  • Don't Come Around

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
mulehead-olli
gepostet am: 10.08.2011

Bravo, Herr Schiffmann, verdammt lesenswert diese Rezi! Und ganz ohne nervende wie unangebrachte Seitenhiebe auskommend, sehr formidabel!
Andreas
gepostet am: 10.08.2011

Ach, der alte Meckeresel ist auch wieder im Lande. Gut, dass ich Ihrer Gewogenheit würdig bin, Maestro :-)
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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